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Westdeutsche Zeitung: Liechtenstein = von Eberhard Fehre

Geschrieben am 19-02-2008

Düsseldorf (ots) - Der Steuerskandal hat auch seine bizarren
Seiten. Nach Tagen eher verschämten Schweigens meldet sich nun das
Fürstenhaus zu Wort. Und wir erfahren Erstaunliches: Der Zwergstaat
ist nicht nur ein Hort der Menschenrechte, sondern auch wehrloses
Opfer ines "Großstaates". Wenn wir den Erbprinzen richtig verstanden
haben, sieht er sich in der Rolle eines modernen Robin Hood, der die
Ausgebeuteten der Industriegesellschaft vor den Bütteln einer
raffgierigen Staatsbürokratie schützt. Denn es liege, so
Liechtensteins Staatschef, doch wohl am komplizierten Steuersystem in
Deutschland, dass so viele den Weg nach Vaduz nähmen, wo die Dinge so
klar und übersichtlich sind. Als ob es die Intelligenz eines
deutschen Postchefs über Gebühr beanspruche, wenn man von ihm
erwartet, seine Steuern zu zahlen.
Ernster ist da schon der Vorwurf, schließlich sei es ja wohl "die
kriminelle Energie der Deutschen", die sein Fürstentum in Verruf
bringe. Der Hinweis ist richtig. Ebenso richtig wie der Hinweis, dass
der Erbprinz offenbar nicht schlecht lebt von den Früchten dieser
"kriminellen Energie". Und mit großem Erfindungsreichtum jene
Institutionen zur Verfügung stellt, in denen sich diese "Energie"
gewinnbringend entladen kann. Die Empörung des Erbprinzen hat also
etwas von der moralischen Qualität eines Hütchenspielers, der sich
darüber beschwert, dass die von ihm Betrogenen sich nicht ganz
sauberer Mittel bedienten, um die gezinkten Instrumente ans Licht der
Öffentlichkeit zu bringen.
Doch diese Anmaßungen täuschen nicht darüber hinweg, dass auch wir -
Bundesregierung wie EU - solche Steueroasen über Jahre geduldet
haben. In Liechtenstein durfte man also schon fast auf eine geheime
Komplizenschaft vertrauen - in Brüssel wie Berlin waren ja weder die
hohe Zahl noch der Zweck der Geldinstitute in Vaduz ein Geheimnis.
Wer wie das Fürstentum von den Regeln des gemeinsamen Marktes
profitiert, sollte sich dann auch an die in der Union geltenden
Steuerrechte halten müssen.
Darüber sollte die Bundeskanzlerin sehr ernsthaft heute mit ihrem
Liechtensteiner Amtskollegen sprechen. Denn das würde - ganz nebenbei
- auch der zur Schau gestellten Empörung unserer Politiker etwas mehr
Glaubwürdigkeit verleihen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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