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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Zollitsch/Bischofskonferenz -

Geschrieben am 12-02-2008

Leipzig (ots) - Von Olaf Majer. Das war's, jetzt soll das ein
anderer machen. So verabschiedete sich der herzkranke Kardinal
Lehmann ganz unpathetisch vom Vorsitz der Bischofskonferenz. Der
wandelnde katholische Vermittlungsausschuss wirkte nach zwei
Jahrzehnten Kärrnerarbeit bei seinem Lebewohl erleichtert. Doch ganz
vorbei war's dann doch nicht mit der Ära Lehmann. Die deutschen
Bischöfe haben ganz in seinem Sinne den perfekten Nachlassverwalter
des Gute-Laune-Mainzers gewählt: Robert Zollitsch.
Robert wer? Zugegeben, viel hat man außerhalb des Freiburger
Erzbistums bislang nicht vom liberalen Gottesmann und begeisterten
Bergsteiger gehört. Das muss kein Makel sein. Vielleicht war es beim
Mini-Konklave im Kloster Himmelspforten sogar der entscheidende
Trumpf. Zu dröhnend drängten zuletzt die Erzklerikalen nach vorn. Zu
eitel und aufdringlich erschien manchem Altgedienten der Ehrgeiz der
jungen nachkonziliaren Generation. Sie alle haben einen Dämpfer
erhalten, der auch als letzter Fingerzeig des volksnahen Pragmatikers
Lehmann gelten darf. Deshalb ist die Wahl des Bischofs Zollitsch zwar
eine Übergangslösung - aber eine mit dem Charme der Überraschung und
des Ungewissen.
Probleme dürfen nicht verschwiegen, sondern müssen angepackt werden -
nach dieser Devise hat der Freiburger Bischof seit 2003 seine Diözese
im Griff. Zollitsch gilt als Organisationstalent und Macher. Passende
Voraussetzungen, um Großereignisse wie den gemeinsamen ökumenischen
Kirchentag 2010 in München in gelingende Bahnen zu lenken. Ohnehin
ist ein Machtwort-Bischof an der Spitze der deutschen Oberhirten
nicht gefragt. Als Gleicher unter Gleichen gelten Sanftmut und
Nachsicht als oberste Tugenden.
Doch reicht das in der Außenwirkung? Hier liegt das Risiko in der
Personalie Zollitsch. Während der Augsburger Mixa über Gebärmaschinen
poltert und der Kölner Meisner über entartete Kunst predigt, vertraut
der Leisegänger aus dem Breisgau auf die Kraft des Arguments. Der
kalkulierte Eklat anderer Oberhirten ist Zollitsch zuwider. Dies ist
löblich. Nur kann eine Totalverweigerung der Medienklaviatur in
ergriffener Langeweile enden. Zudem steht am anderen kirchlichen Ufer
mit dem sendungsbewussten Wolfgang Huber ein telegener
Oberprotestant, der vormacht, wie die Verkündigung auch vor der
Kirchenpforte seine Zuhörer findet.
Jede Brücke ist nur eine Übergangslösung, sagt das Sprichwort. Der
erklärte Brückenbauer Robert Zollitsch wird viel Kraft brauchen,
tragfähige Verbindungen zwischen den auseinander driftenden
Strömungen innerhalb der über 25 Millionen deutschen Katholiken zu
bauen. Die sind dringend notwendig, wenn 2014 aller Voraussicht nach
die Stunde des konservativen Überfliegers Reinhard Marx schlägt. Dass
der selbst ernannte Muntermacher im Glauben diesmal noch am Vorsitz
scheiterte, liegt auch an der Ausgeschlafenheit der
Bischofskonferenz: Marx soll sich erst einmal im neuen Bischofsamt in
München bewähren. Kein schlechter Eignungstest für einen, der mehr
will.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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