(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Winograd-Bericht

Geschrieben am 03-02-2008

Bielefeld (ots) - Die Winograd-Kommission, die der israelischen
Armee und der politischen Führung schwere Fehler während des
Libanon-Kriegs im Sommer 2006 bescheinigt, hat durch eine
entscheidende Formulierung dem Premierminister Ehud Olmert das
politische Überleben ermöglicht. Die schlecht vorbereitete
abschließende Bodenoffensive, die 33 Soldaten das Leben kostete, sei
»fast unvermeidbar« gewesen, heißt es in dem Abschlussbericht.
Folgerichtig forderte die Kommission unter Leitung des früheren
Richters Eliahu Winograd auch keine personellen Konsequenzen aus dem
Libanon-Debakel, das das Vertrauen der Israelis in die Stärke der
Armee nachhaltig erschütterte. Wegen dieser fehlgeschlagenen
Offensive hatten jedoch Olmerts Gegner seit Monaten dessen Rücktritt
gefordert.
Mit diesem Bericht hatte die Kommission Olmert auch nicht den Weg
verbaut, weiter mit dem Palästinenser-Präsidenten Mahmud Abbas über
einen Frieden zu verhandeln. So fühlte sich Olmert nach der
Veröffentlichung auch von einem Kainsmal befreit.
Nach tagelangem Zögern entschied sich gestern auch
Verteidungsminister Ehud Barak mit seiner Arbeitspartei für einen
Verbleib in der Koalition und vollzog damit einer Kehrtwende um 180
Grad. Barak, der sich bereits vor Monaten festgelegt hatte, nach
Erscheinen des Winograd-Berichts mit seiner Partei die Koalition zu
verlassen, hat damit viele seiner Anhänger vor den Kopf gestoßen.
Aber er hat mit dieser richtigen Entscheidung die politische
Handlungsfähigkeit der Regierung zu Beginn der Friedensverhandlungen
mit den Palästinensern erhalten. Damit hat er der Chance auf Frieden
vor einem Rücktritt als Konsequenz aus den Fehlern des
Libanon-Krieges den Vorzug gegeben.
Das Ende der Koalition wäre auch das Ende aller Friedensbemühungen im
Nahen Osten gewesen, für die US-Präsident George W. Bush sich zum
Ende seiner Amtszeit so vehement einsetzt. Ein Auseinanderbrechen der
Koalition und Neuwahlen hätten nur Oppositionsführer Benjamin
Netanjahu in die Hände gespielt. Er punktet in der Bevölkerung
derzeit mit dem Argument, dass Olmert mit seiner Politik gegenüber
den palästinensischen Extremisten die Sicherheit der Israelis nicht
garantieren könne. Den eingeleiteten Friedensprozess lehnt er ab. Ein
Sieg Netanjahus bei Neuwahlen wäre keine Überraschung, auch wenn sich
die US-Regierung als Israels Schutzmacht demonstrativ gegen ihn
gestellt hat.
Olmert und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas haben es zumindest
geschafft, dass Jerusalem und Ramallah wieder miteinander über
Frieden reden. Auf diesem Weg fortzuschreiten - bei allen
Schwierigkeiten, die sich auftürmen - ist für Israelis und
Palästinenser wichtiger, als durch personelle Konsequenzen aus
Fehlern der Vergangenheit eine friedensbereite israelische Regierung
scheitern zu lassen. Das hat Barak eingesehen und die für das
Überleben eines jüdischen Staates entscheidenden Verhandlungen nicht
aufs Spiel gesetzt.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

117713

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: zu Simonis: Stuttgart (ots) - Wenn Simonis ein Gefühl für die verheerenden Auswirkungen ihres fehlgeschlagenen Chaos-Managements gehabt hätte, wäre sie schon Anfang Dezember aus freien Stücken gegangen. Vielmehr wartete sie offenbar so lange, bis sie jetzt in der Krisensitzung bei Unicef vom Hof gejagt wurde. Der Schaden für Unicef ist hoch. Nichts kann ein Hilfswerk dem die Bürger ihr Geld anvertrauen sollen schlechter gebrauchen als Intrigen, Streit und Zwietracht. Schon in der Weihnachtszeit haben sich die Deutschen mit Spenden an Unicef zurückgehalten. mehr...

  • Westfalenpost: Erklärungsnot Heide Simonis bei Unicef gescheitert Hagen (ots) - Von Jörg Bartmann Wir kennen Heide Simonis als eine Frau, die gern im Rampenlicht steht. Wenn schon nicht mehr auf der politischen Bühne, dann doch zumindest im ehrenamtlichen Bereich. Aber auch das ist Vergangenheit. Die frühere Ministerpräsidentin Schleswig-Holsteins hat ihr Amt als Vorsitzende von Unicef Deutschland niedergelegt. Ob freiwillig oder gedrängt, ist in diesem Fall nicht wesentlich. Sie ist gescheitert mit dem Ansatz mehr Transparenz in den Geschäftsbereich von Unicef zu bringen. Da stellt sich nicht nur mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Sarkozy-Hochzeit Leipzig (ots) - Von Dieter WonkaSarko-SpektakelIch bin ein Star, holt mich hier raus. So dröhnt der deutsche Knaller-Sender RTL, um höhere Werbeerlöse und lukrative Zuschauer-Quoten zu erzielen. Dieses Einmaleins der schlichten Denkungsart funktioniert. Leider. Keine Frage, eine Angela Merkel wirkt im Vergleich zu dieser Inszenierung - obwohl die durchaus ihr Medien-Geschäft brutal gut beherrscht - wie eine schrullige Tante von anno dazumal. Wir erinnern uns:Zusammen mit ihrem Herrn Sauer stapfte Frau Merkel über Weihnachten, vermutlich mehr...

  • Rheinische Post: Die CDU sucht ihren Markenkern Kommentar VON SVEN GÖSMANN Düsseldorf (ots) - Die CDU löst sich aus der Schockstarre nach ihrem Wahldesaster in Hessen. Roland Koch findet die Sprache wieder und räumt eigene Fehler ein. Besserwisser aus seiner Partei melden sich zu Wort und sagen, was Koch hätte anders machen müssen. Ein bisschen spät, aber dafür risikolos. Als die CDU, auch Koch, Rat gebraucht hätten, wie sie auf die SPD-Mindestlohnkampagne hätten reagieren können, war es sehr still in der Union. Immerhin: Es ist wichtig, dass die CDU endlich darüber diskutiert, was ihr Markenkern in der globalisierten mehr...

  • Rheinische Post: Faszinosum USA Kommentar VON REINHOLD MICHELS Düsseldorf (ots) - Man könnte als Deutscher neidisch werden, wie sich Amerika, "the shining city on the hill" (Ronald Reagan über die "leuchtende Stadt auf dem Berge") immer wieder zu regenerieren versteht und dabei in einem basisdemokratischen Ausleseprozess namens Primaries (Vorwahlen) Persönlichkeiten hervorbringt, die zum Neuanfang blasen und die faszinieren jede auf ihre Art. Drei von ihnen Hillary Clinton, Barack Obama, John McCain können es realistischerweise bis ins Oval Office schaffen. Deutsche tendieren gefühlsmäßig zu Obama, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht