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LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Deutschen Bahn

Geschrieben am 10-05-2006

Leipzig (ots) - Abwarten
Von Andreas DunteKein anderes Unternehmen ist so der Kritik
ausgesetzt wie die Bahn. Verspätungen, Preiserhöhungen,
Streckenstilllegungen - Chefbahner Hartmut Mehdorn musste sich in
seiner sechsjährigen Amtszeit ein dickes Fell zulegen. Keiner, der
nicht aus eigener Erfahrung ihm irgendetwas vorhalten könnte.
Übersehen wird dabei gern, dass es ihm und seinen Vorgängern gelungen
ist, aus den chronisch defizitären Staatsbetrieben Bundesbahn und
Reichsbahn nach ihrer Zusammenlegung ein modernes
Wirtschaftsunternehmen zu machen.
Doch die bisweilen starrsinnige Art, mit der Mehdorn im Unternehmen
seine Erfolge zimmert, scheint ihm jetzt gehörig auf die Füße zu
fallen. Um noch in seiner Amtszeit bis 2008 die Weichen für den
Börsengang zu stellen, fährt die Bahn seit Wochen eine
Informationsoffensive, legt sich mit Parlamentariern an und schickt
ihren neuen Cheflobbyisten, den früheren bayerischen Verkehrsminister
Otto Wiesheu, in die Schlacht. Die diffamierenden Beurteilungen von
Experten, die über die Zukunft des Schienenriesen mitentscheiden, und
nicht zuletzt die unglückliche Parteinahme von Bundesverkehrsminister
Wolfgang Tiefensee (SPD) haben die Reihen der Mehdorn-Kritiker eher
noch gestärkt.
Alles sieht jetzt danach aus, dass die Bahn ohne ihr Netz an die
Börse gebracht werden soll - wogegen sowohl die Gewerkschaft Transnet
als auch die Betriebsräte Front machen werden. Ein heißer Tanz der
Unternehmerseite steht bevor, der sich auf Zerschlagungsszenarien,
Arbeitsplatzabbau und Lohndumping konzentrieren wird.
Eine höchst unerfreuliche Entwicklung, an der die Politik gehörig
Mitschuld trägt. Obwohl zu 100 Prozent Eigentum des Bundes, hat es
dieser versäumt, der Bahn ein klares Aufgabenprofil zu verpassen.
Nicht erst seit dem Zukauf des US-amerikanischen Flug- und
Schiffslogistikers Bax oder dem Engagement im Hamburger Hafen samt
angedrohtem Umzug der Zentrale in die Hansestadt ist klar, dass
Mehdorn einen Welt-Logistik-Konzern schmiedet. Einen, der sich in
China genauso engagieren will wie in den Emiraten - finanziert aus
Steuergeldern und den Fahreinnahmen sowie mit Duldung der Politik.
Es ist unstreitig, dass die Bahn plus Schienennetz einen höheren
Kapitalwert erzielt. Und dass eine Trennung von Verkehr und Netz
organisatorisch schwieriger und deshalb zeitaufwendig ist. Aber wenn
die Bahn sich anschickt, ein freier Global-Player zu werden, dann
sollte sie die Abspaltung des von öffentlicher Hand finanzierten
Netzes akzeptieren und nicht wie ein Zwitter auftreten:Auf der einen
Seite will sie alle Freiheiten des Marktes genießen und auf der
anderen fordert sie langfristige Finanzgarantien vom Bund, um die
Kapitalmarktfähigkeit zu erreichen.
Unterm Strich ist Eile nicht geboten. Die Bahn sollte noch eine
gewisse Zeit beweisen, dass sie Rendite erwirtschaften und ihre
Schulden abbauen kann. Eine solche Story kommt dann auch bei den
Anlegern viel besser an.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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