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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Koch/Große Koalition/Wahl -

Geschrieben am 18-01-2008

Leipzig (ots) - Von Dieter Wonka. Der brutalst schwarze Mann in
Hessen und in der Bundes-CDU schwankt. Dass es soweit eine Woche vor
der Landtagswahl überhaupt kommen konnte, ist eine Polit- und
Kulturrevolution. Unmittelbar nach Schröders erster Wahl zum Kanzler
zerbröselte seinerzeit die SPD-Ländermacht. Jetzt könnte, nach zwei
Jahren ungenauer großkoalitionärer Merkel-Führung, der Union
ähnliches passieren. Schuld waren damals weniger die Länderfürsten.
Die Verantwortung würde auch dieses Mal eher bei der Chefin als bei
einigen Unterlingen gesucht werden. Das macht die Lage in Hessen, für
die CDU, schon jetzt brandgefährlich. Für Koch sowieso, aber wohl
noch mehr für Merkel.
Dass die stahlharte Hessen-CDU wankt, ist kaum das Verdienst der SPD.
Die redet sich als Opposition in Bund und Land die Lage schön,
verteilt beinah so wie früher, denkt fast wie vor den Schröder-Zeiten
und macht, mit Beck und der nicht viel weniger ungenauen Frau
Ypsilanti, einen sozialen Wohlfühlkurs. Interessant dabei ist, dass
die SPD-Basis so agil mitspielt. Derart motiviert haben sich Genossen
selten öffentlich als SPD-ler im Wahlkampf vorgestellt wie in Hessen.
Wo ein Gegner ist und eine eigene Wärmestube lockt, da kommt man gern
mit.
Koch fährt eine klare Kante. Seine Themen sind attraktiv, weit über
die eigene Anhängerschaft hinaus. Doch die Wähler sind nicht mehr
ganz so einfach hinters Licht zu führen. Sachliche und persönliche
Glaubwürdigkeit gehören zusammen. Das allein ist schon ein gutes
Ergebnis eines spannenden Wahlkampfes. Koch ist drauf und dran, am
eigenen Image zu scheitern. Auch wenn erst die letzten Tage und
Stunden die große Entscheidungswelle bringen dürften. Aber womit für
Koch?
Die Kommunisten sollen es richten. Für den CDU-ler dienen sie als
Schreckgespenst. Für die SPD sind sie Regierungsreserve.
Vorausgesetzt, sie schaffen den Einstieg in die westdeutsche Fläche.
Zögern dürfte die SPD eigentlich nicht: Programmatisch sind sich Frau
Ypsilanti und die Linke näher als beispielsweise Peer Steinbrück und
Andrea Nahles.
Viel spricht dafür, dass das TV-Kandidatenduell am Sonntag über Sieg
oder Niederlage entscheidet. Dass es so weit kommt, haben ganz sicher
weder Koch noch Ypsilanti gedacht.
Stürzte Koch, dann wäre für die großen Matadore im Bund die Krise
ganz besonders groß. Merkel dürfte kritisch gefragt werden, wofür sie
selbst eigentlich steht, was nutzt sie und was nützen ihre guten
Werte der Union? Sie wird sich erklären müssen. Das fällt ihr
bekanntlich sehr schwer.
Und für SPD-Beck wäre nicht nur der Weg zur Kanzlerkandidatur
endgültig frei. Der Oppositionsführer aus Mainz würde ganz sicher dem
irrigen Glauben erliegen, die SPD habe festen Boden unter den Füßen
und der Sieg sei nur noch eine Frage der Zeit. Ihn wird die Linke
immer weiter treiben. Vermutlich schreckt die Drohung mit den
Kommunisten vor der Haustür keine Mehrheit mehr. Aber die Aussicht
auf eine ideologische Alternative dürfte der großen Koalition das
Regieren todsicher erschweren.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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