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Westdeutsche Zeitung: Die Debatte um die jüngsten Gewaltexzesse ist verlogen - Jugendliche brauchen schnelle Sanktionen = Von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 01-01-2008

Düsseldorf (ots) - Der Streit um wirksamere Strafen gegen junge
Gewalttäter leidet wie alle gesellschaftspolitischen Debatten unter
ihrer parteipolitischen Instrumentalisierung. Mit seinem Ruf zur
Abschiebung ausländischer Schläger hat Roland Koch die hessische
Landtagswahl Ende Januar befeuert. Zu dumm nur, dass die Vorkommnisse
der vergangenen Tage zeigen: Das Problem ist keineswegs auf
ausländische Jugendliche beschränkt. Ebenso eilfertig scheint die
reflexhafte Abwehr von Justizministerin Brigitte Zypries gegen den
Vorschlag, jungen Straftätern in Erziehungscamps den Kopf zu waschen.
Die Debatte verläuft wie so häufig nach dem Muster: Wenn Stammtische
und linksliberale Idealisten bedient worden sind, können wir zur
Tagesordnung übergehen.

Am Anfang sollte die Erkenntnis stehen, dass Gewaltexzesse und
Drogensucht bei Jugendlichen ganz ähnliche Wurzeln haben: Deformierte
Persönlichkeiten, die einen Mangel an Zuneigung, Vorbildern und
persönlichen Perspektiven in Zerstörung oder Selbstzerstörung lenken.
Solche Ursachensuche redet keiner Kuschelpädagogik das Wort. Sie
belegt aber das Primat der Vorbeugung. Die Zusammenarbeit von
Jugendämtern, Sozialämtern, Schulen und Polizei steckt in Deutschland
noch in den Kinderschuhen. Wer aber wie die hessische Landesregierung
Präventionsprogramme sogar zurückgefahren und Stellen bei der Polizei
und in der Justiz abgebaut hat, der sollte den Mund nicht ganz so
voll nehmen.

Auch die besten Vorsorgeprogramme aber werden Sanktionen gegen
jugendliche Gewalttäter nicht überflüssig machen. Hier gilt der
Grundsatz, den alle erfahrenen Eltern und Pädagogen kennen: Die
Strafe oder der Ausgleich für eine begangene Tat müssen möglichst
sofort folgen. Auch an diesem Punkt ist die Praxis des
Jugendstrafrechts in Deutschland noch meilenweit vom Ziel entfernt.

Bleibt die Frage nach den Erziehungscamps. Wer um die fatale
Wirkung von Untersuchungshaft und Gefängnisstrafen auf jugendliche
Täter weiß, kann diese Idee nur begrüßen. Das Problem: Solche Camps
könnten nur mit einer erheblich aufwändigeren Betreuung Erfolg haben.
Schon deshalb wird dieser Vorstoß das Stadium praktischer Politik
erst gar nicht erreichen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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