(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Lea-Sophie

Geschrieben am 26-11-2007

Bielefeld (ots) - Wieder ist ein Kind qualvoll zu Tode gekommen.
Lea-Sophie aus Schwerin. Fünf Jahre jung. 7,4 Kilo leicht.
Verhungert. Verdurstet. Von den Eltern vernachlässigt.
Vernachlässigt?
Nein! Mit dieser lapidaren Bezeichnung lässt sich das Geschehene
nicht einmal ansatzweise beschreiben. Von einer Vernachlässigung
lässt sich sprechen, wenn sich die Eltern nicht darum kümmern, dass
der Nachwuchs regelmäßig zur Schule geht oder die Hausaufgaben macht.
Wenn, wie erst vor wenigen Monaten in Berlin oder Hamburg
vorgekommen, Kinder in völlig verdreckten Wohnungen für längere Zeit
auf sich allein gestellt hausen müssen, sprengt das schon jeden
Rahmen von Vernachlässigung. Das ist Missbrauch. Missbrauch von
Verantwortung. Und dafür kann es keine Entschuldigung geben.
Ebensowenig ist es zu entschuldigen, dass sich angesichts des
unfassbaren Hungertodes von Lea-Sophie eine parteipolitische
Auseinandersetzung entwickelt. Das ist unwürdig. Zu lange wird schon
diskutiert und lamentiert. Kevin, Jessica, Lea-Sophie. Nur drei Namen
auf einer unendlich langen Liste der Namen betroffener Kinder. Und
nach jedem neuen Fall werden wieder Reden geschwungen, werden
Ausschüsse einberufen, wird nach Schuldigen gesucht.
Natürlich sind es zuallererst die Eltern, die hier versagt haben. Sie
haben Tag für Tag mitangesehen, wie ihre Tochter dem Tode näher kam.
Die jetzt vielstimmig geforderten jährlichen Pflichtuntersuchungen
hätten das aber keineswegs verhindert. Lea-Sophies dramatischer
Leidensweg begann nach Auskunft der Ärzte vermutlich erst vor einigen
Monaten. Die Gründe dafür sind unklar. Geldmangel war es kaum.
Schließlich waren die Haustiere gut genährt.
Auch der zwei Monate alte Bruder des verhungerten Mädchens muss einen
guten Eindruck hinterlassen haben. Schließlich hatten die Eltern den
Jungen bei sich, als sie zum vom Jugendamt anberaumten Termin
aufgrund eines anonymen Hinweises kamen. Gerade wegen dieses
Hinweises aber hätten die Mitarbeiter nachhaken und sich auch ein
Bild von Lea-Sophie machen müssen. Hier ist klar ein Fehler zu
erkennen.
Spätestens jetzt gilt es, daraus zu lernen. Gut ist die von Ursula
von der Leyen vorgebrachte Idee eines verbindlichen Einladewesens zur
Vorsorgeuntersuchung: Wer nicht kommt, erhält Besuch vom Jugendamt.
Gut ist auch das soziale Frühwarnsystem, wie es im Kreis Gütersloh
praktiziert wird. Nach jeder Geburt kommt eine Hebamme ins Haus, um
sich einen Eindruck zu verschaffen.
Warnsysteme sind jedoch kein Allheilmittel. Bei Lea-Sophie wurde
gewarnt, die Eltern des Kindes waren beim Jugendamt bereits bekannt.
Weitaus wichtiger ist deshalb die Hilfe, die fachmännische
Begleitung. Nur mit ständiger Unterstützung von Problemfamilien
können qualvolle Todesfälle wie der von Lea-Sophie verhindert werden.
Darüber kann und darf es keinen politischen Streit geben.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

106783

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Russland vor der Wahl Bielefeld (ots) - Eine »Konfrontations-Strategie« in der Außenpolitik hat die SPD-Führung speziell der Kanzlerin vorgeworfen. Diese Vorwürfe sind noch nicht verhallt, da muss auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier erkennen, dass sich in der Menschenrechtspolitik mit Leisetreterei nichts erreichen lässt. Nicht gegenüber China, aber auch nicht gegenüber Russland mit seinem »lupenreinen Demokraten« Wladimir Putin. Steinmeiers »Sorge« über die Entwicklung in Russland kommt sehr spät. Mit der Festnahme des Oppositionellen Garri Kasparow mehr...

  • WAZ: Der Streit um unsere Außenpolitik: Peking, Moskau, Berlin - Leitartikel von Ulrich Reitz Essen (ots) - Bisweilen scheint Geschichte sich doch zu wiederholen. Es ist schon bemerkenswert, wie im aktuellen außenpolitischen Streit zwischen Union und SPD die alten Muster aus der Versenkung auftauchen. Im Verhältnis zwischen den beiden Staaten in Deutschland und zur damaligen Sowjetunion setzte die SPD auf Dialog und Durchdringung und allmählichen Systemwechsel in den Diktaturen. Die Union hielt dies für Leisetreterei und plädierte für mehr Profil, also Konflikt. Dies wiederum hielt die SPD für schädlich, weil man so gegenüber mehr...

  • WAZ: Mehr Gewalt durch Jugendliche: Prävention nötig - Kommentar von Christoph Meinerz Essen (ots) - Mehr Gewalt, mehr Drogendelikte, und inzwischen stehen mehr Betrüger als Verkehrssünder vor Gericht. Besonders erschreckend ist der starke Anstieg von Gewaltkriminalität bei Jugendlichen. Schnelleres Strafen, Appelle an Lehrer und Eltern, sich intensiver zu kümmern, und die Hoffnung auf eine "breite gesellschaftliche Ächtung von Gewalt" werden jedoch aus frustrierten jungen Menschen keine braven Bürger machen. Wer Kriminalität verhindern will, muss Menschen frühzeitig eine überzeugende (andere) Lebensperspektive geben. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Die Evangelische Kirche und die Braunkohle Zu früh für Schlussstrich Cottbus (ots) - Dass man mit Lausitzer Braunkohle heizen kann, ist hinreichend bekannt. Dass man damit auch einander einheizen kann, erlebt derzeit die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Während sich die Landessynode und die Kirchenleitung zurückhaltend zu den neuen Tagebauplänen in der Lausitz äußerten, sprachen sich die Kreissynoden der Kirchenkreise Cottbus und Senftenberg-Spremberg klar dagegen aus. "Hemmungslos" und "nicht zu rechtfertigen" seien die neuen Tagebaue, sagen die Lausitzer Synodalen. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Vorerst keine Umweltzonen in der Region Noch nicht abgehakt Cottbus (ots) - Mit der Umweltzone handeln sich 20 Städte in Deutschland einigen Ärger ein. Der Streit in Berlin über das langwierige Prozedere beim Genehmigen von Ausnahmen für Fahrzeuge, die man eigentlich nicht mehr in dem mit Feinstaub stark belasteten Innenstadtgebiet sehen will, ist dafür nur ein Beispiel. Fuhr- und Kurierdienst-Unternehmer beschweren sich überdies zu Recht darüber, dass sie die Ausnahmegenehmigungen für jede Umweltzonen-Stadt immer wieder neu beantragen müssen. Das muss wie Schikane wirken und viele Autofahrer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht