(Registrieren)

Fünf Jahre Uni sind nicht in zwei Wochen nachzuholen (Leitartikel von Fatima Krumm)

Geschrieben am 30-12-2019

Düsseldorf (ots) - Immer wieder die Lehrer. Zu viele in den falschen Fächern, zu
wenige an der richtigen Schulform. Wenn der Präsident des deutschen
Lehrerverbands die Schmalspur-Qualifikation von Quereinsteigern als Verbrechen
an Kindern bezeichnet, ist das zwar juristisch gesehen ein falscher Begriff. Vom
Laienverständnis her liegt er aber vollkommen richtig.

Ohne qualifizierte Lehrkräfte werden Kinder ihrer Chancen beraubt. Vor allem die
Grundschule, in der mit Lesen und Schreiben die Grundlagen für die spätere
Leistungskompetenz gelegt werden, muss jedem Kind das Beste bieten. Die neusten
Pisa-Ergebnisse zeigen, dass ein Fünftel der Schüler nur unzureichend bis gar
nicht lesen kann. Da braucht es erst recht geballte Kompetenz im Klassenzimmer.

Wer lesen und schreiben kann, kann es noch lange nicht kompetent vermitteln.
Kinder zu alphabetisieren bedarf besonderer pädagogischer und didaktischer
Kenntnisse. Ein Lehramtsstudium dauert im Schnitt fünf Jahre, das Referendariat
je nach Land ein bis zwei Jahre. Erst danach ist eine Lehrkraft vollständig
qualifiziert, Schüler eigenständig zu unterrichten. Neben dem Fachwissen - das
im Unterricht meist eine untergeordnete Rolle spielt - geht es um Lernstrategien
und Kompetenzorientierung, um Motivation und darum, den Kessel der Konflikte im
überaus heterogenen Sozialgefüge auf Sparflamme zu halten. Das lernt man nicht
in einem Zwei-Wochen-Seminar. Inklusion und Integration managt auch niemand
intuitiv.

Das Problem ist auch, dass viele denken, weil sie selbst mal Schulkind waren,
wüssten sie, wie der Beruf funktioniert. Nein. Lehrer sein bedeutet nicht, sich
vor die Klasse zu stellen und ein bisschen was zu erzählen, während die Kinder
stillsitzen. Das war vielleicht mal so. Zumal der Frontalunterricht mittlerweile
verpönt ist. Binnendifferenzierung und individuelle Lernpläne sind die Methoden
des Zeitgeistes. Wenn die Quereinsteiger darauf nicht optimal vorbereitet
werden, sind nicht nur die Kinder die Leidtragenden. Auch der motivierteste
Quereinsteiger wird nicht lange durchhalten, wenn ihm keine ausreichenden
pädagogischen und didaktischen Mittel an die Hand gegeben werden. Mit Motivation
allein ist das nicht zu stemmen.

Quereinsteiger sind eine gute Stütze, um die Not zu überbrücken. Keinesfalls
dürfen sie ohne Nachqualifikation dauerhaft unterrichten. Kinder haben einen
Anspruch auf gute Bildung. Und Eltern darauf, dass ihre Kinder in der Obhut von
Fachkräften sind. Sollten Eltern merken, dass Unqualifizierte vor ihren Kindern
stehen, könnte das zudem den Boom von Privatschulen fördern, soziale Trennung
inklusive.

Pressekontakt:

Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/62556/4480671
OTS: Westdeutsche Zeitung

Original-Content von: Westdeutsche Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

716178

weitere Artikel:
  • Kanzler Söder? / In der Union hat der Poker um Merkels Nachfolge begonnen. Nach Kramp-Karrenbauers Patzern rückt der CSU-Chef als möglicher Kandidat in den Fokus. Regensburg (ots) - Von Konrad Adenauer ist überliefert, dass er sich am Wahlabend zu Bett begab. Am nächsten Morgen ließ sich der erste Bundeskanzler darüber informieren, dass die Union die Bundestagswahlen gewonnen hatte. Das waren Zeiten. Rund sechs Jahrzehnte später ist die politische Situation gründlich verändert. Die Herausforderungen sind viel komplizierter, globaler als zu Adenauers Zeiten. Frühere Stammwählerschaften bröckeln. Die Bindung an und Vertrauen in bestimmte Parteien verflüchtigen sich. Klassische und sogenannte soziale mehr...

  • Kommentar: Heimat im neuen Jahrzehnt // von Horst Thoren Düsseldorf (ots) - Die allgemeine Verunsicherung hat die Heimat erreicht. Der heimische Gartenzaun ist höher geworden. Der Rückzug ins Private, noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts Garant für das gute Gefühl der Geborgenheit, hilft vielerorts nicht mehr. Die Umwälzungen der globalisierten Welt - Klima, Finanzen, Terror, Flüchtlinge - erreichen nun, was lange sicher und unantastbar schien: Heim und Heimat, Familie und Verein, Dorf und Stadt. Meinungsforscher sprechen von einem Paradigmenwechsel. Was über lange Jahre galt, hat seine mehr...

  • Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum WDR-Skandal Bielefeld (ots) - Tom Buhrow weiß genau, dass nach dem Videoskandal die Debatte über die Rundfunkgebühren Fahrt aufnimmt. Und so macht der WDR-Intendant das Fass selbst auf und spricht offen an, dass es 2020 für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ums Geld geht. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) legt die Höhe des Zwangsbeitrags für den Zeitraum von 2021 bis 2024 fest. Für die Sender geht es um zig Millionen Euro. Immer mehr Beitragszahler beurteilen das, was mit ihrem Geld produziert und wer davon bezahlt mehr...

  • Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Jahreswechsel Bielefeld (ots) - Was ist das nur für eine verrückte Zeit, in der wir leben? Auch am Silvesterabend wird uns das exemplarisch wieder vor Augen geführt. Wir wollen den Hunger bekämpfen, aber gleichzeitig werden allein in Deutschland etwa 130 Millionen Euro für Feuerwerkskörper verballert. Wir wollen sorgsam mit der Umwelt umgehen, aber dennoch werden zum Jahreswechsel rund 4500 Tonnen Feinstaub freigesetzt. Das entspricht etwa 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge. Weihnachten war das skurrile Verhalten mehr...

  • Kommentar zur großen Koalition Stuttgart (ots) - Die Frage, ob Schwarz-Rot auch 2020 regieren wird, hat sich abgenutzt. Das liegt vor allem an jenen, die so oft, gern und beliebig mit Scheitern gedroht haben. Die aus Angst so schrill und laut gepfiffen haben, bis sie keinen richtigen Ton mehr trafen. Der soundsovielte Wechsel an der Parteispitze hat der SPD weder Aufmerksamkeit noch Rückenwind beschwert. In der Union, die ebenfalls Zeit braucht, um sich inhaltlich und personell zu stabilisieren, nimmt man es beruhigt zur Kenntnis.So dürfte es 2020 weitergehen wie mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht