(Registrieren)

Frauen mit Fluchthintergrund erreicht man am besten über ihre Kinder / Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen des BMFSFJ legt Gutachten vor (FOTO)

Geschrieben am 11-11-2019

Berlin (ots) -

Während die Migration nach Deutschland seit 2015 anfangs von jungen,
alleinreisenden Männern dominiert wurde, sind zunehmend auch Frauen, zumeist mit
ihren Partnern und Kindern, zugezogen. Dies geht aus einem Gutachten zur
Familiensituation von Geflüchteten hervor, das der Wissenschaftliche Beirat für
Familienfragen dem Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) vorgelegt hat. Das
Gutachten mit dem Titel "Familien mit Fluchthintergrund: Aktuelle Fakten zu
Familienstruktur, Arbeitsmarktbeteiligung und Wohlbefinden" präsentiert neueste
und repräsentative Daten zur Kinderzahl, Familienformen und Fluchthintergrund
von Personen, die zwischen 2015 und 2017 aus Syrien, Afghanistan, Irak und
Eritrea nach Deutschland gekommen sind.

Ein Großteil der Geflüchteten, die mit einem Partner zusammenleben, hat Kinder,
die noch relativ jung sind. Bei rund zwei Dritteln der Familien mit Kindern im
Haushalt ist das jüngste Kind unter 6 Jahre alt (siehe angehängte Grafik).

"Die Daten unterstreichen, dass die Politik hier vielfältige Möglichkeiten zur
Intervention hat, um beispielsweise den deutschen Spracherwerb der Kinder
frühzeitig zu fördern", sagt Katharina Spieß, Forscherin am Deutschen Institut
für Wirtschaftsforschung und Mitverfasserin der Studie.
"Kindertageseinrichtungen sind zudem ganz zentral, wenn Frauen an Ausbildungs-
und Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen oder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen
wollen".

Die Erwerbstätigenquote von geflüchteten Frauen fällt laut der Studie auffällig
niedrig aus. Im Schnitt haben lediglich zwei Prozent der Frauen, die zwischen
2015 und 2017 nach Deutschland gekommen sind, angegeben, dass sie einer
Beschäftigung nachgehen. Neben den Barrieren, denen sich grundsätzlich alle
Geflüchteten gegenübersehen, die eine Erwerbstätigkeit anstreben, sind hier
außerdem unterschiedliche kulturelle Wertvorstellungen zur Erwerbsarbeit und zur
Rolle der Frauen in der Gesellschaft oder in der Partnerschaft von Bedeutung.
Darüber hinaus erklären Sprachbarrieren und fehlende Bildungsabschlüsse die
niedrige Erwerbsbeteiligung geflüchteter Frauen.

"Auf Grund der niedrigen Erwerbstätigkeit fehlt bei Frauen oft die Möglichkeit,
sich über die Erwerbsbeteiligung in die Gesellschaft zu integrieren. Das
Kinderbetreuungssystem wie auch das System der Erziehungshilfen kann in diesen
Fällen eine besonders wichtige Schnittstelle sein, um Mütter mit
Fluchthintergrund zu erreichen," so Michaela Kreyenfeld, Soziologieprofessorin
an der Hertie School und Mitautorin des Gutachtens.

Die Mehrheit der geflüchteten Frauen lebt mit einem Partner zusammen. Allerdings
sind 15 Prozent alleinerziehend. Einige dieser Frauen haben erst nach Verlassen
des Herkunftslandes Kinder bekommen, teilweise wurden sie Opfer von
Vergewaltigungen. Die Gutachterinnen gehen davon aus, dass die Gruppe der
Alleinerziehenden vielfältigen sozialen Risiken und psychischen
Belastungssituationen ausgesetzt ist.

Im Anhang finden Sie eine druckfähige Grafik zum Alter der Kinder (nur Kinder
unter 18 Jahren im Haushalt), hochgerechnete Werte.

Quelle: Mikrozensus 2017; Bevölkerung der Zuwanderungsjahre 2015 bis 2017 der
Nationalitäten Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea, Alter 18 bis 65 Jahre;
N=2795, eigene Berechnungen.

Das Gutachten "Familien mit Fluchthintergrund: Aktuelle Fakten zu
Familienstruktur, Arbeitsmarktbeteiligung und Wohlbefinden" finden Sie unter
http://ots.de/dkoDI5.

Autoren sind Martin Bujard, Claudia Diehl, Michaela Kreyenfeld, C. Katharina
Spieß und der wissenschaftliche Beirat für Familienfragen beim
Bundesfamilienministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Die
Ergebnisse des Gutachtens basieren auf dem Mikrozensus 2017 und der
IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2016/2017.

Die Hertie School in Berlin bereitet herausragend qualifizierte junge Menschen
auf Führungsaufgaben im öffentlichen Bereich, in der Privatwirtschaft und der
Zivilgesellschaft vor. Sie bietet Masterstudiengänge, Executive Education und
Doktorandenprogramme an. Als universitäre Hochschule mit interdisziplinärer und
praxisorientierter Lehre, hochklassiger Forschung und einem weltweiten Netzwerk
setzt sich die Hertie School auch in der öffentlichen Debatte für "Good
Governance" und moderne Staatlichkeit ein. Die Hertie School wurde 2003 von der
Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet und wird seither maßgeblich von ihr
getragen. Sie ist staatlich anerkannt und vom Wissenschaftsrat akkreditiert.
www.hertie-school.org



Pressekontakt:
Regine Kreitz, Director Communications, Tel.: 030 / 259 219 113,
Email: pressoffice@hertie-school.org

Twitter: https://twitter.com/thehertieschool
Facebook: https://www.facebook.com/thehertieschool/
LinkedIn: https://www.linkedin.com/school/55258/

Original-Content von: Hertie School, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

709851

weitere Artikel:
  • Circular Berlin Finalist für den Transformative Action Award 2019 Brüssel (ots) - Das Projekt Circular Berlin hat es in die engere Auswahl des Transformative Action Award 2019 geschafft und sich damit gegenüber einer starken Konkurrenz von 40 Mitbewerbern durchgesetzt. Die Auszeichnung wird bereits zum dritten Mal an Projekte vergeben, die in besonderem Maße und auf unkonventionelle Weise dazu beitragen, die Pariser Klimaziele zu erreichen. "Der Transformative Action Award honoriert das Engagement von Städten und Gemeinden für die Entwicklung neuer und zukunftsfähiger Formen des Wirtschaftens mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Landtag wird sich mit Bergisch Gladbacher Missbrauchsfall befassen - SPD hat Fragen zu "Pannen" bei Ermittlungen Köln (ots) - Düsseldorf. Der mutmaßlichen Pannen von Polizei und Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen im Fall des sexuellen Kindesmissbrauchs von Bergisch Gladbach werden Thema im Düsseldorfer Landtag. Der SPD-Abgeordnete Sven Wolf will in der Fragestunde der nächsten Plenarsitzung am Mittwoch dazu Fragen an das Innen- und das Justizministerium richten. "Der Umgang der Sicherheitsbehörden mit diesem schlimmen Fall wirft zahlreiche Fragen auf", sagte der Wolf dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe). "Weil sich ein Pädophiler mehr...

  • Aktuelle Stunde im Landtag: "Starke Kommunen - starkes Bayern!" München (ots) - Auf Vorschlag der CSU-Fraktion befasst sich der Bayerische Landtag morgen in der Aktuellen Stunde mit dem Thema "Starke Kommunen - starkes Bayern!". Anliegen der CSU-Fraktion ist es hierbei insbesondere, die kommunale Selbstverwaltung zu erhalten und weiter zu stärken. Dazu erklärt CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer, der selbst auch Stadtrat in Kempten ist: "Keine Frage, dass wir uns Tag für Tag intensiv und konsequent auf allen Ebenen von München über Berlin bis Brüssel für die Anliegen unserer Kommunen einsetzen. mehr...

  • Der Tagesspiegel: Mehrheit der Berliner würde Kandidatur von Giffey unterstützen Berlin (ots) - Eine relative Mehrheit der Berliner ist dafür, dass Bundesfamilienministerin Franziska Giffey in Berlin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin kandidiert. 47,9 Prozent der wahlberechtigten Bürger fänden das gut, ergab eine exklusive Umfrage des Instituts Civey im Auftrag des Tagesspiegels (Dienstagausgabe). 34,2 Prozent der Befragten lehnen eine Kandidatur Giffeys ab, 17,9 Prozent sind unentschieden. Die nächste Abgeordnetenhauswahl findet im Herbst 2021 statt. Besondere Unterstützung erfährt die ehemalige Neuköllner mehr...

  • Rheinische Post: BA-Chef Scheele rechnet nach Koalitionsbeschluss mit 1,2 Milliarden Euro Mindereinnahmen Düsseldorf (ots) - Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, hat den Beschluss des Koalitionsausschusses zur Beitragssenkung der Arbeitslosenversicherung kritisiert und Mindereinnahmen in Milliardenhöhe in Aussicht gestellt. "Wir haben gerade am vergangenen Freitag den Haushalt für 2020 abgeschlossen. Jetzt muss das Paket offenbar zwei Tage später aufgeschnürt werden, das hätte ich mir anders gewünscht", sagte Scheele der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag). Er wisse im Moment noch nicht, ob der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht