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Nationaler Waldgipfel | Waldkrise durch Klimakrise: Umweltorganisationen fordern ökologische Waldwende

Geschrieben am 24-09-2019

Berlin (ots) - Anlässlich des für Mittwoch von
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner einberufenen
"Nationalen Waldgipfels" drängen der Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND), Deutscher Naturschutzring (DNR), Forum Umwelt und
Entwicklung, Greenpeace, Naturschutzbund Deutschland (NABU), Robin
Wood und WWF Deutschland auf eine ökologische Wende in der deutschen
Waldpolitik. Die Umweltorganisationen fordern, die Bekämpfung der
Klimakrise und den Schutz der Wälder ins Zentrum der Anstrengungen zu
stellen. Es gelte, endlich konsequentere und wirksame Maßnahmen zum
Klimaschutz zu ergreifen und gleichzeitig alles zu tun, um den Wald
in seinen überlebenswichtigen Funktionen als Kohlenstoff-Speicher,
Lebensraum oder Trinkwasserproduzenten zu erhalten. Nur mit
effektivem Klimaschutz und einer schonenden, ökologisch verträglichen
Waldwirtschaft hätten die Wälder in Deutschland eine Chance, den
bereits jetzt häufiger auftretenden Klimaextremen zu trotzen, so die
Umweltorganisationen.

Zusätzlich zur Klimakrise sei die aktuelle Waldkrise die Folge
einer Politik, die den Wald über Jahrzehnte vor allem als Holzacker
behandelt hat. Der Wald sei jedoch nicht nur Rohstoffquelle, sondern
vor allem ein wertvolles Ökosystem, Lebensraum für viele Tiere,
Pflanzen und Pilze sowie ein natürlicher Verbündeter im Kampf gegen
die Erderhitzung, mahnen die Organisationen. "Die Wälder sind von
Trockenheit und Hitze bereits so geschwächt, dass selbst einige
Laubwälder absterben. Daher müssen wir jetzt dringend ökologische
Mindeststandards für eine schonendere Waldwirtschaft im
Bundeswaldgesetz festschreiben. Dazu gehören beispielsweise der
Verzicht auf eine intensive Holznutzung, der Waldbodenschutz,
ausreichend Biotopbäume und starkes Totholz sowie der Verzicht auf
Pestizide. Zudem gilt es, insbesondere im öffentlichen Wald
mindestens zehn Prozent der Fläche den Wald wieder seiner natürlichen
Entwicklung zu überlassen, frei von forstlichen Eingriffen", so die
Umweltorganisationen in ihrer gemeinsamen Einschätzung.

Laubwälder sind reich an Biodiversität, erhöhen den
Grundwasserspiegel, sorgen für ein kühleres Waldklima und beugen so
auch Bränden vor. Der dringend notwendige Umbau weg von naturfernen,
anfälligen Nadelforsten hin zu naturnahen Laubmischwäldern gehe
jedoch viel zu langsam voran. Hier müsse massiv nachgelegt werden,
dabei dürften aus Naturschutzgründen nur heimische Baumarten
gepflanzt werden. Enormen Handlungsbedarf sehen die Organisationen
hier im Bereich der Jagd: Die Bundesregierung müsse endlich die lange
überfällige Reform des Jagdrechts in Angriff nehmen, indem das
Prinzip eines waldfreundlichen Wildtiermanagements festgeschrieben
wird. Andernfalls würden junge Laubbäume sofort wieder von Rehen
abgefressen. In geschädigten Fichtenforsten dürfe nur das zur
Bekämpfung des Borkenkäfers unbedingt notwendige Holz entnommen
werden. Wo immer möglich, solle das entstehende Totholz erhalten
bleiben, da es Kohlenstoff bindet, Nährstoffe bereithält und die
Auswirkung von Klimaextremen abmildern kann.

Von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner erwarten die
Umweltschützerinnen und Umweltschützer, ihre Hausaufgaben beim
Klimaschutz im Agrarsektor zu machen sowie sämtliche geplanten
Investitionen auf ihren Beitrag zum Gemeinwohl und zum Schutz der
Wälder zu prüfen. Private und kommunale Waldbesitzerinnen und
Waldbesitzer bräuchten Unterstützung. Öffentliches Geld dürfe aber
nur fließen, wenn es der Stärkung des Waldökosystems diene, wie einer
naturverträglichen Waldwirtschaft, dem Waldumbau, der ökologischen
Wiederbewaldung und der dauerhaften Ausweisung von Naturwäldern. Eine
Subventionierung der Forstwirtschaft, die den Status quo erhält und
auf eine Maximierung des Holzertrags hinwirkt, dürfe es nicht geben.

Kritisch sehen die Umweltschützerinnen und Umweltschützer deshalb
das angekündigte Aufforstungsprogramm: Für den flächigen Anbau von
Fichten, Kiefern oder schnellwachsenden Forstgehölzen anderer
Kontinente wie Douglasie, Küstentanne, Japanische Lärche oder
Roteiche dürfe kein Steuergeld fließen, ebenso wenig für den Zaunbau
oder anderer Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss. Das Fördergeld solle
primär für Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushaltes wie den
Verschluss von Entwässerungsgräben, die Wiedervernässung von
Waldmooren, die Unterstützung der Naturverjüngung auf Schadflächen
und der Totholzmehrung verwendet werden.

Zudem müsse die energetische Nutzung von Holz beschränkt werden,
stattdessen solle die langfristige stoffliche Nutzung von Laubholz im
Vordergrund stehen. Derzeit werde ein Großteil des Laubholzes
verbrannt und lande in Einwegartikeln aus Papierverbundstoffen, was
im Hinblick auf den Klimaschutz vollkommen kontraproduktiv sei, da
der gebundene Kohlenstoff sofort wieder in die Atmosphäre freigesetzt
wird.

Hintergrundpapiere der Umweltorganisationen mit Forderungen zum
Waldgipfel:

BUND: "Neun Forderungen zu Deutschlands Wäldern in der Klimakrise"
www.bund.net/waldgipfel
NABU: "12-Punkte-Papier Wald im Klimawandel"
http://ots.de/QMMbar
Greenpeace: "Wege aus der Waldkrise"
www.greenpeace.de/presse/publikationen/wege-aus-der-waldkrise
Robin Wood: Positionen und Empfehlungen zum Thema "Wald im
Klimawandel"
http://ots.de/QyvSUb



Kontakt:
BUND - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland: Nicola Uhde, Tel.
0151 - 141 482 67, Nicola.Uhde@bund.net
DNR - Deutscher Naturschutzring: Florian Schöne, Tel. 030 -
6781775-99, Florian.Schoene@dnr.de
Forum Umwelt und Entwicklung: László Maráz, Tel. 0152 - 56163678,
Maraz@forumue.de
Greenpeace Deutschland: Christoph Thies, Tel: 0171 - 883 1107,
Christoph.Thies@greenpeace.org
NABU - Naturschutzbund Deutschland: Till Hopf, Tel. 030 -
284984-1618, Till.Hopf@NABU.de
ROBIN WOOD: Jana Ballenthien, Tel. 040 - 38089211, Wald@robinwood.de
WWF Deutschland: Susanne Winter, Tel. 030 - 311 777 235,
Susanne.Winter@wwf.de

BUND-Pressestelle:
Sigrid Wolff | Daniel Jahn | Judith Freund | Heye Jensen
Tel. 030-27586-425 | -531 | -497 | -464 | E-Mail: presse@bund.net,
www.bund.net

Original-Content von: BUND, übermittelt durch news aktuell


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