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Mittelbayerische Zeitung: Trump riskiert einen Krieg. Der US-Präsident hat sich im Umgang mit dem Iran gefährlich verkalkuliert. Sein Schlingerkurs kann aus Versehen zu einer militärischen Eskalation

Geschrieben am 14-06-2019

Regensburg (ots) - Über dem Persischen Golf zieht Nebel auf.
Propaganda-Nebel, der den klaren Blick auf das tatsächliche Geschehen
trübt. Deshalb kann niemand wirklich sagen, wer für die Angriffe auf
die beiden Öltanker verantwortlich ist. Leider fehlt nicht nur dem
Mullah-Regime in Teheran jede Glaubwürdigkeit, sondern auch dieser
US-Regierung, deren Präsident mit der Wahrheit auf dem Kriegsfuß
steht. Schlüssige Erklärungen bieten sich einige an. So könnten
Hardliner im Iran die Absicht verfolgt haben, die
Vermittlungsbemühungen zwischen den USA und Iran durch den
japanischen Premier Shinzo Abe zu unterminieren. Darüber hinaus
drängen Elemente der Revolutionsgarden auf Rache für den
Wirtschaftskrieg Trumps gegen das isolierte Land. Plausibel
bestreitbare Nadelstiche gegen die US-Interessen böten sich dafür als
ideales Mittel an. Denkbar scheint auch eine gezielte Provokation
durch Saudi-Arabien, das mit dem Iran um die religiöse und
hegemoniale Vormacht in der Region konkurriert. Nie war die Chance
größer für Riad, die Supermacht in einen Konflikt mit dem Erzfeind
hineinzuziehen, wie in dieser Präsidentschaft. Der Umgang mit dem
Auftragsmord an dem Regime-Kritiker Jamal Khashoggi illustriert die
Nibelungentreue Trumps gegenüber dem skrupellosen Alleinherrscher.
Experten halten es auch nicht für ausgeschlossen, dass interessierte
Kreise in den USA nach dem Vorbild des sogenannten "Golf von
Tonkin"-Vorfalls einen Kriegsvorwand schaffen wollen. Wie die
US-Regierung 1964 falsche Geheimdienstinformationen vorschob, um
gegen Vietnam in den Krieg zu ziehen, könnte nun der Iran das Ziel
einer solchen Desinformation-Kampagne sein. Der Unterschied diesmal
besteht darin, dass innerhalb der Trump-Regierung die Kräfte in
entgegengesetzte Richtungen ziehen. Die beiden Falken, Außenminister
Mike Pompeo und der Nationale Sicherheitsberater John Bolton,
vermitteln den Eindruck, ihnen sei jeder Anlass für einen Waffengang
recht. Trump dagegen rasselt zwar gerne laut mit dem Säbel, hat aber
starke isolationistische Instinkte. Mit Gewissheit lässt sich dagegen
sagen, dass die sogenannte Strategie des "maximalen Drucks" auf
Teheran ein Rohrkrepierer ist. Sollte der Iran tatsächlich hinter den
Provokationen stecken, wären die brennenden Tanker bloß der Beleg für
eine aggressivere Gangart des Regimes. Dass die
Verhandlungsbereitschaft dadurch wächst, war ohnehin eine Illusion.
Die moderateren Kräfte in Iran haben es im Kräftemessen mit den
Hardlinern nach der einseitigen Aufkündigung des Atomabkommens durch
die USA noch schwerer gehabt, auf Mäßigung zu drängen. Wie Trump die
Machthaber in Teheran unter diesen Bedingungen zu Gesprächen bewegen
möchte, bleibt sein Geheimnis. Mit seiner Abfuhr für den japanischen
Ministerpräsidenten Shinzo Abe, der Vermittler-Dienste angeboten
hatte, demonstrierte Ajatollah Chamenei, wie die Dinge stehen. Das
außenpolitische Irrlichtern Trumps hat mindestens so viel zu der
Eskalations-Spirale am Persischen Golf beigetragen, wie die
Scharfmacher in den Anrainer-Staaten. Ohne Mäßigung auf allen Seiten
droht das Pulverfass im Mittleren Osten in die Luft zu fliegen. Dies
hätte auch massive Konsequenzen für die Weltwirtschaft, weil rund ein
Drittel des gesamten Rohöls weltweit durch die strategisch wichtigen
Meerengen fließt. Ein Weg zur Deeskalation könnte in der Untersuchung
der Angriffe auf die Tanker durch die Vereinten Nationen bestehen.
Die offene Frage bleibt, ob die Streitparteien daran ein ernsthaftes
Interesse haben. Falls nicht, könnte sich unter den Propagandanebel
bald Pulverdampf mischen.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


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