(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Masernimpfpflicht

Geschrieben am 05-05-2019

Bielefeld (ots) - un liegt Jens Spahns Vorschlag zur
Masernimpfpflicht auf dem Tisch. Und wie seine Widerspruchslösung als
Organspendeneuregelung ist er weitgehend. Die sanfteren Stufen
Erinnerung, Aufklärung, Überzeugung und Motivation überspringt der
CDU-Bundesgesundheitsminister erneut. Während aber bei der
Organspende ein konkretes Gegenmodell existiert, das mit regelmäßigen
Abfragen und einem bundesweitem Online-Register bedenkenswert
erscheint, gibt es eine solche Alternative für eine Impfpflicht
bislang nicht. Beim Thema Organspende kann man mit gutem Grund
fordern: Lasst es uns erst einmal mit individueller Werbung
versuchen! Beim Impfen dagegen, für das es um ein Vielfaches höhere
Zustimmungsraten gibt als fürs Organspenden, ist die Bilanz von
Werbemaßnahmen wie »Deutschland sucht den Impfpass« ernüchternd. Auch
die in vielen Arztpraxen sehr gute Patientenbetreuung beim Thema
Impfen brachte bislang keinen Erfolg bei der sehr schwierigen
Steigerung von Prozentquoten, die sich schon im Neunzigerbereich
befinden. Deutschland ist mit diesem Problem zwar nicht allein. Der
EU zufolge erreichen derzeit nur Schweden, Ungarn, Portugal und die
Slowakei die angestrebte Rate von 95 Prozent bei der ersten und
zweiten Masernimpfung. Aber ein solcher Vergleich muss ja eher
Ansporn sein, als dass er zur Entschuldigung dienen kann. Von
Ärzteseite kam gestern schon Zustimmung. Was also spricht gegen die
robuste Durchsetzung einer Masernimpfpflicht, wie sie Spahn
vorschlägt? Die SPD-Gesundheitsministerin in Niedersachsen hat
verfassungsrechtliche Bedenken und verweist darauf, dass insbesondere
bei Jugendlichen und Erwachsenen eine Impflücke bestehe, der
Vorschlag aber Kinder in den Blick nehme. Aus der
Grünen-Bundestagsfraktion heißt es, Zwang statt Überzeugungsversuche
könnte sich negativ auf das Impfverhalten auswirken, und damit wäre
niemandem geholfen. Mit diesen Einwänden muss man sich
auseinandersetzen. Sie sind nicht so leicht zu entkräften wie die
Behauptung von Impfgegnern, die sagen, dass das Impfrisiko größer sei
als die Gefahr durch die Krankheit, vor der sie schützen soll. Vor
allem die Frage nach den älteren Ungeimpften muss beantwortet werden.
Was ist mit einer allgemeinen Impfpflicht? Wer jetzt Erzieher und
medizinisches Fachpersonal zur Impfung zwingen will, wird durch
Klagen dagegen genügend juristische Erfahrung sammeln, um die
Aussichten für den nächsten Schritt kalkulieren zu können. Gehen
sollten wir ihn.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

684929

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zur Impfpflicht Stuttgart (ots) - Zuletzt hatten 97,1 Prozent der Abc-Schützen die erste Masernimpfung. Von einer weit verbreiteten Impfskepsis kann also keine Rede sein. Es mangelt eher an Beharrlichkeit und Sorgfalt: Bei der zweiten Impfung erreicht Deutschland nicht den Wert, der nötig ist, um Masern besiegen zu können. Deshalb ist es richtig, dass Gesundheitsminister Jens Spahn eine Impfpflicht anstrebt. Ja, das ist streng und obrigkeitsstaatlich. Doch endet die Freiheit des Einzelnen dort, wo sie andere in Gefahr bringt. Und das heißt in diesem Fall: mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Zur Besinnung / In welchem Europa will ich leben? Diese Frage sollte man sich vor der Europawahl am 26. Mai stellen. Tut man es nicht, entscheiden andere. Von Jana Wolf Regensburg (ots) - In drei Wochen wählt Europa und jetzt ist Zeit für einen Moment der Besinnung. Nun mag man Innehalten und Einkehr eher mit Weihnachten als mit Wahlen verbinden. Doch es lohnt sich, sich vor dem 26. Mai selbst ein paar grundsätzliche Fragen zu stellen: In was für einer Gesellschaft will ich leben, in welcher nicht? Will ich die Antwort darauf selbst finden, oder sie anderen überlassen? Will ich mitentscheiden, wie Europas Zukunft aussieht? Bei der zurückliegenden Europawahl lag die Wahlbeteiligung in Deutschland mehr...

  • Rheinische Post: Startups fordern leichtere Mitarbeiterbeteiligung Düsseldorf (ots) - In der von Juso-Chef Kevin Kühnert angestoßenen Debatte um Mitarbeiterbeteiligungen hat der Bundesverband Deutscher Startups Reformen innerhalb der Marktwirtschaft gefordert. "Die bisherigen Formen der Mitarbeiterbeteiligung an Unternehmen sind für Start-ups nicht attraktiv", sagte Verbandschef Florian Nöll der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). "Da muss der Gesetzgeber nachbessern." Es brauche eine Änderung des GmbH-Rechts, damit es leichter für Mitarbeiter werde, Anteile zu erwerben. "Das würde uns Gründern mehr...

  • Rheinische Post: Teuteberg erteilt CO2-Steuer eine Absage Düsseldorf (ots) - In der Debatte um die Einführung einer CO2-Steuer hat FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg die Ablehnung ihrer Partei deutlich gemacht. "Eine nationale Steuer auf CO2 belastet vor allem Geringverdiener und bringt kaum etwas für den Klimaschutz", sagte Teuteberg der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). Es sei darum richtig, dass die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ihr Veto gegen diesen Alleingang einlege. "Für eine bessere Lösung muss man aber nicht lange nachdenken: Das einfachste, schnellste und mehr...

  • Rheinische Post: Umweltministerin dringt auf wirksameren Artenschutz Düsseldorf (ots) - Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat mehr Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt angemahnt. "Das Artensterben zu stoppen, ist eine ähnlich große Herausforderung wie der Kampf gegen den Klimawandel", sagte Schulze der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). In Deutschland sei das Insektensterben ein besonders großes Problem. "Insekten leiden unter der intensiven Landwirtschaft, die ihnen zu wenig Nahrung, aber zu viel Pestizideinsatz beschert", kritisierte Schulze. An diesem Montag legt der Weltbiodiversitätsrat mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht