(Registrieren)

Rheinische Post: Ein Sieg wie eine Ohrfeige Kommentar Von Eva Quadbeck

Geschrieben am 22-04-2018

Düsseldorf (ots) - Keine der aktuell im Bundestag vertretenen
Parteien muss sich so große Sorgen um ihre Zukunft machen wie die
SPD. Und was machen die Sozialdemokraten? Sie statten ihre neue
Parteichefin mit einem so schwachen Wahlergebnis aus, dass es fast
wie eine Niederlage wirkt. Ein Sieg wie eine Ohrfeige. Klug ist das
nicht. Zumal die Vorstellung ihrer Gegnerin inhaltlich dünn war.
Nahles ist die erste Parteichefin in der 155-jährigen Geschichte der
Partei. Diesen historischen Moment vergeigen die Genossen. Aufbruch
geht anders. Und der Begriff der Erneuerung ist von den
Sozialdemokraten schon so überstrapaziert worden, dass er zur leeren
Hülle verkommen ist. Die SPD muss endlich damit aufhören, sich
überwiegend mit sich selbst zu beschäftigen. Nach drei Parteitagen in
fünf Monaten ist es wirklich an der Zeit, die aktuellen
Herausforderungen beispielsweise einer sich digitalisierenden
Arbeitswelt, des Pflegenotstands und internationaler Krisen
anzupacken. Dabei müssen Konzepte für die Zukunft entstehen. Sicher,
Parteien brauchen lebendige und strittige Debatten. Sie sollten aber
nicht wie bei der SPD zur Selbstzerfleischung führen. Der aggressive
Ton, in dem die Sozialdemokraten in sozialen Netzwerken zuletzt ihre
Differenzen über Nahles als künftige Vorsitzende ausgetragen haben,
war unwürdig. Die SPD hat nur eine Chance, sich als Volkspartei zu
berappeln, wenn sie sich zur Abwechslung mal wieder wie eine
Volkspartei aufführt. Sie muss ein breites Meinungsspektrum
integrieren und nicht wie eine politische Splittergruppe daran
scheitern. Zudem müssen die Debatten von der Partei weg hin zu den
konkreten Problemen im Land getragen werden. Die Parteiführung hat
diese Notwendigkeit erkannt und will auch Nicht-Mitglieder einbinden.
Dabei wird Nahles darauf achten müssen, die Partei in der Mitte der
Gesellschaft zu halten. So wenig es den Unionsparteien nutzt, die AfD
zu kopieren, so wenig hilft es der SPD, den Linkspopulisten nach dem
Mund zu reden. Mit Hartz-IV abschaffen und Vermögensteuer einführen
wird die SPD jedenfalls nicht wieder Richtung 30 Prozent kommen. Den
Sozialdemokraten stehen 2018 und 2019 fünf risikoreiche
Landtagswahlen bevor: Bayern, wo sie auf die Oppositionsrolle
festgelegt sind. Hessen, wo wahrscheinlich Schwarz-Grün weitermachen
kann. Brandenburg, wo die AfD mit der SPD in Umfragen gleichauf
liegt. Sachsen, wo die Partei um Zweistelligkeit kämpfen muss, und
Mecklenburg-Vorpommern, wo AfD und NPD auf dem Vormarsch sind. Nahles
wichtigster Job ist es, den Bürgern zu vermitteln, dass die SPD
Politik für ihre Bedürfnisse macht. Alleine wird sie das nicht
schaffen. Dafür braucht sie schon eine Partei, die hinter ihr steht.



Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621

Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

634834

weitere Artikel:
  • Berliner Zeitung: Kommentar zur SPD. Von Tobias Peter Berlin (ots) - Die SPD braucht jetzt Betriebsamkeit und Gelassenheit zugleich. Betriebsamkeit, weil die Partei nach überzeugenden Antworten auf schwierige Fragen suchen muss ... Gelassenheit braucht die Partei, weil die Jahre unter dem Parteichef Sigmar Gabriel gezeigt haben, dass nervöses Themen-Hopping und der abrupte Wechsel des eigenen Standpunktes der SPD nur schaden. Kanzlerin Angela Merkel wird aller Voraussicht nach zur nächsten Bundestagswahl nicht mehr antreten. Dann gibt es ein neues Spiel. Eine SPD-Kandidatin oder ein mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Wahl von Andrea Nahles (SPD) Bielefeld (ots) - Wenn Politiker ein Ergebnis »ehrlich« nennen, finden sie es in Wahrheit richtig mies, wollen das aber keinesfalls so sagen. Beim SPD-Parteitag gestern war »ehrlich« eine der am meisten gebrauchten Vokabeln für die 66,35 Prozent, die Andrea Nahles bei der Wahl zur Vorsitzenden erhielt. Doch so paradox es klingen mag: Dieses Ergebnis ist so schlecht, dass es besser kaum sein könnte. Es erspart der ersten Frau im Amt und ihrer Partei eine ganze Reihe von Missverständnissen und dokumentiert schonungslos, wie es um die mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Kriminalität Bielefeld (ots) - Wenn die amtlich registrierte Kriminalität statistisch erfasst und auf dieser Basis politisch oder sonst wie interpretiert wird, dann fühlen sich viele Bewohner von Großstädten wie in einer anderen Welt. Apropos »fühlen«. Sobald von »gefühlter« Kriminalität die Rede ist, muss man aufpassen. Denn mit dieser Formulierung sollen Menschen, die berechtigte Sorge davor haben, Opfer von Verbrechen zu werden, als Personen mit gestörter Wahrnehmung denunziert werden. Die Statistik ist nicht mehr als eine Beruhigungspille, mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Laschet beim Papst/Privataudienz für NRW-Ministerpräsident/Schriftsteller Navid Kermani begleitet CDU-Politiker Köln (ots) - Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, wird am nächsten Wochenende von Papst Franziskus in Privataudienz empfangen. Dies berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag-Ausgabe) unter Berufung auf Regierungskreise. Der CDU-Politiker werde von Thomas Sternberg, dem Präsidenten des Zentralkomitees der Katholiken, sowie dem Kölner Schriftsteller und NRW-Staatspreisträger Navid Kermani begleitet, berichtet die Zeitung weiter. Auch Laschets Frau Susanne werde an dem geplanten Treffen im Vatikan teilnehmen. mehr...

  • Rheinische Post: Für Malu Dreyer hat Andrea Nahles "genug Rückenwind" Düsseldorf (ots) - SPD-Vize-Chefin Malu Dreyer sieht trotz des schwachen Wahlergebnisses genug Vertrauen für Andrea Nahles als neue Parteichefin. "Ich bin überzeugt, dass Andrea Nahles genug Rückenwind hat. Auf dieser Grundlage kann sie sehr gut arbeiten", sagte Dreyer der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). Es sei ein großer Trugschluss, dass Aufbruch ein unbekanntes Gesicht voraussetze. "Wir haben eine neue Parteivorsitzende, und ihre sehr programmatische Rede hat gezeigt, dass sie viele Ideen für die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht