(Registrieren)

SWR / Student, der wegen mutmaßlich geplantem Anschlag mit Modellflugzeug beschuldigt wurde, ist abgeschoben worden

Geschrieben am 20-03-2018

Mainz (ots) - Ein tunesischer Student, der im Zusammenhang mit
einem mutmaßlich geplanten Anschlag mit einem Modellflugzeug ins
Visier der Ermittler geraten war, wurde vergangene Nacht abgeschoben.
2013 hatte die Bundesanwaltschaft Karlsruhe gegen ihn und andere
Studenten der Luft- und Raumfahrttechnik ermittelt. Der Vorwurf:
"Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat". Die
Studenten wurden verdächtigt, Modellflugzeuge für Terroranschläge zu
bauen. Das Verfahren gegen den jetzt abgeschobenen Khalil M. wurde
jedoch eingestellt. Keiner der Vorwürfe gegen ihn konnte im Verfahren
erhärtet werden.

Khalid M.s Familie und sein Anwalt erheben jetzt wegen der
Abschiebung schwere Vorwürfe. Demnach wurde M. kurz nach 6 Uhr
morgens vom Münchener Flughafen in einer eigens gecharterten Maschine
nach Tunesien verbracht. Sie berichten, ein Polizeikommando habe kurz
nach Mitternacht ein Berliner Hotelzimmer gestürmt, in dem sich
Khalil M. mit Frau und Kindern aufgehalten habe, um sich juristisch
beraten zu lassen. Laut Aussagen seiner Familie wurden mehrere Türen
gesprengt und der Student vor den Augen seiner Kinder in Unterwäsche
aus dem Zimmer gezerrt und sofort zum Münchener Flughafen gebracht,
wo eine gecharterte Maschine wartete.

Der Berliner Rechtsanwalt Eberhard Schultz, der M. vertritt
kritisiert die Ausländerbehörde. Er hatte kurzfristig einen Eilantrag
gegen die Abschiebung gestellt und habe die Ausländerbehörde davon
rechtzeitig unterrichtet, doch der Eilantrag sei von den Behörden in
München ignoriert worden. "Diese Abschiebung verstößt gegen
Menschenrechte, insbesondere dem Schutz vor Folter und anderer
unmenschlicher Behandlung. Die Behörde hätte auf eine Entscheidung
des Richters beim Verwaltungsgericht München warten müssen, die die
Abschiebung untersagt und das Ergebnis des Klageverfahrens abwartet.
So ist es ein Verstoß gegen das Recht auf ein rechtsstaatliches
Verfahren", erklärte Anwalt Schultz gegenüber dem SWR. Laut seiner
deutschen Ehefrau, gibt es Informationen aus Tunesien, dass Khalil M.
Folter und lange Haft ohne Gerichtsverfahren drohten. Inzwischen hat
sein Anwalt einen Eilantrag gegen die Ausländerbehörde München auf
Rückführung gestellt.

Auch die damalige Strafverteidigerin von Khalil M., Ricarda Lang,
hält die Abschiebung für "völlig unangemessen" - auch vor dem
Hintergrund, dass der Student gut in Deutschland integriert sei und
mit einer Deutschen verheiratet sei und zwei kleine Kinder habe.

Demgegenüber kommt das Polizeipräsidium München, die Khalid M. am
8.8.2017 befragt hatte, laut einem Aktenvermerk zu dem Ergebnis, dass
Khalil M. "einen gewissen Aufwand zu der Integration scheut".
Begründet wird dies damit, dass Khalil M. "häufig im Zusammenhang mit
extremistischen Sachverhalten oder Personen in Erscheinung trat",
obwohl ihm habe bewusst gewesen sein müssen, dass er damit in den
Fokus der Sicherheitsbehörden gerät.

Zitate gegen Quellenangabe frei. Rückfragen bitte an die
SWR-Redaktion Recherche Unit unter Tel. 06131/929 3 3202

Original-Content von: SWR - Südwestrundfunk, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

630661

weitere Artikel:
  • phoenix Runde: Die Glaubensfrage - Islamdebatte in Deutschland - Dienstag, 20. März 2018, 22.15 Uhr Bonn (ots) - "Der Islam gehört nicht zu Deutschland", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer kurz nach seinem Amtsantritt. Damit ist die Debatte um den Islam in Deutschland wieder entbrannt. Seehofers Äußerung spaltet. Zuspruch erhält er nicht nur vom neuen Gesundheitsminister Jens Spahn. Auch Parteifreunde aus der CSU stellen sich an seine Seite. Eindeutiger Widerspruch kommt jedoch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble. Wie steht es nun um den Islam und Deutschland? Was will Seehofer mehr...

  • NOZ: Althusmann rechnet 2021 mit Baubeginn für Autobahn A 33 Nord bei Osnabrück Osnabrück (ots) - Althusmann rechnet 2021 mit Baubeginn für Autobahn A 33 Nord bei Osnabrück Minister bezeichnet "Gesehen-Vermerk" des Bundes als Meilenstein Osnabrück. Das Bundesverkehrsministerium in Berlin hat einen sogenannten "Gesehen-Vermerk" für den Bau des Autobahn-Lückenschlusses A 33 Nord zwischen A 33 und A 1 nördlich von Osnabrück erteilt. Das berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) unter Berufung auf Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU). "Damit ist ein wichtiger Meilenstein für den mehr...

  • Pohl/FREIE WÄHLER zum Bericht des ORH: Steigerung der Investitionsquote zentrale Zukunftsaufgabe München (ots) - Die Bayerische Staatsregierung investiert zu wenig in die Infrastruktur des Freistaats. Das kritisiert Bernhard Pohl, haushaltspolitischer Sprecher der FREIEN WÄHLER im bayerischen Landtag, zum neuen Jahresbericht des Bayerischen Obersten Rechnungshofs (ORH). "Fehlende Investitionen gefährden die Zukunftsfähigkeit des Freistaats und wirken sich künftig unmittelbar auf die Steuereinnahmen und damit unseren Gestaltungsspielraum aus. Daher muss die Staatsregierung ihre Investitionen in zukunftweisende Infrastruktur deutlich mehr...

  • Brüderle: "Politik muss endlich sagen, woher das Geld kommen soll!" / bpa Arbeitgeberpräsident zur Debatte um bessere Bezahlung in der Altenpflege Berlin (ots) - Zur anhaltenden Debatte um eine bessere Bezahlung in der Altenpflege erklärt bpa Arbeitgeberpräsident Rainer Brüderle: "Es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus, wenn die Politik ständig Unternehmerinnen und Unternehmern erklärt, wie sie ihre Beschäftigten zu bezahlen haben, aber nicht einmal sagt, woher soll das Geld kommen, dass sie so großzügig verteilen will. Mittlerweile stündlich meldet sich die zweite und dritte Reihe der Politik mit neuen Gehaltsvorstellungen. Nur die erste Reihe schweigt sich munter aus. mehr...

  • rbb-exklusiv: Staatsministerin Bär hält selbstfahrende Autos für sicher Berlin (ots) - Die Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär, verteidigt die neue Technik selbstfahrender Autos auch nach dem tödlichen Unfall in den USA. In Deutschland gebe es jedes Jahr 3.000 Verkehrstote, sagte die CSU-Politikerin am Dienstag im Inforadio des rbb. 95 Prozent aller Unfälle seien dabei auf rein menschliches Versagen zurückzuführen: "Wir messen jedem Unfall, der mit einem selbstfahrenden Fahrzeug geschieht, eine wesentliche höhere Beachtung bei als wenn das eben jetzt im Realverkehr mit Fahrern passiert, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht