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Agrarverbände missbrauchen Mobbing von Kindern für Lobbyarbeit

Geschrieben am 01-03-2018

Berlin (ots) - In der Presse werden vermehrt Bauernkinder als
Mobbing-Opfer dargestellt. Verantwortlich machen Bauernvertreter
dafür hauptsächlich Tierschutzverbände, die Videos aus Tierfabriken
veröffentlichen, sowie angebliche Falschdarstellungen in Lehrbüchern.
Tatsächlich gibt es für das Mobbing von Bauernkindern jedoch keine
belastbaren Zahlen und kaum belegbare Beispiele. Die wenigen
bekannten Zahlenangaben unterscheiden sich nicht signifikant von der
allgemeinen Mobbing-Statistik an Schulen. Wenn Kinder gemobbt werden,
ist das in jedem einzelnen Fall schlimm, und die Ursachen dafür
müssen analysiert und bekämpft werden. Anstatt aber Bauernkinder
zusätzlich zu Opfern zu machen, indem sie dafür missbraucht werden,
die Kritik an tierquälerischen Praktiken auszusitzen, sollten
Agrarlobby und Bauernschaft daran mitarbeiten, Lösungen für eine
zukunftsfähige Landwirtschaft zu finden.

Mobbing von Kindern und Jugendlichen ist ein ernstzunehmendes
Problem. Seit geraumer Zeit beklagen Bauernverbände, dass vor allem
Bauernkinder Opfer von Mobbing werden. Doch belastbare Zahlen dafür
gibt es nicht, belegbare Beispiele ebenfalls kaum. Die einzigen
Zahlen stammen aus brancheneigenen Befragungen der Eltern. So hat der
Infodienst "agrarheute" 2017 in einer Umfrage unter 811
Landwirt/innen ermittelt, dass 17 Prozent der befragten Eltern über
Mobbing gegen ihre Kinder klagen. [1] Ob der Beruf der Eltern der
Mobbing-Grund war oder andere Ursachen vorlagen, blieb offen. In
einer Umfrage des Landfrauenverbands Württemberg-Hohenzollern Ende
2017 beklagen 27 Prozent der knapp 150 teilnehmenden Eltern das
Mobbing ihrer Kinder. [2]

Diese Zahlen entsprechen recht genau dem Prozentsatz von
Schulmobbing insgesamt. Laut einer Sonderauswertung der PISA-Studie
2015, für die 10.000 Schulkinder in Deutschland befragt wurden, wird
hierzulande fast jede/r sechste 15-Jährige (15,7 Prozent) regelmäßig
Opfer von Mobbing an der Schule. [3] Eine Studie der Leuphana
Universität mit fast 2.000 teilnehmenden Schüler/innen kommt zu dem
Ergebnis, dass fast ein Drittel aller Schüler/innen Mobbingopfer
werden. [4]

"Auffallend ist auch, wie die Agrarlobby ein emotional besetztes
Thema wie Mobbing als Einfallstor für Propaganda benutzt, um
vermehrte Einflussnahme auf Unterrichtsinhalte einzufordern", sagt
Sandra Franz, Pressesprecherin von Animal Rights Watch. So beklagen
Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied [5] und NRW-Agrarministerin
Christina Schulze Föcking [6], vormals selbst Schweinemästerin,
angebliche Falschdarstellungen der Tierhaltung in Schulbüchern.
"Dabei wird von der Agrarseite gerne verschwiegen, in welch hohem
Maße sie selbst Einfluss auf Schulinhalte nimmt", betont Sandra
Franz. "Der vom Bauernverband getragene Verein i.m.a. zum Beispiel
gibt selber Materialien heraus, in denen die Tierhaltung eindeutig
beschönigend und teilweise schlicht falsch dargestellt wird."
Beispiele dafür sind etwa Aussagen, Schweine in Mastanlagen hätten
"in den großen Buchten genug Platz" und Muttersauen würden nach der
Besamung in Gruppen gehalten. (Richtig ist: Die Sauen verbringen die
folgenden vier Wochen in körperengen Kastenständen). [7]

"Es ist perfide, wie die Bauernlobby und Bauernfamilien ihre
Kinder zu Opfern machen, um der anhaltenden gesellschaftlichen
Debatte auszuweichen", ergänzt Sandra Franz. Millionen Rinder,
Schweine und Hühner leiden in der Nutztierindustrie. Die
landwirtschaftliche Tiernutzung zählt bei allen großen
gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit zu den Hauptursachen. Vom
Regenwald- und Artensterben über die Schädigung von Wasser und Boden
bis hin zum Klimawandel sind die Folgen bereits jetzt zu spüren.

"Einen gesamtgesellschaftlichen Wandel hin zu einer nachhaltigen
Landwirtschaft ohne Tierleid schaffen wir nur gemeinsam mit den
Bäuerinnen und Bauern", betont Sandra Franz. Landwirt/innen können
ihr Geld mit der Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen
pflanzlichen Lebensmitteln verdienen. Die Politik kann
Tierhaltungssubventionen stoppen und den bio-veganen Landbau fördern.
Und wir alle können uns lecker und gesund rein pflanzlich ernähren.
So können wir gemeinsam an der nötigen Entwicklung arbeiten und dabei
dem verständlichen Wunsch der Bäuerinnen und Bauern nachkommen, die
Anerkennung zu bekommen, die sie für unser aller Ernährung eigentlich
verdienen.

[1] http://ots.de/IEL5eb
[2] http://ots.de/sJpZq4
[3] http://ots.de/wlEr9G
[4] http://ots.de/7TIkxt
[5] https://www.presseportal.de/pm/58964/3839208
[6] http://ots.de/K0c60Q
[7] http://ots.de/it8l0B

Animal Rights Watch e.V. (ARIWA) ist eine gemeinnützige,
bundesweit tätige Tierrechtsorganisation. ARIWA deckt die Zustände in
der Tierindustrie auf und fördert eine tierfreundliche, vegane
Lebensweise. Die bundesweit verteilten Ortsgruppen führen Kampagnen
und Aktionen gegen Tierausbeutung und für die Anerkennung von
Tierrechten durch.



Pressekontakt:
Sandra Franz, E-Mail: presse@ariwa.org, Mobil: +49 1577 6633353

Original-Content von: Animal Rights Watch e.V., übermittelt durch news aktuell


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