(Registrieren)

Aussetzung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten verstößt gegen Grund- und Menschenrechte

Geschrieben am 01-03-2018

Berlin (ots) - Ein im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes
erstelltes Rechtsgutachten stellt fest, dass das "Gesetz zur
Verlängerung der Aussetzung des Familiennachzugs zu subsidiär
Schutzberechtigten" mehrere Grund- und Menschenrechte verletzt.
Demnach verstößt das am 01.02.2018 vom Deutschen Bundestag
beschlossene Gesetz gegen Artikel 6 des Grundgesetzes, Artikel 8 der
Europäischen Menschenrechtskonvention sowie Artikel 3 und 10 der
UN-Kinderrechtskonvention. "Mit der Verabschiedung des Gesetzes
wurden Grund- und Menschenrechte zur Disposition gestellt und damit
in Kauf genommen, dass Menschen - und insbesondere Kinder - in ihren
Rechten verletzt werden", betont Anne Lütkes, Vizepräsidentin des
Deutschen Kinderhilfswerkes. Mit dem "Gesetz zur Verlängerung der
Aussetzung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten"
befasst sich der Bundesrat in seiner morgigen Sitzung.

Das Gutachten legt dar, dass sowohl die angestrebte Verlängerung
der Aussetzung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten
bis zum 31.07.2018 als auch die anschließend geplante Begrenzung des
Familiennachzugs auf 1.000 Personen im Monat mit Grund- und
Menschenrechten, insbesondere dem Kindeswohl, nicht vereinbar ist.
Daran ändert auch der Verweis auf die Härtefallklausel nach § 22
Aufenthaltsgesetz nichts. Denn auch diese ist nicht geeignet, das
nötige behördliche Ermessen herbeizuführen, da sie von ihrer
Konzeption her einen völkerrechtlichen oder dringenden humanitären
Grund voraussetzt. "Die Praxis der vergangenen zwei Jahre hat
gezeigt, dass die Härtefallklausel nur äußerst selten in besonderen
Ausnahmefällen zum Zuge kommt, und damit den Kindern nicht hilft,
ihre Familie nach Deutschland nachzuholen", so Lütkes. Sobald Kinder
von Entscheidungen zum Familiennachzug betroffen sind, muss aber das
Kindeswohl eine wesentliche Leitlinie für Entscheidungsprozesse sein.
Dabei ist das Kindeswohl bei der Abwägung im Rahmen einer
Verhältnismäßigkeitsprüfung vorrangig zu berücksichtigen.
Problematisch ist zudem, dass es Betroffene sehr schwer haben, bei
Behörden und vor Gerichten angehört zu werden.

"Aus der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr
1987 ergibt sich im Hinblick auf die Dauer der Trennung von Familien,
dass eine Wartezeit von drei Jahren bei Ehegatten den Rahmen der
Angemessenheit weit überschreitet. Im Hinblick auf die Bedeutung des
Kindeswohls dürften bei Minderjährigen strengere Maßstäbe gelten. Die
Verlängerung der Aussetzung des Familiennachzugs über zwei Jahre
hinaus ist auch insofern nicht mit den Grund- und Menschenrechten
vereinbar", so Lütkes weiter.

Das Gutachten "Kinderrechtliche Aspekte zum Thema Aussetzung des
Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten nach § 104 Abs. 13
AufenthG" wurde im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes von der
Menschenrechtsorganisation JUMEN e.V. - Juristische
Menschenrechtsarbeit in Deutschland erstellt. Es kann unter
www.dkhw.de/familiennachzug heruntergeladen werden.



Weitere Informationen und Rückfragen:
Uwe Kamp, Pressesprecher
Telefon: 030-308693-11
Mobil: 0160-6373155
Fax: 030-308693-93
Mail: presse@dkhw.de
Internet: www.dkhw.de und www.facebook.com/dkhw.de
Twitter: @DKHW_de

Original-Content von: Deutsches Kinderhilfswerk e.V., übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

628002

weitere Artikel:
  • Maßnahmen gegen den Pflegenotstand Berlin (ots) - - Robert Bosch Stiftung veröffentlicht Manifest "Mit Eliten pflegen" im Vorfeld des Deutschen Pflegetags - Präsident des Deutschen Pflegerats fordert in Berlin bessere Karrierechancen für Pflegekräfte - Weitere Schritte zur Stärkung der Pflege: u.a. Übernahme von hausärztlichen Routineaufgaben im ländlichen Raum und mehr professionelle Autonomie Das "Sofortprogramm Pflege" im Koalitionsvertrag von Union und SPD reicht nach Meinung einer von der Robert Bosch Stiftung GmbH einberufenen mehr...

  • Deutsche Erstausstrahlung: "Italien - das Geschäft mit den Flüchtlingen" - Donnerstag, 01. März 2018, 18.00 Uhr Bonn (ots) - Italien wählt - und eines der Hauptthemen im Wahlkampf ist die Flüchtlingspolitik. Denn auch wenn die Ankünfte zurückgegangen sind, kommen weiterhin viele Bootsflüchtlinge an. ORF-Italien-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder hat sich angesehen, welche Rolle die Flüchtlinge im italienischen Wahlkampf spielen. Der Großteil der Flüchtlinge und Migranten stammt inzwischen aus Afrika. Viele der Männer arbeiten als schlecht bezahlte Erntehelfer auf den Obst- und Gemüsefeldern in Süditalien, viele Frauen landen in der Prostitution mehr...

  • Holzenkamp zur EU-Agrarpolitik nach 2020: Erhalt einer starken GAP ist unverzichtbar! Berlin (ots) - "Die Fortführung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist unverzichtbar für den Zusammenhalt der Europäischen Union und das Funktionieren des Binnenmarktes. Schritte in Richtung einer Renationalisierung wären kontraproduktiv", führte Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), bei der Bilanz-Pressekonferenz aus. "Die Mitteilung der EU-Kommission "Ernährung und Landwirtschaft der Zukunft" ist eine geeignete Diskussionsgrundlage für die Weiterentwicklung dieses Politikbereiches. mehr...

  • junge Welt: Heiner Flassbeck warnt vor Zusammenbruch der Euro-Zone Berlin (ots) - Im Gespräch mit der Tageszeitung junge Welt warnt Heiner Flassbeck vor einem Zusammenbruch der Euro-Zone: »Vielleicht erleben wir das Ende schon am Montag«, erklärt der frühere Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Chefvolkswirt der UNCTAD. Nach den Parlamentswahlen, die am Sonntag in Italien stattfinden, drohe Rom eine Regierung, die sich trotz ideologischer Meinungsverschiedenheiten zusammenraufe, »um erst mal gegen Brüssel zu kämpfen«, sagte Flassbeck. Die deutsche Bundesregierung trage eine Mitschuld an mehr...

  • Holzenkamp zur neuen Bundesregierung / Mehr Investitionen in ländliche Infrastrukturen Berlin (ots) - "Raiffeisen-Genossenschaften sind eine wirtschaftliche Säule des ländlichen Raumes. Sie erwarten mehr Investitionen in ländliche Infrastrukturen, vor allem in den Breitbandausbau mit Glasfaser und in hochleistungsfähige Mobilfunknetze", betont Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV). "Nur so können die Chancen der Digitalisierung von den Unternehmen genutzt werden. Digitalisierung ist kein Sturmtief, das irgendwann vorüberzieht. Sie wird vielmehr etablierte Geschäftsmodelle mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht