(Registrieren)

Ausschreibungspraxis - AOK Nordost riskiert die Versorgung ihrer Versicherten

Geschrieben am 01-03-2018

Berlin (ots) - Die neueste Impfstoffvereinbarung zwischen der AOK
Nordost und den Apothekerverbänden nimmt direkten Einfluss auf die
Patientenversorgung. Diese Versorgungssteuerung "durch die Hintertür"
verurteilt der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI)
aufs Schärfste. Dr. Norbert Gerbsch, stellvertretender
BPI-Hauptgeschäftsführer: "Was die Krankenkassen als `Mittel einer
effizienten Arzneimitteltherapie´ bezeichnen, widerspricht dem
politischen Willen. Die Kasse riskiert sehenden Auges
Versorgungsengpässe für die Patienten. Folgen, für die sie die
Verantwortung zu tragen haben wird."

Mit der Apothekenvereinbarung umgeht die AOK Nordost bestehendes
Recht. Die Bundesregierung hatte mit dem
Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) exklusive
Rabattverträge für Impfstoffe wegen latenter Versorgungsprobleme
verboten. Die Kassen-Praxis widerspricht also mit dem
Ausschreibungsmodell klar den gesetzgeberischen Zielen einer stabilen
Impfstoffversorgung und einer hohen Impfquote. "Das ist falsch und
fahrlässig", so Dr. Norbert Gerbsch. "Wenn sich die GKV aber zum
Gesundheitsbroker aufschwingt, muss sie konsequenterweise auch die
Verantwortung für ihr Handeln übernehmen."

Denn während gerade erst sowohl die EU-Kommission als auch die
Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) des Robert-Koch-Instituts
empfohlen hatten, sich gegen Grippe impfen zu lassen, setzt die AOK
Nordost die "Gesundheitsanlage" ihrer Versicherten aufs Spiel. "Da
wird so weit gespart, als dass der Rabattvertrag an ein Unternehmen
geht, dass noch gar keinen Impfstoff hat", so Gerbsch. "Die
Versicherten sollten wegen schlechter Anlageberatung klagen, wenn
ihre Kasse ihre Versorgungssicherheit fahrlässig aufs Spiel setzt."
Bei den Impfstoffen müssten sie Recht bekommen, da die Kasse zudem
noch gegen den gesetzgeberischen Willen handelt.

Der BPI fordert seit langem eine grundlegende Reform der
Rabattvertragspraxis der Krankenkassen. Gerbsch: "Die Gefahr von
Versorgungsengpässen wäre leicht zu verringern, wenn es grundsätzlich
erst Ausschreibungen für Arzneimittel geben darf, wenn mindestens
vier Anbieter im Markt sind und zudem die Krankenkassen an mindestens
drei Anbieter Zuschläge erteilen müssen, von denen mindestens einer
den Standort seiner Produktionsstätte in der EU nachweisen muss."
Vielmehr ist zu befürchten, dass weitere Krankenkassen das
Hintertür-Modell der AOK kopieren, wenn der Gesetzgeber nicht
einschreitet.

Hintergrund

- Die AOK Nordost hat mit den Apothekern eine
Impfstoffvereinbarung für die Grippesaison 2018/2019
abgeschlossen. Die Versorgung der rund 1,8 Millionen
Versicherten in der Region Berlin, Brandenburg und
Mecklenburg-Vorpommern soll nach Möglichkeit nur durch einen
Anbieter erfolgen, mit dem das Unternehmen des Berliner
Apothekerverbandes einen Vertrag geschlossen hat. Hierfür sollen
die Ärzte generisch verordnen. Konkrete Verordnungen und
Kinderimpfungen müssen gesondert genehmigt werden.
- Der Anbieter der Wahl für die Impfstoffversorgung der Region
Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist soweit man
weiß ein Hersteller, der mit seinem Produkt noch gar nicht auf
dem Markt ist.
- In der Grippe-Saison 2016/2017 hatte die AOK Nordost für ihre
Versichertengemeinschaft rund 1,7 Millionen Impfdosen
abgerechnet.
- Im Juni 2017 hatten 115 Krankenkassen mit 174 pharmazeutischen
Unternehmen 14.425 Verträge über 15.900 Handelsformen
abgeschlossen. Ein Jahr vorher, im Juni 2016, waren es 124
Krankenkassen mit 166 Herstellern. Die Zahl der Verträge belief
sich auf 13.076 über 15.789 Handelsformen.
- 40,9 Prozent der Rabattvertragsausschreibungen wurden in 2016 im
Ein-Partner-Modell vergeben.
- 18 Milliarden Euro haben die gesetzlichen Krankenkassen bis
September 2017 als Finanzreserve angespart.



Ihr Ansprechpartner:
Julia Richter (Pressesprecherin), Tel. 030/27909-131, jrichter@bpi.de

Original-Content von: BPI Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

627973

weitere Artikel:
  • Deutsche Umwelthilfe mahnt zum Tag des Artenschutzes: Bedrohte Tierarten schützen statt abschießen Berlin (ots) - Die Rückkehr hierzulande ausgestorbener Wildtierarten wie Wolf, Biber, Fischotter und Kegelrobbe ist eine Jahrhundertchance für den Naturschutz und die Biodiversität - Die neue Bundesregierung muss den Biotopverbund stärken und Wildnisflächen als Schatzkammern der Natur ausbauen Mit Besorgnis verfolgt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Entwicklungen des Artenschutzes in Deutschland. Neben dem Insektensterben und dem landesweiten Rückgang der Singvögel, gerät auch die erfolgreiche Rückbesiedelung deutscher Naturräume mehr...

  • Entscheidung um Titandioxid geht in die nächste Runde Frankfurt (ots) - Dem Weißpigment Titandioxid, einem der wichtigsten Inhaltstoffe für Farben, droht eine EU-Einstufung als wahrscheinlich krebserzeugender Stoff beim Einatmen. Der in Europa hochumstrittene Einstufungsvorschlag hätte für die Farben- und Lackindustrie, aber auch für viele andere Branchen weitreichende Konsequenzen. Betroffen sind Papier, Druck- und Malfarben, Keramik, Textilien, aber auch Kosmetik, Lebensmittel, Medikamente und Spielzeug. Auf Basis einer veralteten Studie hatte 2016 die französische Umweltbehörde mehr...

  • Siebter Jahrestag der Reaktorexplosion von Fukushima - japanische Regierung gefährdet rückkehrende Bevölkerung / Greenpeace misst unzulässige hohe Strahlenwerte in freigegebenen Gebieten Tokio/Hamburg (ots) - Sehr geehrte Damen und Herren, am 11. März jährt sich die Reaktorexplosion von Fukushima zum siebten Mal. Die japanische Regierung fördert seit einem Jahr die Rückkehr der durch die Strahlung vertriebenen Menschen in ihre Häuser in den besonders belasteten Gebieten von Iitate und Namie. Der Betreiber des Reaktors Tepco muss daher weniger Schadenersatz zahlen. Künftig sollen weitere verstrahlte Dörfer und Städte freigeben werden. Greenpeace hat während der vergangenen Monate die vor einem Jahr freigegebenen mehr...

  • Gothe: Kurfürstenstraße soll Milieuschutzgebiet werden Berlin (ots) - Der Berliner Bezirk Mitte will den Bereich rund um die Kurfürstenstraße im Stadtteil Tiergarten zum Milieuschutzgebiet erklären. Das hat der stellvertretende Bezirksbürgermeister Ephraim Gothe (SPD) am Donnerstag im Inforadio vom rbb angekündigt. Man habe bereits mit einer Untersuchung begonnen, "um ein Gutachten zu machen, das uns in die Lage versetzt, dort ein Milieuschutzgebiet auszuweisen". Es soll verhindern, dass die angestammte Bevölkerung verdrängt wird. Wie Gothe erklärte, gibt es in einem Milieuschutzgebiet mehr...

  • Agrarverbände missbrauchen Mobbing von Kindern für Lobbyarbeit Berlin (ots) - In der Presse werden vermehrt Bauernkinder als Mobbing-Opfer dargestellt. Verantwortlich machen Bauernvertreter dafür hauptsächlich Tierschutzverbände, die Videos aus Tierfabriken veröffentlichen, sowie angebliche Falschdarstellungen in Lehrbüchern. Tatsächlich gibt es für das Mobbing von Bauernkindern jedoch keine belastbaren Zahlen und kaum belegbare Beispiele. Die wenigen bekannten Zahlenangaben unterscheiden sich nicht signifikant von der allgemeinen Mobbing-Statistik an Schulen. Wenn Kinder gemobbt werden, ist mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht