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Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz: "Die Linke hat ihre Mission vergessen"

Geschrieben am 21-02-2018

Hamburg (ots) - Joseph E. Stiglitz wirft Politikern des linken
Spektrums vor, ihre Ziele aus den Augen verloren zu haben: "Vertreter
der politischen Linken haben jahrelang versucht, die Perspektive des
Marktes einzunehmen und mit seinen Vertretern zu interagieren", sagte
der Wirtschaftsnobelpreisträger im Interview mit dem "Greenpeace
Magazin". So seien viele geworden wie ihre ehemaligen Kontrahenten,
die sie eigentlich kritisieren sollten. "Darüber hat die politische
Linke ihre Mission vergessen."

Zwar lehne er Handelsverträge wie TTIP nicht grundsätzlich ab,
erklärte Stiglitz. Er sei aber gegen Abkommen, so wie sie vom
ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama verhandelt worden seien, die
dazu beitrügen, "dass Regulierungen geschleift und beispielsweise
Naturschutzgesetze erschwert werden."

An den Abstiegsängsten vieler Menschen sei nicht die
Globalisierung als solche schuld, sondern ihre Ausgestaltung. "Es
liegt in der Verantwortung der Politiker - auf lokaler und
europäischer Ebene - Menschen zu helfen und Arbeitsplätze zu
schaffen." Die skandinavischen Länder stünden besser da als ihre
europäischen Nachbarn, weil sich dort Politiker dazu entschieden
hätten, "den Reichtum, der auch durch die Globalisierung entstanden
ist, gerechter zu verteilen."

Die jüngsten Wahlerfolge von Populisten erklärt Stiglitz damit,
dass sie die einfachere und damit attraktivere Erzählung hätten: "Für
viele Menschen scheint es, als hätte die Rechte eine Vision der
Zukunft, die Linke aber nicht mehr." Stiglitz äußerte Verständnis für
die Wut von Menschen, deren Arbeitsplätze durch die "zügellose
Globalisierung" abgesogen worden seien. "Aber es ist natürlich nicht
gerechtfertigt, dass sie die Schuld dafür bei noch Schwächeren
suchen." US-Präsident Donald Trump schüre mit seiner Aufkündigung von
Regeln der globalen Zusammenarbeit Chaos, erklärte Stiglitz. "Er
bevorzugt den Weg der Zerstörung. In seiner Welt ohne Regeln siegt
aber immer der Starke über den Schwachen."

"Um Ungerechtigkeit, Armut und soziale Verwerfungen zu lindern,
benötigen wir einen neuen sozialen Gesellschaftsvertrag", sagte der
ehemalige Chefökonom der Weltbank. "Weltweit müssen wir Länder und
Kommunen dabei unterstützen, faire Gesellschaften zu konstruieren.
Auch indem wir die globalen Märkte zähmen, etwa mit einer globalen
Wettbewerbsbehörde mit eigenem Wettbewerbsrecht."

Das komplette Interview ist in der aktuellen Ausgabe des
Greenpeace Magazins erschienen. Das Magazin für Politik, Umwelt und
Wirtschaft ist journalistisch und wirtschaftlich unabhängig - vom
Greenpeace e.V. ebenso wie von Anzeigen.

Joseph E. Stiglitz, geboren 1943, erhielt 2001 den
Wirtschaftsnobelpreis. Er ist Professor an der Columbia University in
New York, wo er mit seiner Frau Anya lebt.



Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Greenpeace-Magazin-Chefredakteur Kurt Stukenberg unter Telefon
040-808 12 80 80

Original-Content von: Greenpeace Magazin, übermittelt durch news aktuell


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