(Registrieren)

Kölnische Rundschau: Kommentar zu Donald Trumps Jerusalem-Plänen

Geschrieben am 06-12-2017

Köln (ots) - Lunte angezündet¶

Sandro Schmidt

zu Donald Trumps Jerusalem-Plänen¶

Papst Franziskus mahnte vergeblich zu "Weisheit und Vorsicht",
Deutschland, Frankreich und andere Nato-Verbündete warnten
eindinglich vor den absehbaren Folgen. Der türkische Präsident Recep
Tayyip Erdogan formulierte unmissverständlich: "Herr Trump, Jerusalem
ist die rote Linie der Muslime." Das alles hat den US- Präsidenten
nicht davon abhalten können, einen neuen Brandherd im ohnehin
krisengeschüttelten Nahen Osten zu entfachen und die
De-facto-Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels anzukündigen.
Eine beispiellose Kehrtwende der US-Nahostpolitik.

Der Status von Jerusalem gehört neben der Frage des Rückkehrrechts
palästinensischer Flüchtlinge in ihre alten Heimatdörfer zu den
schwierigsten Problemen, die einer Friedenslösung zwischen den
Israelis und ihren arabischen Nachbarn im Wege stehen. Den Muslimen
gilt die Stadt nach Mekka und Medina als heiligste Stätte ihre
Glaubens, den Christen als Schauplatz der Leidensgeschichte,
Kreuzigung und Auferstehung Jesu und den Juden als Zentrum ihrer
Religion. Der politische Status ist umstritten, die Annektierung des
von den Palästinensern beanspruchten Ostteils durch Israel
international nicht anerkannt.

Donald Trump will mit seiner Entscheidung neue Fakten zugunsten
Israels schaffen. Mit der geplanten Verlegung der US-Botschaft löst
er ein opportunistisch abgegebenes Wahlkampfversprechen ein, mit dem
er die starke pro-israelische Lobby in den USA und auch viele
evangelikale Gruppen geködert hatte.

Die De-facto-Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels ist
aber nicht nur politisch dumm, sondern auch für die US-Außenpolitik
kontraproduktiv. Sie gefährdet massiv die eigene Nahoststrategie, die
vor allem die Eindämmung des Einflusses Irans ins Zentrum stellt.
Washington ist seit einiger Zeit hinter den Kulissen dabei, eine
Achse politischer und geheimdienstlicher Zusammenarbeit zwischen
Saudi-Arabien, diversen Golfstaaten, Jordanien und Israel zu
schmieden, um ein Gegenwicht gegen die neue
russisch-türkisch-iranische Allianz zu schaffen. Diese Bemühungen
sind nun massiv gefährdet.

Denn kein arabischer Staat wird es vor der Geschichte und vor der
eigenen Bevölkerung rechtfertigen können, Jerusalem als ein Zentrum
der muslimischen Welt verloren zu geben. Die Palästinenser riefen
Tage des Zorns" aus, schwere Krawalle und Anschläge sind zu
befürchten. Klar ist zudem, dass ein Verhandlungsprozess zwischen
Israelis und Palästinensern auf absehbare Zeit nicht mehr in Gang
kommen wird.

Donald Trump hat die Lunte einer hochexplosiven Bombe gezündet.
"Weisheit und Vorsicht" gehören ohnehin nicht zu den bekannten
Charaktereigenschaften des US-Präsidenten. Dummheit kombiniert mit
Bulldozermentalität hätten es aber auch nicht sein müssen: Dies war
schon immer eine verheerende Mischung.

Ihre Meinung an: dialog@kr-redaktion.de



Pressekontakt:
Kölnische Rundschau
Sandro Schmidt
Telefon: 0228-6688-526
sandro.schmidt@kr-redaktion.de

Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

617559

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: zum Umstieg auf die Elektromobilität Stuttgart (ots) - So richtig es ist, den Technologiewandel voranzutreiben, so groß ist das Risiko, dass die Branche nun von einem Extrem ins andere verfällt. Atemlos stürmt sie auf dem Weg zum rein batterieelektrischen Antrieb voran, von dem noch lange nicht klar ist, ob er am Ende auch der beste sein wird. Erst zu verharren und sich dann zu verrennen - das wäre so ziemlich das Letzte, was sich die deutschen Hersteller leisten können. Die Hersteller gehen ein hohes Risiko ein, wenn sie ihre Zukunft auf eine einzige Karte setzen. mehr...

  • RNZ: Einseitig Heidelberg (ots) - Die einseitige Parteinahme für Israel wird für neue Gewalt im Nahen Osten sorgen, die muslimische Welt gegen die USA aufstacheln und den Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern auf absehbare Zeit zum Erliegen bringen. Zumal sich Washington als Vermittler in dem Konflikt disqualifiziert haben dürfte, solange die Anerkennung Jerusalems Bestand hat. All das war dem US-Präsidenten vor seiner einsamen Entscheidung entweder nicht bewusst - oder es war ihm schlicht nicht so wichtig. Das stolze Bekenntnis mehr...

  • Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Jerusalem-Krise Bielefeld (ots) - Morgen vor 30 Jahren, am 8. Dezember 1987, begann die Intifada, der erste Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Armee. Sie endete 1993 mit den Abkommen von Oslo. Die zweite Intifada folgte Ende 2000 und dauerte mehr als vier Jahre. Geht es nach der islamistischen Hamas im Gazastreifen und anderen radikal-muslimischen Gruppen, sollte die Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch die USA der Auslöser für eine dritte Revolte sein. Mit seiner Entscheidung hat Trump den fragilen Status quo nicht nur mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Die Fifa schaut weg Von Stefan Klüttermann Düsseldorf (ots) - Der Fußball-Weltverband (Fifa) führt in der eigenen Wahrnehmung einen harten Kampf gegen Doping. Null Toleranz gelte in dieser Hinsicht, versichert Präsident Gianni Infantino. Doch wie passt in diese Null-Toleranz-Politik ein WM-Chef-Organisator, den das Internationale Olympische Komitee (IOC) soeben auf Lebenszeit von allen Spielen ausgeschlossen hat, weil er als Hauptfigur im russischen Dopingskandal gilt? Die Fifa sagt: Er passt problemlos, der Witali Mutko. Es ist eine Reaktion, die fassungslos machen müsste, mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Schweigegeld = Von Thomas Reisener Düsseldorf (ots) - Mit dem Ausscheiden von drei Parlamentariern aus der AfD-Fraktion droht dem NRW-Landtag eine schleichende Zersplitterung. Zumal sich die Entwicklung angesichts der tief zerstrittenen Partei fortsetzen könnte. Fraktionslose Abgeordnete in dieser Größenordnung sind für den parlamentarischen Alltag ein Problem: Das komplizierte Rede-, Antrags- und Informationsrecht ist schon unter den fünf Fraktionen schwer genug zu organisieren. Jeder Fraktionslose kann auf weiteren Rede- und Auskunftsrechten bestehen. Deshalb erzwingen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht