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Westfalen-Blatt: zur Bischofskonferenz

Geschrieben am 26-02-2015

Bielefeld (ots) - Deutschlands katholische Bischöfe erleben ihre
Kirche, aber auch die Religion insgesamt unter einem Jahr um Jahr
steigenden Druck. Die viertägige Frühjahrstagung in Hildesheim
reichte kaum aus, um die Gesamtlage vom fehlenden Priesternachwuchs,
über die neue Finanztransparenz bis zur Ukraine und dem
himmelschreienden Unrecht im Israel-Palästina-Konflikt auch nur
ansatzweise auszuleuchten. Der IS-Terror stelle Religionen allgemein
unter Generalverdacht, beklagte Gastgeber Norbert Trelle gestern vor
seinen Mitbischöfen. So werde in der politischen Debatte gefragt:
»Wenn man auch islamistischen Terror und Islam nicht gleichsetzen
kann, haben sie nicht beide aus der derselben Quelle getrunken,
nämlich der Quelle des Irrationalen?« Und: »Wie ist es eigentlich für
moderne Gesellschaften verkraftbar, wenn Religionen - alle Religionen
- mit ihren Glaubensüberzeugungen absolute oder jedenfalls sehr
weitgehende Wahrheitsansprüche verbinden?« Ja, Religionen sind im
Kern fundamental, nicht wenige meinen fundamentalistisch. Die
Wahrheit des einen schließt die Wahrheit des anderen zunächst aus.
Das wird gerade in der keineswegs geschlossenen islamischen Welt auf
eine furchtbare Art und Weise deutlich. Das ist aber auch ein kaum zu
überwindendes Hindernis in modernen Gesellschaften, die die
Beliebigkeit zum Freiheitsideal erklären. Dabei sind es gerade die
großen Kirchen, die im Bemühen um Ökumene zeigen, dass neben dem
Trennenden deutlich mehr Verbindendes steht. Die deutsche
Bischofskonferenz muss erkennen, dass sie die Masse der 24,1
Millionen Katholiken in Kernfragen der Lehre nicht mehr erreicht. So
hat sie es in vielen Jahren auch nicht vermocht, die sicherlich sehr
spezielle Frage des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen zu
lösen. Jetzt wird die Problematik nach Rom getragen auf die höchste
Entscheidungsebene. Auch die vatikanische Synode im Herbst wird
wieder keinen Ausweg weisen. In Hildesheim wurde immerhin die Formel
gefunden, man müsse »neu von der Familie ausgehen, um den Kern des
Evangeliums wirksam zu verkünden«. Es gelte »das freie Handeln des
Herrn auch außerhalb unserer gewohnten Schemata zu erkennen«. Die
Formelsprache birgt möglicherweise Revolutionäres - nämlich neue
Freiheiten jenseits der alten Lehrsätze. Nach katholischer Lehre ist
Scheidung fast wie Ehebruch, der mit Sünde und Schuld beladen ist.
Deshalb gibt es Überlegungen, einen der beiden Ex-Partner nach Buße
und theologischem Gespräch eventuell wieder zur Kommunion zuzulassen.
Das ist eher eine Krücke als eine Brücke auf dem Weg zurück in die
Gemeinde. Warum bekommt der Pfarrer vor Ort nicht freie Hand? Nur er,
und kein Bischof, holt verlorene Söhne und Töchter zurück in die
Kirche.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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