(Registrieren)

Westfalen-Blatt: zum Krisenherd Naher Osten

Geschrieben am 25-09-2014

Bielefeld (ots) - Der »arabische Frühling« weckte 2011 große
Hoffnungen auf Demokratie und Stabilität im Nahen und Mittleren
Osten. Nach dem Ende der Diktatoren Saddam Hussein im Irak, Muammar
al-Gaddafi in Libyen und Husni Mubarak in Ägypten sollten
Unterdrückung und Korruption durch Freiheit, Mitbestimmung und eine
unabhängige Justiz ersetzt werden. Und wie sieht es im September 2014
tatsächlich aus? Verheerend! Nirgends gibt es so viele Krisenherde,
nirgends herrscht so viel Chaos, nirgends sonst bekämpfen sich
Volksgruppen und Religionsgemeinschaften wie Schiiten und Sunniten so
erbittert. Zwar wurde in Tunesien beim Aufruhr frustrierter, junger
Menschen vor gut drei Jahren der Diktator Zine el-Abidine Ben Ali
weggejagt, aber in Syrien ist Baschar al-Assad weiter an der Macht
und in Ägypten regiert der General Abdel Fattah al-Sisi mit harter
Hand. Warum klappt es nicht mit der Demokratie? Warum bietet nur
Israel seiner Bevölkerung wirkliche politische Mitbestimmung und
wirtschaftliche Freiheit? Weil die allermeisten Länder im Nahen Osten
nicht aus Traditionen herausfinden, die wie Fesseln wirken und den
Weg in die Moderne verbauen. Stämme und Clans bestimmen die
Geschicke, sie schanzen ihren Mitgliedern Einfluss und Wohlstand zu
und bekämpfen sich ansonsten. In Ländern wie dem Jemen, Ägypten,
Libyen und Syrien herrschen Vetternwirtschaft und Korruption,
lukrative Jobs werden nicht nach Eignung, sondern aufgrund von
Beziehungen vergeben. Als »tribes with flags«, als Stämme mit
Flaggen, werden diese Länder oft gekennzeichnet. In ihnen herrscht
zudem ein abstruser Personenkult. Muammar al-Gaddafi mit seinen
lächerlichen Uniformen war ein groteskes Beispiel dafür, dass
vermeintlich starke Männer angehimmelt werden wollen. Hinzu kommt:
Die Länder haben nur wenig oder keine Erfahrung mit Demokratie. Das
galt auch für das Nachkriegsdeutschland. Die Demokratie in der
Weimarer Republik scheiterte an den Hypotheken des Ersten Weltkriegs,
Massenarbeitslosigkeit und der Gewalt von Nazis und Kommunisten. Nach
Hitlers Ende stieß die von Amerikanern und Briten von außen gebrachte
Demokratie auf eine von der Diktatur geheilte Bevölkerung. Die
Deutschen wollten Frieden und Sicherheit und begrüßten die
Demokratie, weil mit ihr eine positive wirtschaftliche Entwicklung
einsetzte. Heute ist sie selbstverständlich. Im Nahen Osten wirkt
Demokratie vor allem auf junge Araber verlockend, die mitbestimmen,
eine gute Ausbildung und gleiche Rechte wollen, aber die breite Masse
möchte vor allem Ruhe und Brot. Welche Herrschaftsform das
sicherstellt, ist für sie zweitrangig. Dabei ist unstrittig:
Demokratie, also politische Teilhabe und freie wirtschaftliche
Betätigung, machen aus armen Ländern wohlhabende. Solange im Nahen
Osten aber weiter die Clans regieren und Religionsgruppen sich
bekriegen, bleibt es eine Region des Scheiterns.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

549097

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Debatte über stärkere Steuerautonomie der Länder Noch mehr Ungleichheit Cottbus (ots) - Der Länderfinanzausgleich läuft in seiner jetzigen Form zwar erst Ende 2019 aus. Aber das politische Gezerre um eine Anschlussregelung ist schon jetzt in vollem Gange. Kein Wunder. Schließlich geht es um Milliarden. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble macht sich nun für eine größere Steuerautonomie der Länder stark. Die reichen "Provinzen" Bayern und Baden-Württemberg stoßen ins gleiche Horn. Doch wenn der Auftrag des Grundgesetzes, bundesweit für gleichwertige Lebensverhältnisse zu sorgen, auch im kommenden Jahrzehnt mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Große Koalition entdeckt die Wirtschaftspolitik Zurück zu Brot- und Butter-Themen Alexandra Jacobson, Berlin Bielefeld (ots) - CDU/CSU und SPD wollen den Übergang vom Beruf in die Rente flexibler gestalten. Gleichzeitig wollen sie aber darauf achten, dass die Kosten, die dadurch entstehen, zu keinen neuen Belastungen führen. Das ist eine interessante Änderung der Tonlage. Denn bisher durfte man den Eindruck gewinnen, dass bei den Rentenreformen Geld keine Rolle spielt. Besonders für die Mütterrente, aber auch für die abschlagsfreie Rente mit 63 hat die Große Koalition richtig viel Geld ausgegeben. Als sei die gute Konjunktur ein ewig währender mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Nur bedingt einsatzbereit/ Ein Leitarikel von Jochim Stoltenberg Berlin (ots) - Deutschland, fordert der Bundespräsident, müsse mehr weltpolitische Verantwortung übernehmen. Recht hat er. Gleichgültigkeit sei für Deutschland weder aus sicherheitspolitischer noch aus humanitärer Sicht eine Option, sagt die Verteidigungsministerin. Auch sie hat Recht. Die Rechthaberei hat nur einen Haken: Viel von dem Gerät, das für mehr Verantwortung und Hilfe gebraucht wird, ist veraltet, klapprig und steht mangels Ersatzteilen unbrauchbar am Boden. Kein Ruhmesblatt für einen der wichtigsten Nato-Partner, für ein mehr...

  • Ostthüringer Zeitung: Wolfgang Schütze kommentiert: Steuer-Regeln etwas schärfer Gera (ots) - Es wurde auch langsam Zeit, dass die Politik auf jene Leute reagiert, die immer noch glauben, das Gemeinwohl sei nur zu ihrem eigenen Nutzen da. Bislang hatten zu viele Steuerbetrüger sich nur als Steuersünder gefühlt. Ach wie niedlich, sind wir doch alle Sünder, irgendwie, irgendwo. Wer aber den Fiskus hintergeht, in dem er Steuern nicht korrekt bezahlt, mag sich als clever dünken. Genau genommen hintergeht er jedoch die Gemeinschaft. Als Kameradenbetrüger nutzt er die Vorteile des Staates, ohne selbst mehr...

  • Weser-Kurier: Über die Freihandelsabkommen Ceta und TTIP schreibt Joerg Helge Wagner Bremen (ots) - Bislang hatte Sigmar Gabriel einen guten Lauf: Erfolgreich hat er seine skeptischen Genossen in eine neue Große Koalition gelenkt und dort dann dafür gesorgt, dass sie ihre Akzente setzen konnten. So gut, dass man sich manchmal schon fragte, wer hier eigentlich der Junior- und wer der Seniorpartner ist. Aber die SPD wäre nicht die SPD, wenn sie nicht irgendwann am Glanz ihres Vorsitzenden kräftig kratzen würde. Und da Gabriel auch Wirtschaftsminister ist, bietet sich dafür das Thema Freihandelsabkommen an: Hier lässt mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht