(Registrieren)

Aachener Zeitung: Kommentar: 17-Milliarden-David / Romantik ist beim Taxidienst Uber fehl am Platz / Amien Idries

Geschrieben am 02-09-2014

Aachen (ots) - David gegen Goliath; so erzählt Uber gerne seine
Geschichte: auf der einen Seite ein Internet-Startup, das mit einer
guten, zukunftsweisenden Idee die Taxibranche aufmischt, auf der
anderen Seite mafiöse Taxiunternehmer, die sich vehement gegen mehr
Wettbewerb wehren. Dementsprechend war auch die Reaktion des
Unternehmens auf die gestrige einstweilige Verfügung: "Wir sind der
Auffassung, dass Wettbewerb für alle gut ist." Ist er nicht. Vor
allem nicht, wenn der Wettbewerb verzerrt wird, weil Taxiunternehmen
ihr Geschäft mit deutlich höheren Auflagen betreiben müssen als die
private Vermittlung von Uber. Wer keine Versicherung zahlt und keine
Lizenzen erwirbt, kann seine Dienste natürlich viel günstiger
anbieten. Das zeugt nicht von besonderer Wettbewerbsfähigkeit,
sondern nur vom Nichtanerkennen gesetzlicher Richtlinien. Deshalb ist
es richtig, dass das Gericht dem Treiben von Uber vorerst einen
Riegel vorgeschoben hat. Der Fall Uber weist aber tiefer. Das
Unternehmen ist Teil eines Wirtschaftszweiges, der durch die
Möglichkeiten des Internets eine Renaissance erlebt. Die
"Sharing-Economy" - also das Tauschen, Leihen und Mieten von privat
zu privat - sollte eine Alternative zum Raubtier-Kapitalismus sein.
Was mit Couchsurfing begann, bei dem man eine Schlafstätte anbot, um
dann von der Gastfreundschaft anderer zu profitieren, gibt es
inzwischen für viele Bereiche. Auto, Werkzeuge oder eben
Dienstleistungen von privat zu privat liegen nur einen Klick weit
entfernt. Was romantisch klingt und Hoffnung auf nachhaltiges
Wirtschaften machte, ist längst selbst streng kapitalistisch
organisiert. Die Profiteure der Internetplattformen sind zuallererst
sie selbst. An die Stelle der Taxizentralen, die laut Uber als
gierige "Mittelsmänner" ausgeschaltet werden, setzt sich das
Unternehmen selbst und greift 20 Prozent Vermittlungsgebühr ab. Eine
Unsumme, wenn man bedenkt, wie wenig aufwendig der Dienst ist. Nicht
umsonst wird der Wert von Uber auf 17 Milliarden Dollar geschätzt -
so viel zum Thema David gegen Goliath. Auf der anderen Seite sind die
Privatleute, die ihre Dienste oder ihr Eigentum anbieten. Für die
meisten ist es ein kleines Zubrot oder einfach eine Erfahrung.
Schwierig wird es, wenn rechtliche Probleme auftauchen. Bei Unfällen
oder Sachschäden ziehen sich die Internet-Vermittler gerne auf die
Position zurück, dass man den Dienst nur vermittelt habe.
Entsprechende Verträge sichern Uber & Co. ab. So wird der Gewinn zum
Nutzen der Portale maximiert und der Verlust auf die User abgewälzt.
Besonders an Couchsurfing kann man erkennen, wie aus idealistischen
Ideen renditeorientierte Geschäftsmodelle werden. Einst als
Hobby-Projekt mit viel ehrenamtlichem Programmierer-Einsatz
gestartet, ist die Webseite inzwischen eine mit Risikokapital
ausgestattete Internet-Firma. Deshalb ist Tausch-Romantik bei der
Beurteilung solcher Portale ein schlechter Ratgeber. Es handelt sich
in der Regel um Unternehmen, die nach streng ökonomischen Maßstäben
agieren. So sollten sie auch behandelt werden. Für sie müssen die
gleichen Regeln und Auflagen wie für alle gelten. Erst dann ist ein
fairer Wettbewerb möglich. Den Rest entscheidet dann der Kunde.



Pressekontakt:
Aachener Zeitung
Redaktion Aachener Zeitung
Telefon: 0241 5101-389
az-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

544760

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Zeitung: Bundesregierung will Tarifeinheit-Gesetz abschwächen Stuttgart (ots) - Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will nach Informationen der Stuttgarter Zeitung (Mittwochausgabe) das geplante Gesetz zur Tarifeinheit in Betrieben abschwächen. Mit dem Gesetz wollte die große Koalition ursprünglich den Einfluss kleiner, aber durchsetzungsfähiger Gewerkschaften begrenzen. Wie aus Koalitionskreisen verlautete, bereiten die Ministerien jetzt eine entschärfte Regelung vor. In dem Gesetzentwurf soll zwar festgeschrieben werden, dass künftig der Tarifvertrag der Gewerkschaft mit den mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Landesregierung akzeptiert Niederlage gegen Mappus Stuttgart (ots) - Im Streit um die E-Mails von Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) akzeptiert die grün-rote Landesregierung ihre Niederlage vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg in Mannheim. Man werde die VGH-Entscheidung von Anfang August, wonach die Kopien von Mails aus dem Herbst 2010 gelöscht werden müssen, nicht anfechten und "keine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision erheben", sagte eine Sprecherin des Staatsministeriums der Stuttgarter Zeitung (Mittwochausgabe). Sobald das Urteil rechtskräftig mehr...

  • Frankfurter Rundschau: Kommentar zur Nato-Debatte Frankfurt (ots) - "Die Nato kehrt mit ihrer neuen Ost-Strategie zur Idee der Abschreckung zurück. Sie beschränkt sich damit zugleich auf ihre Bündnisgrenzen. Bleibt abzuwarten, ob Putin dies als neues Jalta für die imperialen Zwischenräume sieht. Das kann die Nato nicht wollen. Das Bündnis hat der Ukraine und Georgien eine Sicherheitspartnerschaft unterhalb der Mitgliedschaft angeboten. Putin wird das als weitere Provokation auffassen. Jenseits von Sanktionen wird der Westen für eine Sicherheitsarchitektur in den imperialen Zwischenräumen mehr...

  • KN: Bartels/Ukraine: "Deutschland muss mehr Abschreckungsfähigkeit aufbauen" Kiel (ots) - Berlin. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Hans-Peter Bartels (SPD), fordert als Konsequenz aus der Ukraine-Krise einen Strategiewechsel in der Nato und in der deutschen Sicherheitspolitik. Die Bündnisfähigkeit der Bundeswehr müsse gestärkt werden, sagte Bartels den "Kieler Nachrichten" (Mittwochausgabe). "Es geht jetzt darum, dass wir wieder mehr konventionelle Abschreckungsfähigkeit aufbauen", so der Sozialdemokrat. Aus seiner Sicht sind in puncto Abrüstung und Kürzungen im Verteidigungsetat "die Talsohle" mehr...

  • neues deutschland: Brandenburgs Landtagspräsident Fritsch sieht keine "grundsätzlichen Fehler" Berlin (ots) - "Dass Brandenburger sich als Brandenburger fühlen", nennt Gunter Fritsch die größte Leistung nach der Wende. Die in Berlin erscheinende Tageszeitung "neues deutschland" (Mittwochausgabe) sprach mit dem SPD-Politiker, der sich nach zehn Jahren an der Spitze des Brandenburger Landtags in den Ruhestand verabschiedet. "Das war 1990 nicht absehbar", so Fritsch weiter. "Es gab Sachsen und Thüringer, ja, aber Brandenburger gab es eigentlich nicht." Die Debatte um den roten Adler im Landtagsplenarsaal habe ihm gezeigt, wie mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht