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Allg. Zeitung Mainz: Schwer auszuhalten / Kommentar zum Fall Mollath

Geschrieben am 14-08-2014

Mainz (ots) - Der Fall Mollath ist schockierend. Ein faustdicker
Skandal, den die Justiz da am Hals hat: Ein Bürger hat mehr als
sieben Jahre zu Unrecht in der Psychiatrie gesessen, heißt es im
Urteil des Landgerichts Regensburg. Eine schallende Ohrfeige für
alle, die daran mitwirkten, dass es so weit kam, in Sonderheit
Richter und Gutachter. Mollath bekommt dafür Geld als Entschädigung,
etwas anderes ist nicht möglich, aber wie sollte Geld sieben Jahre
Psychiatrie wieder gut machen? Dass die Regensburger Richter der
Überzeugung sind, Mollath habe seine Frau misshandelt und der
Freispruch somit lediglich strafprozessualen Regeln zu verdanken ist,
steht auf einem anderen Blatt. Wäre der erste Prozess ordentlich
verlaufen, wäre Mollath 2006 zu einer Haftstrafe von zwei, drei
Jahren verurteilt worden. Sieben Jahre Psychiatrie, das ist eine
andere Dimension. Bei solchen Zwangseinweisungen ist jedes Gericht
faktisch auf Gutachter angewiesen. Unter denen gibt es solche und
solche. Und Gnade dem Angeklagten, der einen Dünnbrettbohrer zum
Gutachter hat, und Richter, die zu unverständig oder zu bequem sind,
im Zweifel Alternativgutachten einzuholen. Zugegebenermaßen ist es
schwer, Gutachter zu sein. Fehlentscheidungen sind bitter, manchmal
tödlich, wenn Täter, deren Gefährlichkeit falsch eingeschätzt wird,
unberechtigt in Freiheit kommen und rückfällig werden. Sexualmörder
zu früh freigelassen, dagegen einen wie Mollath mit Delikt
Körperverletzung chancenlos in beinharter Verwahrung? Schwer
auszuhalten. Wahrscheinlich sind kaum fünf Prozent der deutschen
Gutachter und Richter dilettantisch oder schlampig, aber das sind
halt fünf Prozent zu viel. Da ist eine Aufgabe für die Zukunft.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de


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