(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zum Irak und der Rolle des Westens /Reaktion der trägen Masse

Geschrieben am 13-08-2014

Cottbus (ots) - Man konnte das langsame Vordringen der Islamisten
von IS geradezu sehen. Erst einige Gebiete in Syrien, dann immer
mehr, dann Mossul und nun der halbe Nordirak. In Mali war es vor
einem Jahr ähnlich, als die dortigen Islamisten daran gingen, den
ohnehin schon fast zerfallenen Staat zu erobern. Libyen, Nigeria und
der Sinai sind mittendrin in ähnlichen Prozessen. Obwohl das alles
öffentlich stattfindet und sie über viel mehr Informationen verfügen
als die normalen Nachrichtenkonsumenten, reagieren die westlichen
Regierungen - von Berlin über Paris und London bis Washington - immer
erst mit enormer Verzögerung. Der Westen ist im Kampf gegen den
radikalen Islamismus und andere Gefahren eine träge Masse. Das hat
verschiedene Gründe. Die westliche Öffentlichkeit schreit erst auf,
wenn sie Blut sieht, viel Blut. Wenn sich eine Empörungswelle
gebildet hat. Erst dann ist sie bereit, Opfer zu bringen, Geld,
Material oder Soldatenleben. Das ist normal, denn die betroffenen
Länder scheinen weit weg zu sein. Umso mehr müssten aber die
Regierungen und ihre Geheimdienste auf der Hut sein. Sind sie aber
nicht. Im aktuellen Fall haben gleich mehrere Faktoren dafür gesorgt,
dass lange weggesehen wurde. Der eine: Der amerikanische Präsident
Obama wollte sich durch ein entschlossenes "Raus aus dem Irak" von
seinem Vorgänger absetzen. Der andere: Europa schafft einfach keine
gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Dann also auch nicht
zusammen mit den USA. Der Konflikt mit Russland kam als dritter
Faktor hinzu, er hat zum Beispiel dazu geführt, dass es kein
koordiniertes Vorgehen in Syrien gab, wo IS groß wurde. Und dann ist
da noch das Sonderproblem Deutschland. Hier gibt es die Kultur der
Friedfertigkeit und die alleinige Kompetenz des Bundestages für
Auslandseinsätze. Beides aus gutem Grund. Aber unter dieser
Begründungsdecke hat sich mittlerweile auch eine beträchtliche
Gemütlichkeit breit gemacht, die Neigung, nach allem zu suchen, nur
nicht nach eigenen Aktionsmöglichkeiten. Sie geht so weit, dass sogar
die Lieferung von nicht tödlichen Militärgütern an die verzweifelt
kämpfenden Kurden jetzt wieder zerredet und verzögert wird. Das ist
beschämend. Stattdessen hört man in diesen Tagen von Politikern aller
Parteien, schließlich hätten die Amerikaner den Irak-Schlamassel
selbst verursacht, dann sollten sie ihn nun auch abräumen. Als ob es
nicht jenseits des Fehlers von George W. Bush eine gemeinsame
Verantwortung gibt, die Jesiden und Christen vor den Fanatikerhorden
zu retten, als ob es nicht das gemeinsame Interesse ist, kein
Islamisches Kalifat zu dulden, das irgendwann mit seinen Bomben auch
unsere Bahnen, Busse und Innenstädte erreicht. Schon jetzt schauen
die Behörden hilflos zu, wenn IS-Sympathisanten auf hiesigen Straßen
mit ihren Fahnen auftreten und ihren Krieg gegen Andersgläubige schon
mal verbal austragen. Auch das ist beschämend. Wenn der Westen
insgesamt nicht koordinierter, entschlossener und schneller Auftritt
gegen den Fanatismus, wird seine Lebensweise in Gefahr geraten.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

541867

weitere Artikel:
  • Badische Neueste Nachrichten: Eine Mauer mit Folgen Kommentar von Klaus Gassner Karlsruhe (ots) - Der Osten Deutschlands hat seit der Wiedereinführung mit dieser Wanderungsbewegung nicht nur den Erfolg des Westens der Republik begünstigt; er hat auch seine eigenen Probleme damit noch verschärft. Dieser Effekt wird sich in den neuen Verhandlungen über die Finanzbeziehungen widerspiegeln müssen. Der Soli der Zukunft muss nicht nur die Leidenszeit der alten DDR berücksichtigen, die mit dem 13. August 1961 begann. Er wird auch die besondere Entwicklung seit 1989 im Blick haben müssen. So brauchen auch Finanzpolitiker mehr...

  • Badische Zeitung: Deutsche Hilfe für Kurden / Verdruckst und getrieben Kommentar von Thomas Fricker Freiburg (ots) - Das Vorgehen der Dschihadisten erzwingt einerseits faktisch das Eingreifen der Staatengemeinschaft. Andererseits ist man in der Bundesrepublik immer froh, wenn andere für das Böse, für Waffen also oder Truppen, zuständig sind, während man selbst öffentlich Gutes tun darf. Nun ist zwar Arbeitsteilung auch bei der Abwehr eines möglichen Massenmordes sinnvoll. Sie wäre aber überzeugender, wäre sie das Ergebnis einer klugen, raschen Absprache. Das Gegenteil allerdings passiert. Gerade in der Europäischen Union herrscht mehr...

  • Rheinische Post: Bundesregierung plant digitale Bürgerkonten um Behördengänge überflüssig zu machen Düsseldorf (ots) - Die Bundesregierung möchte deutschen Bürgern künftig ein hohes Maß an Verwaltungsaufwand sparen. Mit der Einrichtung sogenannter Bürgerkonten sollen sich Behördengänge erübrigen, indem viele Verwaltungsdienstleistungen online erledigt werden können. Das geht aus einem Entwurf der Digitalen Agenda der Bundesregierung hervor, der der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" vorliegt (Donnerstagausgabe). In dem Papier, das am kommenden Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden soll, heißt es, der Bund werde mehr...

  • Rheinische Post: DIHK lehnt schnelle neue Hilfe für Stromkonzerne ab Düsseldorf (ots) - Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat sich gegen die schnelle Einführung von neuen Hilfen für die Stromkonzerne ausgesprochen. "Wir sollten nicht zu schnell Kapazitätsmechanismen einführen", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). "Weitgehende Festlegungen auf staatliche ,Schattenkapazitäten' führen zu hohen Kosten, die am Ende die Stromabnehmer nicht zuletzt in der Wirtschaft zahlen müssen", warnte mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: BA-Verwaltungsratschef Clever sieht in dualer Ausbildung attraktive Alternative zum Studium Saarbrücken (ots) - Abiturienten sollten sich nach Ansicht des Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Bundesagentur für Arbeit (BA), Peter Clever, in Zukunft stärker für eine duale Berufsausbildung interessieren. Die Berufsorientierung müsse auch in den Gymnasien Einzug halten, "zumal es bei uns auch hoch anspruchsvolle Ausbildungen gibt", sagte Clever der "Saarbrücker Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). "Mehr als die Hälfte der Schüler wechselt heute aufs Gymnasium. Noch vor zehn oder 15 Jahren war es nur etwa jeder dritte. Wenn mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht