(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Christine Schröpf zur Maut

Geschrieben am 27-07-2014

Regensburg (ots) - CSU-Chef Horst Seehofer hat im Mautstreit die
schärfste Waffe aus seinem Arsenal gezückt: Das Drohen mit einem
Koalitionsbruch soll die Kritiker aus CDU und SPD zum Verstummen
bringen. Seehofers Schwert ist zwar etwas stumpfer als früher - die
Koalition in Berlin hätte Dank satter Mehrheitsverhältnisse auch ohne
CSU Bestand. Doch Merkel kann mit Blick auf künftige Wahlen nicht
daran interessiert sein, die Schwester-Partei nachhaltig zu
vergrätzen. Und SPD-Chef Gabriel kalkuliert damit, dass er den
"Herz-Jesu-Sozialisten" Seehofer bei künftigen sozialpolitischen
Debatten noch einmal als Verbündeten gebrauchen könnte. Soviel zur
Parteiräson. Nichtsdestotrotz geht die Debatte in der zweiten Reihe
munter weiter. Die bayerische SPD steht an der Spitze der Bewegung -
trotz aller gegenteiligen Lippenbekenntnisse. Die Freude, Seehofer in
Nöten zu sehen, ist mit Händen zu greifen. Die Pkw-Maut war ohnehin
nie das Ding der SPD. So zünden die bayerischen Genossen munter die
nächste Rakete, um die Straßenabgabe zu torpedieren:
Anti-Maut-Veranstaltungen in den vier grenznahen Regierungsbezirken -
in der Oberpfalz in Waidhaus. Man kann sich ausrechnen, wie die
Stimmung dort sein wird. Die Störfeuer reißen nicht ab, seit Bayerns
Innenminister Joachim Herrmann vor einer Woche Ausnahmen für
Grenzregionen anmahnte, um den kleinen Grenzverkehr aus den
Nachbarländern nicht zu gefährden. Daran änderte auch nichts, dass
Herrmann auf heftige Kritik Seehofers und weiterer Watschn aus der
CSU jedweden Einwänden in einem demütigenden Verfahren längst
abgeschworen hat. Nun also das Seehofer-Machtwort. Die Maut bleibt
absolute Chefsache. Dobrindt muss als Sekundant nach Punkt und Komma
vollstrecken. Scheitern beide, fällt es mit Wucht auf sie zurück. Der
Maut-Jubel der CSU-Anhänger, der noch bei den
Wahlkampfveranstaltungen im vergangenen Sommer aufbrandete, würde
dann bestenfalls in Spott umschlagen. Das Grollen in der Grenzregion
ist schon deutlich zu vernehmen. Es rächt sich, dass sich Seehofer
bei der Maut so eng festgelegt hat. Der Mautstreit ist allerdings
auch bezeichnend für den Zustand der großen Koalition in Berlin. Die
Debatten jetzt hätten bei den Koalitionsverhandlungen im Herbst zu
Ende geführt werden müssen. CDU und SPD hofften da stattdessen
insgeheim, dass die EU mit einem Veto das Problem für sie erledigt.
Den Kritikern von Seehofer und Dobrindt muss man zudem ins Stammbuch
schreiben: Es genügt nicht zu sagen, was die beiden schlecht machen.
Man sollte zeitgleich ein praktikableres Konzept auf den Tisch legen.
Eines, das ohne Nebenwirkungen mehr Geld in den Verkehrsetat spült.
Solange das nicht passiert, verfügt Dobrindt trotz aller
Schwachstellen schlicht und einfach über das beste Konzept, das es
gibt.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

539354

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Isolde Stöcker-Gietl zum neuen Grundschullehrplan in Bayern Regensburg (ots) - Der neue Lehrplan für die bayerischen Grundschulen kommt mit einem PLUS. Ein Plus steht für etwas Positives, für einen Mehrwert. Er soll Bayerns Schüler noch besser machen im nationalen und internationalen Bildungswettbewerb. Nach der letzten Lehrplanreform für Grundschulen im Jahr 2000, die von der damaligen Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) noch vor dem PISA-Schock initiiert wurde, war die Zeit reif für Neuerungen. Darin herrschte Einigkeit zwischen Kultusministerium, Lehrern und Eltern. Nun liegt das über mehr...

  • WAZ: Bedrohung wächst von Krieg zu Krieg. Kommentar von Gudrun Büscher Essen (ots) - Die Waffenruhe im Gazastreifen hat das Ausmaß der Zerstörung offenbart: Ganze Straßenzüge liegen in Schutt und Asche, die Bewohner, die überlebt haben, stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Wieder einmal. Von Krieg zu Krieg werden die Waffen besser, die Kampfmethoden ausgereifter, wächst die Bedrohung. Seit der letzten israelischen Bodenoffensive in Gaza hat die Hamas unzählige Tunnel gegraben. Anders als die Tunnel Richtung Ägypten, die hauptsächlich Schmuggelrouten sind, wurden die Tunnel nach Israel nicht zum Einkaufen mehr...

  • WAZ: Geld allein fördert Kinder nicht. Kommentar von Silke Hoock Essen (ots) - Es ist nicht verwerflich, sein Kleinkind bis zum 3. Lebensjahr zu Hause zu betreuen und ihm die Fürsorge und Förderung zu geben, die es braucht. Eltern, die das tun, können das Betreuungsgeld beantragen. Die jüngste Studie zum Betreuungsgeld allerdings bestätigt, was Kritiker schon immer wussten. Die als Herdprämie geschmähte Zuwendung werde von bildungsfernen Schichten und Migrantenfamilien in Anspruch genommen. Diese nähmen zwar das Geld, investierten es aber nicht in ihre Kinder. Fazit: Den Millionenbetrag sollte man mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Fehler im Programm = Von Martina Stöcker Düsseldorf (ots) - WDR-Intendant Tom Buhrow verdient im Jahr knapp 80 000 Euro mehr als die Bundeskanzlerin, seine Altersversorgung liegt laut Geschäftsbericht des Senders bei knapp 2,9 Millionen. Dass gute Leute gutes Geld verdienen, ist ein Grundsatz der Marktwirtschaft, der auch für öffentlich-rechtliche Rundfunksender gilt. Doch erwirtschaften sie den größten Batzen ihres Etats nicht selbst, sondern bekommen ihn um zwei Ecken jeden Monat vom Gebührenzahler überwiesen - unabhängig davon, ob der die Angebote in Anspruch nimmt. Die mehr...

  • Westfalenpost: Bedenklich Von Harald Ries Hagen (ots) - Es ist schlimm, wenn in Deutschland Juden auf der Straße körperlich angegriffen werden, weil sie als Juden erkennbar sind, wenn Bombendrohungen gegen Synagogen eingehen und auf Demonstrationen Parolen wie "Israel vergasen" und "Sieg Heil" zu hören sind. Geht also eine neue, bis vor kurzem unvorstellbare Welle des Antisemitismus durch unser Land? Sicherlich nicht. Aber es hat sich schon etwas geändert. Da sind junge Muslime, denen auch eine deutsche Staatsangehörigkeit kein Bewusstsein von der besonderen Schuld mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht