(Registrieren)

Weser-Kurier: Zum Hannah-Arendt-Preis 2014 schreibt Joerg Helge Wagner:

Geschrieben am 24-07-2014

Bremen (ots) - Ganz ausdrücklich ist es ein Preis "für politisches
Denken", der den Namen der großen deutsch-jüdischen Philosphin und
Publizistin Hannah Arendt trägt. Entsprechende Namen findet man in
der Liste der bisherigen Preisträger: Freimut Duve und Joachim Gauck,
die russische Bürgerrechtlerin Jelena Bonner, den Orientalisten Navid
Kermani, den Rechtsphilosophen und früheren Verfassungsrichter
Ernst-Wolfgang Böckenförde. Belohnt wird nicht nur intellektuelle
Brillanz: Es geht auch um Engagement gegen totalitäre Regimes und
öffentliche Wirkung. Hohe Ansprüche, sicher ganz im Sinne der
Namensgeberin. Damit wurde dieser Preis in bald 20 Jahren indirekt
auch zum Qualitätsausweis für seine Stifter, die den Grünen
nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung und den Senat der Stadt Bremen.
Dass man in diesem Jahr einen ukrainischen Literaten auszeichnet, der
sich in der Maidan-Bewegung hervorgetan hat, ist ein deutliches
Statement, gegen das nichts zu sagen ist. Die Auszeichnung gilt ja
explizit all jenen, die im Frühjahr auf dem zentralen Platz in Kiew
ihr Leben riskiert haben, um die Ukraine Richtung Demokratie und
europäische Integration zu bewegen. Dem stellvertretend geehrten Juri
Andruchowitsch hätte der Preis somit ungeteilt gebührt. Leider hat
die Jury entschieden, die andere Hälfte an Nadeschda Tolokonnikowa
und Marija Aljochina zu vergeben, den Rest von Pussy Riot. Jener
buntbemützten Frauentruppe, die es klug fand, den autoritären
russischen Präsidenten Putin zu bekämpfen, indem sie in der Moskauer
Erlöserkathedrale einen Gottesdienst störte. Man muss kein orthodoxer
Christ sein, um hier jedes tiefere "politische Denken" zu vermissen.
Und man kann selbst als Agnostiker sagen, dass hier der Respekt vor
dem Glauben anderer, der ein Ausweis von Zivilisation ist, völlig
fehlte. Die überharte Bestrafung der "Künstlerinnen" steht auf einem
anderen Blatt - aber sie allein ist noch kein Verdienst, das so einen
renommierten Preis rechtfertigt. 2014 wird die punkige Attitüde,
nicht aber das politischen Denken gewürdigt. Schade.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

539123

weitere Artikel:
  • Weser-Kurier: Zur Steuerehrlichkeit schreibt Ben Zimmermann: Bremen (ots) - Von wegen: Strafe bringt nichts. Die zunehmende Steuermoral in Deutschland dürfte weniger der Einsicht ins Unrecht geschuldet sein als vielmehr dem steigenden Fahndungsdruck. Der Ankauf von Steuer-CDs bringt einige ins Schwitzen. Doch nicht nur das: Prominente Einzelfälle wie Uli Hoeneß oder Alice Schwarzer werfen ein ganz anderes Licht auf das Vergehen. Steuerhinterzug ist eben keine lässliche Sünde, die man augenzwinkernd akzeptiert, sondern Betrug an der Allgemeinheit. Diese Botschaft ist inzwischen angekommen. mehr...

  • Weser-Kurier: Über Drohungen der Sportfunktionäre schreibt Peter Voith: Bremen (ots) - Die Frage, ob Bremens Alleingang, die DFL bei Fußball-Risikospielen zur Kasse zu bitten, klug war - darüber lässt sich streiten. Streit gehört zur demokratischen Kultur. Aber dass Sportfunktionäre wie die Präsidenten Rauball (DFL) und Hörmann (DOSB) auf demokratisch legitimierte Entscheidungen mit Erpressung reagieren, ist unverschämt. Nichts anderes ist es, wenn diese Herren einfach sagen: Was? Ihr wollt Geld von uns, dann streichen wir Bremen aus unserem Veranstaltungskalender. Hier den gesamten Sport in Geiselhaft mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Christine Schröpf zur bayerischen Breitbandförderung Regensburg (ots) - Die La-Ola-Welle für Finanzminister Markus Söder und seinen Staatssekretär Albert Füracker folgt, wenn die 1,5 Milliarden Euro Breitbandfördergelder bis 2018 tatsächlich unter den bayerischen Gemeinden verteilt sind. Doch einen kräftigen ersten Applaus haben sich die beiden schon jetzt verdient- auch wenn es bis zum Start ein klein wenig länger gedauert hat, als ursprünglich angekündigt. Dafür passt das Förderpaket, das die EU absegnete, nachdem es auf potenzielle Wettbewerbsverzerrungen abgeklopft worden war. mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Protesten gegen Israel: Stuttgart (ots) - Auch diesmal wird es den propalästinensischen Aktivisten nicht gelingen, ihre Kritik an der israelischen Regierung klar und deutlich von Rassisten, Neonazis und Antisemiten abzugrenzen. Warum sollten sie? Am Al-Kuds-Tag schallt der Ruf nach der "Befreiung Jerusalems von den zionistischen Besatzern" durch Straßen und über Plätze - bis hin zu Drohungen, Israel zu vernichten. Al Kuds ist purer Hass. Eine schmutzige Mischung aus Extremlinken, Islamisten und Rechtsradikalen. Das müssen alle wissen, die sich leichtgläubig mehr...

  • Schwäbische Zeitung: FDP: Ende oder Wende? Ravensburg (ots) - Die FDP kämpft um ihr Überleben. Nicht zum ersten, aber vielleicht zum letzten Mal. Die Partei ist aus der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden, ihr Markenkern ist durch die schlechte Arbeit in der letzten Legislaturperiode beschädigt. In der außerparlamentarischen Opposition auf sich aufmerksam zu machen, ist schwierig. So bleibt ihr nur die Hoffnung auf den Wiederaufstieg über die Länder und Kommunen. Doch selbst die größten Optimisten versprechen sich von den drei bevorstehenden Landtagswahlen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht