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Westdeutsche Zeitung: Deutschland - eine Viersterne-Nation = von Werner Kolhoff

Geschrieben am 14-07-2014

Düsseldorf (ots) - In der Bundespressekonferenz fragte gestern
eine südamerikanische Journalistin ganz ernsthaft, ob der 13. Juli
jetzt Nationalfeiertag werde. Die Sprecherin von Angela Merkel
antwortete ebenso ernsthaft, nein, denn das wäre mit einem
Produktionsausfall verbunden. Daher seien alle an die Arbeit
zurückgekehrt, wenn auch mit sehr großer Freude. So sind die
Deutschen - geworden. Fleißig, ernsthaft und dosiert fröhlich.
Stärkste Wirtschaftsnation Europas und nun auch noch
Fußball-Weltmeister. In Hotel-Kategorien gesprochen: eine
Viersterne-Nation. "First Class", nicht Luxus, und eher dezent. Man
muss daran erinnern, wie das in beiden Bereichen gekommen ist. Es gab
zwischen 1994 und 2002 eine Rumpel-Ära im Fußball. Und es gab zur
gleichen Zeit Stillstand in der Politik und eine wirtschaftliche
Krise mit hoher Arbeitslosigkeit. In beiden Bereichen herrschte
Fantasielosigkeit. 2004 wurde ein riskanter Neustart gewagt. In der
Politik mit den Agenda-Reformen, im Fußball mit einer Verjüngung des
Kaders und einer Hinwendung zum Offensivfußball. Deutschland verfügt
offenbar über die Fähigkeit, sich Problemen zu stellen, jedenfalls,
wenn die Not groß genug ist. Dann gibt es eine kollektive
Reformbereitschaft. Das ist keine Nation in der Hängematte, sondern
ein Korporatismus der aufgekrempelten Ärmel. Der ist zwar nicht
konfliktfrei, aber er funktioniert. Das Kabinen-Foto nach dem WM-Sieg
zeigt noch etwas anderes: Die große Integrationsleistung, die in den
vergangenen 25 Jahren erbracht worden ist und die die aktuelle Stärke
der Nation mitbegründet. Merkel und Gauck sind beide Ostdeutsche
ebenso wie Spielmacher Kroos. Die Migrantenkinder Özil, Khedira,
Boateng, Podolski, Klose, Mustafi. Nicht das möglichst laute Singen
der Nationalhymne ist das Erfolgsrezept, sondern Teamgeist gepaart
mit Taktik und Technik. Merkel hat oft daran erinnert, dass andere
Nationen nicht schlafen und dass das eigene Land schnell zurückfallen
kann, wenn es nicht beständig an sich arbeitet. Es wird die große
Aufgabe sein, die derzeitige Spannung zu halten, auch dann, wenn der
Jubel längst vergessen ist. Im Fußball, in der Politik und in der
gesamten Gesellschaft.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


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