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Lausitzer Rundschau: Kein Freizeitpark Ursula von der Leyen will die Bundeswehr "aufhübschen"

Geschrieben am 30-05-2014

Cottbus (ots) - Der Spott war groß, als Ursula von der Leyen vor
wenigen Monaten mit ersten Plänen für mehr Familienfreundlichkeit in
der Bundeswehr aus der Deckung kam. In einer Satire-Show wurden die
Kuriositäten einer "Montessorie-Kaserne" durchgespielt, und der Witz
ging um, militärische Konflikte müssten spätestens am Nachmittag
beendet sein, weil sich der deutsche Soldat als Teilzeitjobber dann
um Frau und Kind zu kümmern habe. Auch von der Leyens neuester
Vorstoß zur Aufhübschung der Kasernenstuben dürfte viele zum
Schmunzeln animieren: Zimmer mit Minikühlschrank und Leseleuchte -
die Bundeswehr als Freizeitpark. Dazu passt auch die
zwischenzeitliche Nachricht, die Wehrministerin nehme es mit der
körperlichen Fitness der Truppe nicht mehr so genau, weshalb auch die
Auswahlkriterien für die Armee gelockert würden. Wie gesagt, über
all das lässt sich trefflich spotten. Nur wird bei allem Spott eben
auch schnell vergessen, dass sich Deutschland von der Wehrpflicht
verabschiedet hat. Früher musste es einem Rekruten am Ende egal sein,
ob sein Bett zehn oder 20 Jahre alt war und die sanitären Anlagen in
seiner Unterkunft zur Zufriedenheit funktionierten. Er konnte es sich
nicht aussuchen, denn der Wehrdienst war eine Verpflichtung per
Gesetz. Das hat sich grundlegend geändert. Als reines Berufsheer muss
die Bundeswehr heute wie jedes zivile Wirtschaftsunternehmen um
Nachwuchs konkurrieren. Die Wehrpflicht ist kein Standortvorteil
mehr. So bekommt die Truppe jetzt besonders drastisch zu spüren, dass
gutes Personal immer knapper wird. Zumal die Wirtschaft floriert und
junge Leute auch deshalb nicht auf die Armee als Arbeitgeber mehr
angewiesen sind. Mit Befehl und Gehorsam allein ist demnach keine
Bundeswehr mehr zu machen. Von der Leyen reagiert auf diese Tatsache
mit einer Attraktivitätsoffensive. Wohl nicht zuletzt auch deshalb,
weil sie als Frau garantiert besser um die Tücken bei der
Vereinbarkeit von Job und Familie weiß als ihre männlichen
Amtsvorgänger. Gleichwohl wird die Bundeswehr immer ein ganz
besonderes "Unternehmen" bleiben. Geht es hier doch um den
militärischen Ernstfall, um Leben und Tod. Wer den Beruf eines
Soldaten ergreift, ist mit spezifischen Herausforderungen
konfrontiert, bei denen zivile Errungenschaften wie
Arbeitszeitflexibilität und Familienfreundlichkeit naturgemäß an
Grenzen stoßen müssen. Insofern darf von der Leyen auch keine
falschen Illusionen wecken. Die Bundeswehr hat sicher noch große
Reserven, was einen attraktiven Arbeitgeber anbelangt. Aber sie kann
und wird niemals ein Fünf-Sterne-Hotel sein. Ansonsten würde sich die
Truppe wirklich lächerlich machen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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