(Registrieren)

WAZ: Putin verfolgt seinen Plan - Kommentar von Miguel Sanches

Geschrieben am 11-05-2014

Essen (ots) - Sie ziehen es durch. Sie schaffen mit dem Referendum
Fakten, um sich von der Rest-Ukraine zu lösen. Es ist eine Abstimmung
ohne Beobachter, ohne Kontrollen. Man kann nicht beweisen, dass das
Drehbuch für die Farce aus Moskau kommt. Aber es liegt im Interesse
von Präsident Wladimir Putin, die Lage zu destabilisieren, so dass -
im nächsten Schritt - die für den 25. Mai geplante landesweite Wahl
scheitert oder irrelevant wird. Davon muss man leider ausgehen, wenn
die Kämpfe anhalten und das Land am Rande eines Bürgerkrieges ist.
Wenn die Wahl misslingt, dann fehlt dem Westen in Kiew ein
legitimierter Ansprechpartner.

Genau darauf legt es Putin an. Er hat einen Plan. Um ihn
durchzusetzen, muss er nicht zwingend militärisch agieren. Es reicht
aus, wenn sich im Osten und im Süden autonome Regionen bilden, die
auf Russland hören. Wer will, mag wie Außenminister Steinmeier es für
ein "hoffnungsvolles Zeichen" halten, dass Putin appelliert hat, das
Referendum zu verschieben. Dafür muss man aber sehr gutgläubig sein.

Putin hat auch einer Kontaktgruppe zugestimmt und versprochen,
seine Truppen an der Grenze abzuziehen. Er ließ dementieren, dass
russische Flugzeuge den ukrainischen Luftraum verletzt hätten und war
einverstanden mit dem Genfer Friedensplan. Nahezu alles war:
folgenlos. Erst am Freitag hat er alle Warnungen ignoriert und auf
der Krim den "Tag des Sieges" gefeiert. So agiert ein Mann, der sich
sicher ist, dass der Westen bloß blufft.

Nochmal: Er hat einen Plan, den er mit Geschlossenheit in der
Führung und Rückhalt in der Bevölkerung durchzieht. Die Isolierung
stört ihn nicht, die ökonomischen Nachteile nimmt er in Kauf, weil
mehr auf dem Spiel steht: Macht. Die EU hat keinen Plan, ist
gespalten, ihre Gesellschaften sind konfliktscheu.

Die Ukraine ist ein Staat im Niedergang. Paradox ist, dass man
Russland als Ordnungsmacht am Ende akzeptieren muss, weil eine
Alternative fehlt. Von der Kanzlerin sollte man erwarten, dass sie
ihren Bürgern eine schonungslose Analyse der Krise vorlegt. Die
Warnungen mit Sanktionen der ersten, zweiten, dritten - oder welcher
Stufe auch immer - haben sich abgenutzt.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

526855

weitere Artikel:
  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG (Rostock) zu den Referenden in der Ost-Ukraine: Rostock (ots) - Der "oberste Russe" - Kremlchef Wladimir Putin - hat bisher öffentlich nicht aufs Wohl der "Volksrepublik Donbass" angestoßen, die sich mit Hilfe international nicht anerkannter Referenden in der Ostukraine bilden will. Moskau wird sich hüten, die gestrigen Abstimmungen vorschnell anzuerkennen. Allerdings sind die separatistischen Plebiszite ein Joker im Ärmel Putins, den er jederzeit ausspielen kann. Von daher ist es anzuerkennen, dass Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande in ihrer Stralsunder mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Ukraine Bielefeld (ots) - Richtige Referenden sehen anders aus. Das weiß der Westen, der Erfahrung damit hat, das weiß Wladimir Putin, der in Russland so etwas nicht duldet, und das wissen die Separatisten, denen es um eine Machtdemonstration geht. Bei der Abstimmung in der Ostukraine fehlt es an allem, was freie und faire Wahlen ausmacht. Deshalb sollten wir das Ergebnis nicht zu ernst nehmen. So wenig eine zufällige Straßenumfrage repräsentativ ist, so sehr stellt dieses vermeintliche Referendum die prorussischen Aktivisten auf die mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Eurovision Song Contest Bielefeld (ots) - Ausgerechnet die Welt des Schlagers hat der homophoben Welt des Wladimir Putin am Samstagabend die rote Karte gezeigt. Geschätzt bis zu 180 Millionen Menschen in 37 Staaten erlebten den Sieg der österreichischen Kunst- und Kultfigur Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest, für die es »ein Abend für den Frieden und die Freiheit« war. Pop macht Politik. Der schwule Travestie-Star mit schmaler Taille und tiefschwarzem Vollbart verkörpert alles, was bei den Rückwärts-Denkern in Russland für die Verderbtheit mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Nicht unsichtbar - Leitartikel Ravensburg (ots) - Das Signal des FDP-Bundesparteitags heißt: Wir sind voll im Geschäft. Wir haben zu jedem Politikbereich ein Konzept, und wir sind es wert, dass man uns wählt. Doch gleichzeitig wissen die liberalen Delegierten nur allzu gut, dass ihre FDP nicht mehr voll im Geschäft ist, seit sie die Hürde für den Bundestag nicht genommen hat. Doch die Partei hat die Schockstarre nach der verlorenen Wahl überwunden. Sie erinnert in ihrer Tapferkeit momentan sogar ein bisschen an die SPD, deren Arbeit auch nicht wie früher honoriert mehr...

  • Rheinische Post: Nachdenkenswertes von Gerhard Schröder Kommentar Von Reinhold Michels Düsseldorf (ots) - Es ist ein intellektuelles Vergnügen, mit zu erleben, wie viel außenpolitische Urteilsreife der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder an der Schwelle zum Alter zu erkennen gibt. Zu Kanzlerzeiten fielen Schröders Expertisen oft wurschtig aus. In seinem jungen Interview-Buch zum 70. Geburtstag und gestern noch einmal in einem nachdenkenswerten, klugen Beitrag über den Wert verlässlicher Beziehungen zu Russland zeigt Schröder, dass viel mehr in ihm steckt als Gas-Geschäftssinn und Putin-Liebedienerei. Hier spricht mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht