(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Die Energiewende und ihre Herausforderungen Ohne Zaudern und Zögern MATTHIAS BUNGEROTH

Geschrieben am 09-05-2014

Bielefeld (ots) - So lange ist es noch nicht her, da wurde der Rat
von Experten, Deutschland müsse in der Energiepolitik künftig seinen
Fokus auf die erneuerbaren Energien setzen und sich von der
Kernenergie in absehbarer Zeit verabschieden, überwiegend von
konservativen Politikern als romantisierende Öko-Spinnerei abgetan.
Wirtschaftsvertreter fürchteten dramatische Umsatz- und
Gewinneinbußen, da man mit einem solchen Energiekonzept als
Industrieland im globalen Wettbewerb nicht mehr konkurrenzfähig sei.
Diese Vorzeichen haben sich zu großen Teilen grundlegend gewandelt,
und das ist richtig so. Politische Parteien von den Grünen bis hin
zur CSU haben mittlerweile in unterschiedlichen
Regierungskonstellationen in Berlin daran mitgearbeitet, den
Paradigmenwechsel auf den Weg zu bringen, der heute unter dem Begriff
"Energiewende" durchaus konsensfähig geworden ist. Mehr noch: Es ist
mittlerweile sogar schick geworden, mit Fortschritten bei der
Verwendung erneuerbarer Energien Standortmarketing zu betreiben. So
wirbt zum Beispiel der Kreis Höxter in OWL mit dem Siegel
"Bioenergieregion", das er vom Bundesumweltministerium verliehen
bekommen hat. Gleichzeitig jedoch gibt es an vielen Orten in
Ostwestfalen-Lippe Auseinandersetzungen in der Bürgerschaft um die
weitere Ausgestaltung der Energiewende. Es geht unter anderem um die
Ausweisung neuer Standorte für Windkraftanlagen, den Bau von
Starkstromleitungen und die weitere mögliche Förderung für Biogas-
und Photovoltaikanlagen. Nicht zuletzt ist in vielen Privathaushalten
mittlerweile die Meinung vorherrschend: Die Kosten der Energiewende
gehen zu Lasten des "kleinen Mannes", während die Großindustrie in
Milliardenumfang entlastet wird, um sie konkurrenzfähig zu halten.
Letztgenanntes Argument ist nicht völlig von der Hand zu weisen, doch
der Umfang der Befreiung von der EEG-Abgabe für die Industrie sorgt
bei vielen Experten für Kopfschütteln. Befreite Umweltminister Jürgen
Trittin (Grüne) im Jahr 2000 rund 400 stromintensive Unternehmen von
der EEG-Abgabe, stehen inzwischen rund 2.100 auf der Liste. Und es
gibt berechtigte Zweifel, ob all diese im internationalen Wettbewerb
stehen. Wenn große Energieversorger wie RWE heute einen
Basis-Stromtarif von 28,9 Cent pro Kilowattstunde von Verbrauchern
verlangen und gleichzeitig Großbetriebe wie Schlachthöfe diesen am
Terminmarkt auf bis zu etwa 4 Cent reduzieren können, ist eine
Unwucht in der Diskussion. Die privaten Haushalte, aber auch
mittelständische Betriebe fühlen sich vor diesem Hintergrund zu Recht
als Zahlmeister der Energiewende. So ist es für die Politik schwer,
eine Debatte nachzuholen, der man sich jahrelang aus wahltaktischen
Gründen entzogen hat. Alle müssen ihren Beitrag leisten, damit das
Jahrhundertprojekt gelingt. Auch der Staat kann sich seinen
Verpflichtungen nicht entziehen. Die Einbettung der Energiewende in
ein europäisches Klimakonzept auch durch monetären Einsatz ist
überfällig, damit das Ziel erreichbar und finanzierbar bleibt. Daran
müssen wir festhalten. Ohne Zaudern und Zögern.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

526754

weitere Artikel:
  • WAZ: Die Mär vom perfekten Staat - Kommentar von Dietmar Seher Essen (ots) - Schön, dass der deutsche Staat weltweit als das Gemeinwesen mit der perfektesten Organisation gilt. Die Nachfolger der alten Preußen haben ganze PR-Arbeit geleistet. Doch wer mit ihm zu tun bekommt, dürfte das auch ab und an für eine Mär halten. Wie Zehntausende Steuerzahler in NRW. Die einen fragen: Wie hoch ist meine Kfz-Steuer wirklich? Die anderen wollen Auskunft und werden von Pontius nach Pilatus geschickt. Hott geht nicht ans Telefon. Die Leitung bricht zusammen. Wo sind wir hier? Wieso schaffen es Bund mehr...

  • WAZ: Verlegenheit in der Ukraine-Krise - Kommentar von Miguel Sanches Essen (ots) - Sie sagen es nicht öffentlich. Noch nicht. Aber immer mehr Christdemokraten vermissen in ihrer Partei eine außenpolitische Debatte. Immer häufiger ist in Berlin zu hören, man müsse sich selbst vergewissern, wofür die Union stehe und welchen Plan ihre Regierung in der Ukraine-Krise verfolgt. Die Abgeordneten werden in ihren Wahlkreisen auf die Ukraine angesprochen und sie erleben, dass viele Bürger, womöglich eine Mehrheit, für die Russen Verständnis aufbringen. Dieses Bauchgefühl passt nicht zur Politik der CDU-Kanzlerin, mehr...

  • Südwest Presse: KOMMENTAR · EUROPA Ulm (ots) - KOMMENTAR · EUROPA Nur Augenwischerei? Vielleicht bekommt die Plakataktion der CDU im Europawahlkampf noch einen tieferen Sinn: Obwohl sie nicht zur Abstimmung steht, lächelt Angela Merkel wie eine Sphinx von annähernd jeder fünften Straßenlaterne. Will die Kanzlerin so zeigen, wer in Europa das Sagen hat? Fast scheint es so. Dabei werden am 25. Mai die Vertreter des EU-Parlaments gewählt. Jean-Claude Juncker versucht für die Konservativen zu punkten, Martin Schulz gibt den Sozialisten als zweiter großer Fraktion ein mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Südafrika Bielefeld (ots) - Keine politischen Überraschungen, kaum Unregelmäßigkeiten: Die Wahlen in Südafrika hätten vom Urnengang am Mittwoch bis zur Auszählung am Freitagabend nicht unspektakulärer ablaufen können. Das ist eine gute Meldung. Vielleicht ist es sogar eine sehr gute Nachricht selbst für jene, die dem machtvoll bestätigten ANC aus guten Gründen kritisch gegenüberstehen. Über den Tod von Nelson Mandela hinaus gibt es stabile Verhältnisse am Kap. Der Weg aus der Apartheid heraus zu einer neuen staatlichen Gemeinschaft ist geschafft. mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig zur Krankenkassenreform Bremen (ots) - Es ist nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht der Opposition, den Finger in die Wunde zu legen. Oder auf das, was mal zu einer Wunde werden könnte - die empfindsamen Stellen. Die gibt es bei der Krankenkassenreform durchaus. Auch Herum unken gehört natürlich zum politischen Geschäft - es ist nicht absehbar, wie sich die Krankenkassenbeiträge entwickeln werden. Die empfindsame Stelle wird zu einer Wunde werden, falls Kassen mit den Einnahmen aus dem niedrigeren Beitragssatz nicht auskommen sollten. Im Wettbewerb mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht