(Registrieren)

Allg. Zeitung Mainz: Putins Mission / Kommentar zur Ukraine

Geschrieben am 02-05-2014

Mainz (ots) - Menschen wollen Sicherheit. Dieses elementare
Bedürfnis unterscheidet Russen nicht von Ukrainern, Deutsche nicht
von Amerikanern. Ob sich jemand sicher fühlt, hängt von Regeln ab,
die Nationalstaaten nie für sich allein definieren, sondern nur im
Verhältnis zueinander. Eine der zentralen Errungenschaften der
Politik nach 1945 in Europa war demnach die Gewissheit, dass Grenzen
nicht mehr gewaltsam korrigiert werden.

Diese heile Welt bekam erstmals auf dem Balkan einen Riss, und man
mag sich nicht vorstellen, wie dieser Krieg verlaufen wäre, wäre
Wladimir Putin damals schon in Amt und Würden gewesen. EinMann, der
von Russland als "bedrohtem Volk" redet, vom Einsammeln von Erde und
davon, dass es Schlimmeres gebe, als dafür zu sterben. Man muss darin
noch nicht - wie John McCain und andere es tun - faschistische
Tendenzen sehen. Aber: Egal wie dilettantisch oder provokant der
Westen sich in der Ukraine verhalten haben mag - es ist Putin, der
das Ungedachte wieder denkt und danach handelt. In böser Ironie der
Geschichte sind 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges
Grenzen in Europa nicht mehr sicher, sondern militärisch verrückbar.

Putin wird erst dann von seinem Kurs abrücken, wenn eine
Landverbindung zwischen Russland und der Krim nicht mehr durch die
Ukraine führt. Deswegen muss es sein oberstes Ziel sein, die geplante
Präsidentenwahl unmöglich zu machen und somit den Osten des Landes
endgültig der Kontrolle durch Kiew zu entziehen. Die dortige
Übergangsregierung, die nicht demokratisch legitimiert ist, spielt
ihm mit ihrer Militäraktion genau in die Karten. Auch sie kann den
Menschen zwischen Lemberg und Lugansk keine Sicherheit geben.

Das Erste, was sie dafür dringend bräuchte, wäre eben
Legitimation. Da sie selbst zu schwach ist, diese herzustellen, muss
der Westen mit allen diplomatischen Mitteln und - wenn es nicht
anders geht - mit erneut verschärften Sanktionen gegen Moskau dafür
sorgen, dass die Wahl durchgeführt werden kann. Und zwar nach
demokratischen Maßstäben. Nicht nach denen eines Mannes, der Schwule
und Lesben jagt, seinen nackten Oberkörper gezielt propagandistisch
nutzt und im Front National oder bei Ungarns Rechts-Regierung
geistige Bezugspunkte entdeckt. Ein Faschist also? Auf alle Fälle ein
Mann mit einer Mission. Mit der er auch Russland schwereren Schaden
zufügen wird als alle ahnen, die ihn heute noch anhimmeln. Man muss
ihm also Grenzen aufzeigen. Bald. Friedlich. Weil er die Welt
unsicher macht.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Werner Wenzel
Newsmanager
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

525330

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Dilettantischer Aktionismus Zum Vorgehen der Kiewer Regierung in der Ost-Ukraine Cottbus (ots) - Was die Kiewer Interimsregierung geritten hat, im Osten des Landes eine neue Militäroffensive zu starten, wird wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben. Logisch zu erklären ist die dilettantisch geführte Operation jedenfalls nicht. Wer sich nicht länger in die Tasche lügen will, sollte sich mit der Überlegung anfreunden, dass die westliche Stabilisierungsstrategie gescheitert ist. Unter den gegebenen Umständen kann es am 25.Mai keine demokratische Präsidentenwahl geben, die das Land befriedet. Es ist deshalb höchste mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Kein Frühlingserwachen Zum Besuch von Bundeskanzlerin Merkel in den USA Cottbus (ots) - US-Präsident Obama und Kanzlerin Merkel haben gestern in Washington demonstrativ ihre transatlantische Harmonie gezeigt. Ist das also das neue Frühlingserwachen in den deutsch-amerikanischen Beziehungen? Wohl kaum. Die Ukraine-Krise hat die zur Schau gestellte Einigkeit politisch notwendig gemacht. Und damit ist indirekt auch der Knackpunkt des derzeitigen Verhältnisses beider Länder benannt. Wo es unabwendbar ist, schreitet man so gut es eben geht zusammen. Aber nur da. Der Umgang miteinander ist über die Jahre nüchtern mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Merkels leise Töne = Von Frank Herrmann Düsseldorf (ots) - Großer Bahnhof im Weißen Haus, doch eigentlich ist dies ein Moment der Ernüchterung. Angela Merkel hängt unnötig niedrig, worüber sie sich noch vor Monaten völlig zu Recht erregt hatte. Das "Abhören von Freunden geht gar nicht" - der Satz, mit dem sie kommentierte, dass die NSA sie belauschte, er hat praktisch keine Wirkung hinterlassen. Wie selbstverständlich spioniert die NSA weiter Amerikas Verbündete aus, ohne groß zu unterscheiden zwischen Freunden und Gegnern. Wer eine Wende erwartet hatte nach den Paukenschlägen mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Neuer Atomkraft-Streit = Von Thomas Reisener Düsseldorf (ots) - Der Ausstieg aus der Atomenergie war 2011 schnell beschlossen. Nach der Katastrophe von Fukushima wollte die Kanzlerin Entschlossenheit demonstrieren. Außerdem raubte sie den Grünen so deren wichtigstes Thema. Dreieinhalb Jahre später zeigt sich, dass der Beschluss zwar schnell gefasst, aber nicht sauber vorbereitet war. Am Beispiel des Jülicher Forschungszentrums wird deutlich, welche Fragen offengeblieben sind: Darf die Atomenergie in Deutschland trotz Energiewende weiter auf Staatskosten erforscht werden? Wenn mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Auch die Rentner zahlen die Reform mit = Von Eva Quadbeck Düsseldorf (ots) - In der Rentenpolitik steht uns noch ein heißer Frühsommer bevor. Insbesondere bei der Rente ab 63 sind die Fronten zwischen Union und SPD verhärtet. Die Anhörung am Montag sollte die große Koalition dazu nutzen, grundsätzlich über ihr Rentenpaket nachzudenken. Vordergründing profitieren vor allem zwei Gruppen: Männliche Facharbeiter mit vielen Versicherungsjahren, die mit 63 abschlagsfrei in Rente gehen können, und Mütter, die ihre Kinder vor 1992 geboren haben. Bei dieser Reform wird leider übersehen, dass die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht