(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Internationales Krisentreffen in Genf Ukrainische Lehren THOMAS SEIM

Geschrieben am 17-04-2014

Bielefeld (ots) - Vor uns liegt das Osterfest. Wir gedenken am
höchsten christlichen Feiertag des Todes und der Auferstehung Jesu
Christi. Dessen wichtigstes Vermächtnis ist die Bergpredigt, in der
unter anderem Gerechtigkeitssuche und Friedensstiftung als
Seligpreisungen genannt werden. Krieg gehört nicht dazu. Krieg ist
auch nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Dieser
Satz des preußischen Militärtheoretikers Carl Philipp Gottlieb von
Clausewitz mag im 19. Jahrhundert der Nationalstaaten ein zulässiges
Prinzip umschrieben haben. Aber schon die Vernichtungskriege des 20.
Jahrhunderts haben die verheerende Wirkung dieses Gedankenguts
offenbart. Man muss diese grundsätzliche Festlegung voranstellen,
wenn man sich mit der Krisenlage in der Ukraine beschäftigt. Das
Säbelrasseln insbesondere der russischen Regierung im Blick auf die
Erweiterung ihrer Einflusssphäre, aber auch der Versuch eines
Dominanzverhaltens der NATO an ihren Ostgrenzen machen dies nötig.
Tatsächlich sind die westlichen Staaten weder einig noch bereit, eine
Militäroption zu ziehen. Anders als in zahlreichen öffentlichen
Diskursen wahrgenommen ist dies nicht Schwäche, sondern Stärke der
Wertegemeinschaft Europa. Je klarer EU und NATO machen, dass sie sich
von Putin nicht beeindrucken lassen, um so klarer wird die derzeitige
Lage: 1. Der Autokrat Putin war innenpolitisch so stark angeschlagen,
dass er einen Konflikt wie den in der Ukraine herbeisehnen musste, um
sich zu stabilisieren. Das ist ihm augenscheinlich zunächst gelungen.
2. Die EU hat versucht, die innenpolitische Instabilität der Ukraine
dazu zu nutzen, ihren Einflussbereich nach Osten auszudehnen. Sie ist
damit noch nicht völlig, aber vorerst doch gescheitert und steht vor
erheblichen Reparaturaufgaben. 3. Die USA, deren Präsident Obama sich
bereits von Europa ab- und der Asien-Pazifik-Region zugewandt hat,
nutzen die Gelegenheit, um das durch Überwachungsaffären
angeschlagene Image und die Trennungsversuche der Europäer zu beenden
und die NATO-Solidarität neu zu begründen. 4. Vor diesem Hintergrund
nutzt Putin die Gelegenheit, Russland mit einer eurasischen
Wirtschaftsregion - dann ja wohl mit China - von Europa wegzulocken.
5. Die Ukraine ist nur Spielball dieses Interessenkonflikts und ihrer
territorialen Integrität beraubt. Dazu hat die bislang nicht gewählte
Regierung selbst einiges beigetragen. Was nun also? Die Konfliktlage
im östlichen Europa erfordert kluges politisches Handeln, denn auch
innenpolitisch ist eine nicht ungefährliche Situation entstanden.
Unter dem Deckmantel angeblicher Friedensdemos versammeln sich
sogenannte Putin-Versteher des rechten und linken Lagers und
verteidigen dessen Aggression als Selbstverteidigung. Dem muss man
entschieden entgegentreten. Vielleicht noch einmal mit Clausewitz:
"Der Eroberer ist immer friedliebend." Gleichwohl allerdings haben
wir Europäer ein Interesse, Russland friedlich an Europa zu binden.
In enger gemeinsamer Perspektive liegt die Chance auf Sicherheit und
Wachstum in Frieden - nicht nur, aber auch wegen der russischen
Energiereserven und der Perspektiven für die Wirtschaft. Es geht um
Interessen - deutsche und europäische. Und russische. Vielleicht
hilft die Ruhe des Osterfestes dabei, den Weg zu einem friedlichen
Ausgleich dieser Interessen zu finden.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

523338

weitere Artikel:
  • Weiß: Pflegeversicherung wird auch in Zukunft die christdemokratische Handschrift tragen Berlin (ots) - Der Deutsche Bundestag hat am 22. April 1994 das Gesetz zur sozialen Absicherung des Risikos der Pflegebedürftigkeit (Pflege-Versicherungsgesetz) verabschiedet. Zum 20. Jahrestag erklärt der Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Weiß: "Die Einführung der Pflegeversicherung vor 20 Jahren ist ein Meilenstein in der Geschichte der deutschen Sozialversicherung. Mit der Einrichtung einer 'fünften Säule' der Sozialversicherung reagierten CDU und CSU schon damals sensibel auf den demografischen mehr...

  • Kauder: Situation der Christen in China verbessert Berlin (ots) - Auf seiner vierten China-Reise hat sich der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, auch mit der Situation der Christen befasst. Dazu erklärt Kauder: "Trotz mancher Sorgen hat sich die Situation der Christen in China in den vergangenen Jahren verbessert. Man kann von einer deutlichen Entspannung sprechen, auch wenn die Situation von Region zu Region unterschiedlich ist. Unsere Gesprächspartner haben uns berichtet, dass sich in China immer mehr Menschen dem Christentum zuwenden. Der Bischof mehr...

  • WAZ: Grüne fordern Sperrsystem für Mobiltelefone Essen (ots) - Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn fordert ein Sperrsystem für Handys als besseren Schutz gegen Diebstahl. "Das Sperrsystem für Mobiltelefone muss in Deutschland Pflicht werden", sagte Höhn der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (Samstagsausgabe). Bisher können Diebstahlopfer meistens nur ihre SIM-Karte vom Netzbetreiber sperren lassen und so verhindern, dass andere auf ihre Kosten telefonieren; bei manchen Smartphones lassen sich heute auch sensible Daten aus der Ferne löschen. Das Gerät selbst bleibt in der Regel mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: McAllister gegen EU-Erweiterung in den nächsten fünf Jahren Saarbrücken (ots) - Der Spitzenkandidat der CDU für die Europawahl, David McAllister, hat sich klar gegen eine Erweiterung der Europäischen Union in den nächsten Jahren ausgesprochen. McAllister sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Samstagausgabe): "Die Festigung und Vertiefung der Zusammenarbeit der 28 Mitgliedsstaaten hat jetzt Priorität. Deshalb kann es in den nächsten fünf Jahren keine weiteren Beitritte zur EU geben." Mit Blick auf eine Aufnahme der Türkei warnte McAllister ebenfalls vor einer Überforderung der EU. Die innenpolitische mehr...

  • Frankfurter Rundschau: Pressestimme zur Ukraine Frankfurt (ots) - Die Frankfurter Rundschau schreibt zum Friedensplan für die Ukraine: Gelingt es, die Milizen zu entwaffnen und die Gebäudebesetzungen zu beenden, wäre dies zweifellos ein Meilenstein auf dem Weg zur Stabilisierung des Landes. Aber will der Kreml die Stabilisierung wirklich? Allzu oft haben Kreml-Politiker in den vergangenen Wochen in Reden A gesagt und anschließend von Geheimdienstlern und Militärs Plan B realisieren lassen. Und dennoch: Für die Durchsetzung der Genfer Beschlüsse tragen die westlichen Garantiemächte mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht