(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Die Mission am Hindukusch ist gescheitert Ein Kommentar von Peter Lausmann

Geschrieben am 04-04-2014

Düsseldorf (ots) - "Nichts ist gut in Afghanistan", hatte die
damalige Bischöfin Margot Käßmann in ihrer Neujahrspredigt 2010
gesagt - und damit einen Sturm der Kritik ausgelöst. Mehr als vier
Jahre später entspricht ihre Aussage mehr denn je der Wahrheit. Nach
13 Jahren Militär- und Aufbaueinsatz fällt die Bilanz ernüchternd
aus: Die zunächst angestrebten demokratischen Strukturen haben sich
schnell als Illusion des Westens herausgestellt. Menschenrechte
werden kaum durchgesetzt, worunter vor allem Frauen leiden. Die
Sicherheit, die vom Westen ausgebildete Polizisten und Soldaten
herstellen sollen, ist äußerst brüchig.

Faktisch wird die Lage täglich schwieriger. Selbst in Regionen,
die einst als friedlich und prosperierend galten wie die Region rund
um das deutsche Feldlager Feyzabad, sind seit dem Abzug der
Bundeswehr 2011 Kämpfe zwischen Taliban, Drogenbanden und örtlichen
Kriegsherrn entbrannt. Die zunächst gefeierte Übergabe vieler
Regionen in afghanische Eigenverantwortung war ein Trugschluss. Denn,
dass seit 2012 nur ein deutscher Soldat ums Leben kam, spricht nicht
für Stabilität - der Bürgerkrieg wird längst unter Umgehung der
Ausländer geführt. Es sterben weniger Isaf-Soldaten, aber viel mehr
Afghanen.

Die Lage wird sich nicht mehr verbessern. Seit Monaten blockiert
Präsident Hamid Karsai ein Abkommen über eine Nachfolgemission des
Westens, die nach dem offiziellen Abzug am Jahresende greifen soll.
Egal, wer ihm im Amt nachfolgt: Eine Kehrtwende ist unwahrscheinlich.
Im Klartext heißt das, dass die westlichen Soldaten am Hindukusch
nicht mehr erwünscht sind und damit auch die Basis für jede weitere
Zusammenarbeit entfällt.

Gemessen an den Zielen, die sich der Westen in Afghanistan gesetzt
hat, ist die Mission gescheitert. Kaum eines der Projekte hatte
nachhaltig Erfolg. Nun wird er aus dem Land hinauskomplimentiert, der
Dank fällt formell aus. Doch tut man sich im Westen mehr als schwer,
die Lage realistisch zu bewerten und das Scheitern einzuräumen. Denn
dann müsste man rechtfertigen, warum seit 2001 Tausende Soldaten,
darunter 56 Deutsche, am Hindukusch starben und der Einsatz
Milliarden Euro verschlang.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2371
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

521048

weitere Artikel:
  • neues deutschland: Programm für Langzeitarbeitslose: Nichts für Problemfälle Berlin (ots) - Mehr als eine Million Bundesbürger sind seit mehr als zwölf Monaten ohne Arbeit. Laut Definition gelten sie somit als langzeitarbeitslos. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich. Jeder Betroffene hat seine eigene Geschichte. Der eine ist zu alt für einen Arbeitsmarkt, der die Jüngeren bevorzugt. Der andere wohnt in der falschen Gegend, etwa in der ostdeutschen Provinz. Es gibt viele alleinerziehende Mütter, die für ihre Kinder keine passende Betreuung finden, und es gibt Menschen, die Probleme mit Suchtstoffen haben. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Wie bei Putin Zur Diskussion über Schäubles Hitler-Vergleich Cottbus (ots) - Noch jeder Vergleich mit der Hitler-Zeit ist schiefgegangen, denn sie ist einzigartig. Das hätte Wolfgang Schäuble wissen können. Allerdings, er hat genau besehen nicht Putin mit Hitler verglichen, sondern den Anschluss der Krim an Russland mit dem des Sudetenlandes 1938 an das Deutsche Reich. Auch das ist nur begrenzt richtig - Hitler wollte damals den großen Krieg. Das kann man Putin nicht unterstellen, schon gar nicht den Willen zur Vernichtung anderer Völker. Dass gerade Russen, die so viele Millionen Menschen mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Was auf dem Teller liegt Agrarministerkonferenz in Cottbus Cottbus (ots) - Die regelmäßigen Ministertreffen von Bund und Ländern sind staubtrockene Arbeitsrunden. Dort werden gemeinsame Linien für die Politik der nächsten sechs Monate verhandelt. Keine Schauplätze großer Entscheidungen, eher die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Doch manchmal zeigen solche Treffen auch deutlich, wohin die politische Reise einzelner Ressorts gerade geht. Für das Agrarministertreffen in Cottbus ist das die Suche nach mehr Tierschutz bei der Nutztierhaltung und nach mehr Naturverträglichkeit einer mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Tod von Anja Niedringhaus Bielefeld (ots) - Anja Niedringhaus war Trägerin der Pulitzerpreises in der Kategorie »Breaking news photography«. Es gibt keine höhere Auszeichnung für Pressefotografen. Bei Afghanistans Steinzeitislamisten gilt das gar nichts. Ein Terrorist in Uniform hat die Deutsche am Freitag erschossen, eine Kollegin wurde schwer verletzt. Frauen vor der Kamera sind den Feinden der Gleichberechtigung ein Dorn im Auge, Frauen die hinter einer Kamera auch mal Regie führen, bringen sie in Rage, und Frauen, die in Todesgefahr ihren Mann mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den US-Folterberichten Bielefeld (ots) - Szenen von schockierender Brutalität enthält der Bericht über die Foltermethoden des US-Geheimdienstes CIA, der zumindest in Auszügen veröffentlicht wird. Was Menschenrechtsaktivisten lange anprangerten, steht nun Schwarz auf Weiß - auf 6300 Seiten, von denen aber nur 500 an die Öffentlichkeit gelangen. Genug, um die schlimmsten Folter-Fälle zu dokumentieren. Bewiesen ist: Während der Amtszeit von George W. Bush verhörten die US-Amerikaner ihre Häftlinge in Geheimgefängnissen in Polen, Ägypten und Thailand unter mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht