(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Teures Gesellenstück Die Hoffnungen auf sinkende Öko-Umlage sind zerschlagen

Geschrieben am 02-04-2014

Cottbus (ots) - Das war am Dienstagabend im Kanzleramt zwar wieder
einmal ein Gefeilsche um die EEG-Reform wie auf dem Basar, hat aber
die Sache nicht substanziell verändert. Der Zubau an erneuerbaren
Energien geht dynamisch voran, die Branche kann sich nicht
beschweren. In Kleinigkeiten wurde die Bremskraft der ministeriellen
Pläne von den Ministerpräsidenten gelockert - zulasten der
Stromkunden, die künftig eine leicht höhere Öko-Umlage zahlen müssen.
Wer geglaubt hatte, die Umlage könne sinken, sieht sich endgültig
getäuscht. Aber bei den Kosten für die erneuerbaren Energien war das
Kind schon lange vorher in den Brunnen gefallen: Der Löwenanteil des
Zuschlages resultiert aus Altlasten aus der Zeit einer absurden
Überförderung. Jetzt gilt: Pacta sunt servanda. Aus den 20-jährigen
Zusagen kommt man nicht mehr heraus, rund 200 Milliarden Euro wird
das Lehrgeld kosten. Dagegen steht freilich der Aufbau einer neuen,
sauberen Säule der Energieversorgung, steht mehr Unabhängigkeit von
Energieimporten, auch aus Russland, steht der möglich gewordene
Ausstieg aus der Kernenergie. Dagegen stehen auch heimische
Arbeitsplätze. Und schließlich: Für konventionelle Energien hätten
Erneuerungsinvestitionen in ähnlicher Größenordnung getätigt werden
müssen. Die Ökostrom-Umlage ist nicht das Problem der Energiewende,
seit Dienstagabend erst recht nicht mehr. In naher Zukunft sind Wind-
und Sonnenstrom sowieso fast wettbewerbsfähig. Ob die Industrie von
der Umlage befreit bleibt, ist für einzelne Firmen zwar wichtig, für
das Gesamtprojekt letztlich aber nur ein Detail, ebenso wie die
Frage, ob künftig die Bahnkunden beteiligt werden. Wirklich
entscheidend ist, ob die Umstellung des gesamten Energiesystems auf
Erneuerbare gelingt. Der Beweis, dass das geht, sicher und bezahlbar,
steht aus, und den sähen auch die anderen Nationen gern, die dem
deutschen Experiment skeptisch zuschauen. Noch fehlen Stromnetze und
Speicher, um den schwankend zur Verfügung stehenden Ökostrom
aufnehmen zu können; der gesamte Strommarkt ist für die Erneuerbaren
nicht angepasst. Die Frage der sicheren Grundlast ist nicht klar, und
damit nicht die Rentabilität von Kohle- und Gaskraftwerken. Hier gibt
es noch viele Ungereimtheiten und überall Widerstände. Und
schließlich ist völlig offen, wie man von der grünen Energieerzeugung
dann auch zu einer grünen Philosophie beim Energieverbrauch kommt,
bei der Wärme ebenso wie bei der Energieeffizienz.
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel legt mit der EEG-Reform, für die
jetzt die Weichen endgültig gestellt sind, sicher sein Gesellenstück
vor - für den Meister braucht es mehr.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

520596

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: zum Energiegipfel Bielefeld (ots) - So einfach ist die Herkulesaufgabe also zu lösen?! Monatelang streiten Bund und Länder über die Richtung auf dem Weg zum Ziel Energiewende - und in wenigen Stunden des gemeinsamen Gesprächs ist die Marschroute abschließend geklärt. Diesen Eindruck wollten Bundesregierung und Ministerpräsidenten nach dem Energiegipfel in der Republik verbreiten. Doch das Misstrauen beim sensiblen Thema Energiewende ist inzwischen so groß, dass Ankündigungen wenig Glauben geschenkt wird. Einmal mehr lohnt es sich, den Blick zu schärfen mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zum Ökostrom Ulm (ots) - Was für eine Einigkeit. Monatelang tobte der Streit, wie das Explodieren der Umlage für Ökostrom gestoppt werden kann. Insbesondere die 16 Bundesländer stritten heftig untereinander. Am liebsten wäre jedes beim Ökostrom demnächst autark und würde seinen lieben Nachbarn noch jede Menge teure Energie liefern. Dass das kein sinnvolles Konzept für ganz Deutschland sein kann, war jedem klar. Doch keiner wollte klein beigeben. In letzter Minute ist doch noch ein Kompromiss gelungen, wenige Tage bevor das Bundeskabinett den mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Nato/Russland Stuttgart (ots) - Die Nato schaltet in ihren alten Abschreckungsmodus zurück. Quasi über Nacht steht wieder ihr Markenkern, die Beistandspflicht nach Artikel 5, im Zentrum. Mit der Abschreckungsdoktrin ist die Nato schon einmal erfolgreich gefahren und hat die militärische Blockkonfrontation des Kalten Krieges für sich entscheiden. Nun in Erinnerung zu rufen, was man hat, kann helfen, die politische Erpressbarkeit zu reduzieren, in der sich die EU bei Wirtschaftssanktionen gegen Russland befindet. Insofern sollte man die jüngsten mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zur Lage der SPD. Stuttgart (ots) - Fraglos sind es die Sozialdemokraten, die für Betrieb sorgen in der Regierungskoalition. Andrea Nahles legt Reformen im Staccato vor: Mütterrente, Rente mit 63, Tarifeinheit, Mindestlohn. Justizminister Heiko Maas kümmert sich um den Doppelpass, Familienministerin Manuela Schwesig darum, dass die Dax-Vorstände weiblich werden. Aber was sagen die Bürger? 42 Prozent Union, 23 Prozent SPD. Weder Mindestlohn noch Doppelpass treffen die Mitte der Gesellschaft. Und dort, wo die SPD auf breite Zustimmung stößt - etwa mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: NATO-Außenminister zu Ukraine Ins Militärische verrutscht Knut Pries, Brüssel Bielefeld (ots) - In Sachen Krim-Ukraine-Russland möchte die NATO gern anderen den Vortritt lassen. Die Ukraine gehöre dem Bündnis schließlich gar nicht an, heißt es. Weil es um politische Dinge gehe, seien in erster Linie die EU und die Vereinten Nationen gefordert. Das Nordatlantische Bündnis sei lediglich in zweiter oder gar dritter Linie zuständig. Diese Darstellung ist reine Verlegenheit. So hätten sie's gern - und wissen doch genau: Stimmt nicht. Tatsächlich erleben wir das Gegenteil. In der Statik des euro-atlantischen Politik-Gebäudes mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht