(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur deutschen Exportstärke

Geschrieben am 05-03-2014

Bielefeld (ots) - Das Gerede vom starken Deutschland, das mit
seinen Exporten die EU-Nachbarn unter den Tisch wirtschaftet, wird
immer sachlicher. Zwar sieht die EU-Kommission bei der
Wachstumslokomotive »erheblichen Handlungsbedarf«. Aber man räumt
wenigstens schon mal ein, dass »die großen Mitgliedstaaten einen
wichtigen Beitrag zum Wachstum in Europa leisten«. Tatsächlich
schwimmen nicht wenige Wirtschaften im Sog mit, den Deutschland
auslöst. Sie profitieren von Unternehmen, die nicht exportieren,
sondern expandieren, indem sie Filialen und Niederlassungen in der
ganzen Union eröffnen. Ohne überheblich klingen zu wollen: Aber das
ist vergleichbar mit Entwicklungshilfe. Dennoch muss sich die
Bundesrepublik von Brüssel rügen lassen, weil der
Leistungsbilanzüberschuss eben nicht nur ein Grund ist, sich auf
seinen Lorbeeren auszuruhen. Denn zum einen dokumentiert die
Exportstärke, wie abhängig Deutschland vom sensiblen Geschäft mit
ausländischen Abnehmern ist. Zum anderen aber machen die Daten klar,
wie dringend nötig Maßnahmen sind, um den Binnenmarkt anzukurbeln.
Denn andersherum wird ein Schuh daraus: Deutschlands Export ist nicht
zu hoch, die Binnen-Konjunktur hinkt hinterher. Das ist kein Zufall,
sondern Ergebnis einer Strategie. Berlin wollte und musste sparen,
auch deshalb, um ein anderes von Brüssel vorgeschriebenes Ziel
erreichen zu können: einen ausgeglichenen Haushalt. Dadurch aber fiel
die öffentliche Hand als Investor und Auslöser von Aufträgen
weitgehend aus. Was sich nun rächt. Sicherlich hat auch Brüssel
anfangs Fehler gemacht, als man die Kritik an der bundesdeutschen
Stärke mit dem Ruf nach höheren Löhnen und dem Appell für
Mindestlöhne garnierte. Beides mag theoretisch als Lösung naheliegen,
entzieht sich aber jeder praktischen Anwendung. Die Lohnstruktur
zählt zur Hoheit der Tarifparteien und ob Mindestlöhne eine spürbare
wirtschaftliche Entwicklung bewirken können, steht in den Sternen.
Richtig bleibt, dass man den Menschen mehr Kaufkraft zurückgeben
muss. Der Schlüssel dazu liegt in der hohen Steuer- und Abgabenquote
- in den Augen der EU-Kommission ein großes Problem für die
Bundesbürger. Immer wieder hat auch der deutsche EU-Kommissar Günther
Oettinger aufgezeigt, wie die Binnennachfrage durch die
explodierenden Preise gebremst wird. Diese Kritik wiederholt man in
Brüssel auch jetzt - zu Recht. Deshalb wäre es falsch, Mahnungen der
EU in den Wind zu schlagen und das Zahlenwerk als Neid am
wirtschaftlichen Erfolg zu verstehen. Eine zu hohe Exportquote stellt
ein ebenso konjunkturelles Risiko da wie ein zu ausgeprägtes Defizit.
Beides muss ausgeglichen werden. Nicht nur, aber auch im Sinne der
Währungsunion. Denn wenn die anderen im Sog der deutschen Stärke
mitwachsen, würden sie im umgekehrten Fall auch durch einen Einbruch
mitgeschädigt. Das muss Brüssel verhindern dürfen - im Interesse
aller.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

515449

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kommentar / Ukraine - ausgeplündert und politisch labil = Von Doris Heimann Düsseldorf (ots) - In einem Punkt kann man Wladimir Putin zustimmen: Der Kremlchef sieht eine Hauptursache für die Unzufriedenheit der Ukrainer darin, dass die Macht dort in der jüngeren Vergangenheit stets "von einer Gaunerbande auf die andere" gewechselt habe. Das Ergebnis ist ein ausgeplündertes, verarmtes und politisch labiles Land, dessen wirtschaftliche, ethnische und administrative Probleme über Jahrzehnte ungelöst blieben. Egal ob im ukrainischsprachigen Westen des Landes, im russischsprachigen Osten oder auf der von Russen mehr...

  • Badische Zeitung: Schäuble und die Krankenkassen / Fatales Signal Kommentar von Thomas Hauser Freiburg (ots) - Seriös ist das nicht. Solide auch nicht. Es gibt zudem ein fatales Signal an die Krankenkassen: Was auch immer geschieht, versucht niemals Rücklagen zu bilden. Gebt das Geld im Zweifel sofort an die Versicherten zurück, sonst verschwindet es in den unendlichen Tiefen der Bundeskasse. http://mehr.bz/khsts54 Pressekontakt: Badische Zeitung Schlussredaktion Badische Zeitung Telefon: 0761/496-0 redaktion@badische-zeitung.de mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu chinesischen Militärausgaben Osnabrück (ots) - Chinas Aufholjagd Die Zeiten, in denen die Volksrepublik China im Wesentlichen mit sich selbst beschäftigt war, sind vorbei. Peking steigert seinen Einfluss in der Welt, und es will langfristig in der Lage sein, seine Interessen zu verteidigen, auch militärisch. Vor diesem Hintergrund sind die chinesischen Militärausgaben zu sehen. Und diesen Anspruch wird dem Land niemand verwehren können. Ohnedies steigen diese Ausgaben Jahr für Jahr, weil Pekings Streitkräfte einem technologischen Rückstand hinterherlaufen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zur Ukraine Osnabrück (ots) - Zu früh für Sanktionen Nun geht es also doch: Was die EU dem damaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch verwehrte, will sie jetzt der neuen Regierung des inzwischen vom Zerfall bedrohten Staates gewähren. Wären die Milliarden da nicht bei Janukowitsch besser investiert gewesen? Nein, denn der ist korrupt und ein Dieb. Ebenso illusorisch ist aber, dass die neue, von der Maidan-Bewegung auf den Schild gehobene Regierung seriös und transparent mit diesem Geld haushalten wird. Sie verfügt nicht über mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zur Kürzung des Zuschusses an die gesetzlichen Krankenkassen Osnabrück (ots) - Schäubles Traum und seine Folgen Finanzminister Wolfgang Schäuble hat einen Traum: die "schwarze Null", also einen ausgeglichenen Etat. Um dieses Ziel zu erreichen, kürzt er den Zuschuss an die gesetzliche Krankenversicherung. Die Steuerzahler dürfen sich freuen, im Sinne der Beitragszahler ist der Plan nicht. Zwar haben Krankenkassen und Gesundheitsfonds Rücklagen in Höhe von mehr als 30 Milliarden Euro angehäuft. Für ein paar Jahre können sie also durchaus mit einem niedrigeren Bundeszuschuss auskommen, ohne mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht