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EFI-Gutachten: Dringender Verbesserungsbedarf für hochschulmedizinische Forschung in Deutschland

Geschrieben am 26-02-2014

Berlin (ots) - Deutschland verfügt über leistungsfähige
hochschulmedizinische Standorte, aber keiner dieser Standorte nimmt
eine internationale Spitzenposition ein. Zu diesem Ergebnis kommt die
Expertenkommission Forschung und Innovation in ihrem aktuellen
Gutachten. Um die Hochschulmedizin in Deutschland zu stärken, sollte
die Forschung räumlich deutlicher konzentriert werden. Für
systematische Mehrbelastungen der Hochschulklinika sollte ein
Ausgleich geschaffen werden. Zudem fordert die Expertenkommission,
die Arbeitsbedingungen an den Hochschulklinika für
Nachwuchswissenschaftler attraktiver zu gestalten.

In ihrem aktuellen Jahresgutachten zeichnet die Expertenkommission
ein durchwachsenes Bild der deutschen Hochschulmedizin. Deutschland
verfügt zwar über produktive hochschulmedizinische Einrichtungen, die
Qualität der Forschung erreicht allerdings nicht das Niveau
internationaler Spitzenstandorte, zu denen neben den USA
beispielweise auch die Niederlande und Kanada gehören.

Mit Blick auf die führenden Medizinforschungsstandorte
identifizieren die Experten die räumliche Nähe von
Forschungseinrichtungen, Krankenhäusern und Unternehmen als eine
zentrale Voraussetzung für exzellente Forschung und effiziente
Translation. Die Experten sprechen sich daher nachdrücklich für eine
regionale Konzentration von medizinischen Forschungseinrichtungen und
gegen eine weitere Fragmentierung der deutschen Forschungslandschaft
aus:

Spitzenleistungen in der Forschung erfordern eine bestimmte
kritische Größe der hochschulmedizinischen Standorte. Neue Standorte
sollten nicht eingerichtet werden, es sei denn, sie weisen
außergewöhnliche Innovationspotenziale auf. "Als Instrument des
Regionalproporzes sind Hochschulklinika denkbar ungeeignet", heißt es
in dem Bericht. Vor dem Hintergrund des wachsenden Kosten- und
Wettbewerbsdrucks empfiehlt die Expertenkommission, die
Forschungsmittel in der Hochschulmedizin noch stärker auf besonders
leistungsfähige deutsche Standorte zu konzentrieren.

Die Expertenkommission konstatiert weiter, dass die
Hochschulklinika in Deutschland systembedingten Mehrbelastungen
ausgesetzt sind, etwa durch die Ausbildung des Ärzte- und
Forschernachwuchses und durch Extremkostenfälle. Diese werden durch
das bestehende Vergütungssystem nicht angemessen kompensiert. "Es
besteht daher die Gefahr", so die Expertenkommission, "dass die
finanziell defizitäre Krankenversorgung in den Hochschulklinika durch
Mittel subventioniert wird, die eigentlich für Forschung und Lehre
bestimmt sind. Die Medizinforschung an den deutschen Standorten wird
auf diese Weise gegenüber vergleichbaren Institutionen im Ausland
benachteiligt." Verbesserungsbedürftig ist auch die Situation der
forschenden Mediziner. In Deutschland ist eine Karriere in der
medizinischen Forschung weniger attraktiv als in anderen Ländern.
Fehlende finanzielle Anreize, ausgeprägte Hierarchien an
Hochschulklinika sowie die schwierige Vereinbarkeit von
Patientenversorgung und Forschung werden von der Expertenkommission
als Hauptgründe identifiziert. "Unter den bestehenden Gegebenheiten
droht der deutschen Medizinforschung der weitere Verlust talentierter
Nachwuchskräfte und eine Schwächung der Forschungsqualität", so
warnen die Experten.

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) leistet
wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt
regelmäßig Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer
Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Wesentliche Aufgabe der EFI ist
es dabei, die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems
im internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die
Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu
bewerten. Auf dieser Basis entwickelt die EFI Vorschläge für die
nationale Forschungs- und Innovationspolitik.

Das gesamte Gutachten finden Sie unter: www.e-fi.de



Für Presseanfragen:
Dr. Helge Dauchert
EFI-Geschäftsstelle
c/o Stifterverband für die
Deutsche Wissenschaft
030 / 322 982 562
www.e-fi.de


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