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Badische Neueste Nachrichten: Das Kino als Brennglas - Kommentar von Andreas Jüttner

Geschrieben am 07-02-2014

Karlsruhe (ots) - Kann das Kino noch Themen setzen? Schließlich
kann in Zeiten von Filmstreaming und Internet-Videotheken theoretisch
jeder sehen, was und wann er will. Daher wird seit Jahren regelmäßig
der Niedergang der Branche beschrieben. Und in der Tat kommt es immer
häufiger vor, dass Filme erst über den Zweitverwertungsmarkt des
Heimkinos Gewinn einbringen. Sogar so häufig, dass dies oft gleich
mit einkalkuliert wird und die Leinwandpräsenz mitunter nur als
Werbung für das eigentliche Geschäft gilt. Diese kommerzielle
Neuausrichtung aber unterstreicht die Rolle des Kinos als Brennglas
für Aufmerksamkeit: Bei allem Medienwirbel um millionenfach verkaufte
Computerspiele oder Fernseh-Quotenhits bleibt das Kino durch die
mindestens nationale, mitunter gar globale Gleichzeitigkeit einer
Präsentation jenes Forum, das auch mal Inhalte auf die Agenda setzen
kann, die nicht ohnehin ständig durch den Äther schwirren. In ganz
besonderem Maß gilt dies für die Berlinale: Seit der gebürtige
Pforzheimer Dieter Kosslick das Filmfestival mit den weltweit
höchsten Zuschauerzahlen leitet, gilt die Berlinale als dezidiert
politisches Festival, das bemerkenswert oft einen Nerv der Zeit
trifft. Mitunter spielt die Zeit auch hilfreich mit: Just während der
Berlinale im vergangenen Jahr liefen in Babelsberg, nur wenige
Kilometer vom Festival entfernt, die letzten Vorbereitungen für die
Dreharbeiten zu George Clooneys Film "Monuments Men". Schon damals
konnte man zwar ahnen, dass dieser Film auf der Berlinale seine
Europa-Premiere erleben würde - schließlich ist Clooney gefühlt alle
zwei Jahre dort zu Gast, und da wäre es widersinnig, diese Frequenz
ausgerechnet bei einem in Deutschland gedrehten Film voller
Hollywoodgrößen zu durchbrechen. Nicht ahnen konnte man damals
freilich, wie sehr das Thema Raubkunst bis zur heute anstehenden
Premiere ins öffentliche Bewusstsein gerückt sein würde: Der Wirbel
um den Münchner Kunstfund hat das Interesse an dem Film wohl mehr
befeuert, als es jede Werbekampagne geschafft hätte. Andererseits mag
die schon früh geschürte Neugier, die schlichtweg jeder hierzulande
gedrehte Film mit einem derartigen Staraufgebot ausgelöst hätte (im
Filmbereich ist die deutsche Bewunderung für die USA noch sehr
intakt), zumindest ihr Scherflein dazu beigetragen haben, dass der
Fall Gurlitt und alle seither aufgeworfenen Fragen so viel Medienecho
fanden: Durch die Verbindung mit dem Namen Clooney ließ sich das
komplexe Thema Raubkunst auch für den Boulevard gut aufbereiten. Eben
genauso, wie es das Kino immer wieder geschafft hat, brisante Stoffe
mit Hilfe bekannter Gesichter (und dramatischer Zuspitzung) überhaupt
erst ins Bewusstsein zu rücken. Die Berlinale hat dieses Potenzial
sehr genau erkannt und zu ihrem eigenen Markenzeichen gemacht - das
macht dieses größte Publikumsfestival der Welt nicht nur erfolgreich,
sondern auch wichtig.



Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de


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