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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Sterbehilfe

Geschrieben am 16-01-2014

Bielefeld (ots) - Politiker sollen sich streiten, solange am Ende
ein gutes Ergebnis herauskommt. Das Thema Sterbehilfe ist jedoch
denkbar ungeeignet, um im Bundestag die unterschiedlichen Ansichten
lautstark vorzubringen. Nicht nur die Volksvertreter müssen, sondern
vor allem die Gesellschaft muss sich darüber klar werden, was geht
und was nicht. Das Ergebnis der Umfrage überrascht schon: 70 Prozent
der Menschen in Deutschland möchten ihr Lebensende selbst bestimmen,
wenn sie schwer erkrankt sind. Das heißt konkret: Die große Mehrheit
erwartet vom Arzt, dass er dabei hilft, das Leben zu beenden. Darauf
werden viele vergebens warten. Denn in Deutschland sehen es die
Mediziner als ihre Aufgabe an, das Leben zu schützen und zu erhalten.
Wenn Schmerzen unerträglich werden, gibt es medizinische Mittel, um
das Leiden zu mindern. Die Umfrage macht aber auch deutlich, dass
sich viele Menschen vor einem langen Leiden fürchten. Fast jeder hat
es schon in der eigenen Familie erlebt, wie schnell aus einem
blühenden Leben ein Dahinsiechen werden kann. Doch für derartige
Schicksalsschläge gibt es eben keine Patentlösung. Die Politik kann
sich nur um das bestmögliche Ergebnis und um Aufklärung bemühen. Kein
Mensch sollte den Wunsch zu sterben verspüren, nur weil er Sorge hat,
seinen Angehörigen zur Last zu fallen. Die Palliativmedizin erlaubt
es, schwerkranke Menschen in den Tod zu begleiten, ohne dass sie zu
große Schmerzen erleiden müssen. Menschen, die sich dennoch den Tod
herbeisehnen, wird hierzulande die aktive Sterbehilfe, also das
Verabreichen eines todbringenden Medikamentes, verboten. Der
SPD-Politiker Franz Müntefering, der die letzten Monate seiner Frau
aus der Nähe erlebt hat, warnt vor einer Legalisierung dieser Form
der Sterbehilfe. Schon die Diskussion darüber sei »hochgefährlich«
und »verberge Abgründe«. Sein Gegenvorschlag: »Wir sollten überlegen,
wie wir die Liebe und den Mut zum Leben stärken können.« Der
Sterbeprozess darf nicht zu einer Dienstleistung auf Knopfdruck
verkommen. Die Angst vor Missbrauch im Rahmen einer kommerziell
organisierten Sterbehilfe überwiegt die Forderung nach
Selbstbestimmung. Darum lässt diese sensible Materie die
Bundesregierung förmlich erstarren und an ein Pauschalverbot denken.
Während die Union das Verbot der organisierten Suizid-Hilfe
vorantreibt, treten SPD und Ethikrat auf die Bremse: »Entscheidungen
in ethischen Fragestellungen wie der Sterbehilfe brauchen Zeit«,
sagte SPD-Ethik-Experte René Röspel. Die alten- und pflegepolitische
Sprecherin der Grünen-Fraktion, Elisabeth Scharfenberg, ist für eine
fraktionsübergreifende Abstimmung: »Ein gemeinsamer Antrag aller
Fraktionen kann nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner kommen und
das wird dem Thema nicht gerecht.« Wie recht sie damit hat.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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