(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Afghanistan und Amerika entzweien sich immer mehr Gefährliche Geduldsprobe DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON

Geschrieben am 12-01-2014

Bielefeld (ots) - Afghanistans Noch-Präsident Hamid Karsai lässt
auf der Zielgeraden seiner zwölfjährigen Amtszeit wirklich nichts
aus, um die amerikanische Regierung zu piesacken. Die Freilassung von
70 Gefangenen, die Washington aus guten Gründen im Dunstkreis der
Taliban verortet und gerne weiter hinter Gittern gesehen hätte, ist
der jüngste Beweis. Der einst als "Bürgermeister von Kabul"
bespöttelte Paschtune hat bis zur Präsidentenwahl Anfang April nur
noch eines im Sinne: Porzellan zu zerschlagen. Das ist gefährlich. 
Trotz langfristig unabweisbarer Sicherheitsinteressen könnte in
Washington ein Klima entstehen, in dem Afghanistan in einem Jahr
nackt dasteht. Stand heute ist es nicht ausgeschlossen, dass der
amerikanische Präsident wie 2011 im Irak gegen Ende dieses Jahres zum
Totalrückzug bläst. In das dann entstehende Vakuum würden gewiss die
sich schon heute im pakistanischen Grenzgebiet warmlaufenden Taliban
stoßen.  Der Hintergrund: Karsai weigert sich gegen den Willen des
Stammesältesten-Parlaments Loja Dschirga standhaft, ein zentrales
Abkommen zu unterzeichnen. Darin wird der Verbleib von circa 10.000
ausländischen Soldaten ab 2015 zwischen Masar-i-Scharif im Norden und
Kandahar im Süden geregelt: Stabilitäts- statt Kampfeinsatz. Der
Westen will den mit Milliardensummen mühsam aufgebauten Militär- und
Polizeiapparat Afghanistans noch eine Weile ans Händ-chen nehmen. Bis
Kabul Selbstständigkeit beweist. Das Weiße Haus will den Vertrag auch
mit Rücksicht auf andere Truppensteller wie Deutschland lieber heute
als morgen in trockenen Tüchern haben. Karsai ignoriert logistische
Fragen und spielt auf Zeit. Er verlangt Sicherheitsgarantien, die
Amerika nicht geben wird: eine Form von Immunität für die Afghanen.
Soldaten des Westens soll es untersagt sein, auf eigene Faust nach
mutmaßlichen Terroristen und Aufständischen zu fahnden. Tragische
Zwischenfälle wie jüngst, als US-Truppen irrtümlich ein kleines Kind
erschossen, spielen Karsai dabei in die Hände.  Bei der Kraftprobe
steht viel auf dem Spiel. Ohne NATO-Truppen und internationale
Hilfsorganisationen wird sich nach Einschätzung vieler Beobachter vor
Ort und im Ausland nicht nur die Sicherheitslage am Hindukusch
drastisch verschlechtern. Auch Milliardeninvestitionen aus dem
Ausland fielen dann weg. Dabei kann die punktuell zaghaft wachsende
afghanische Wirtschaft noch längst nicht auf eigenen Beinen stehen. 
Kommt Karsai nicht zügig zur Vernunft, könnte Obama der Geduldsfaden
reißen. Nutznießer wären am Ende die Taliban. Wollen kann das
niemand.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

505785

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Rente/Finanzen Hagen (ots) - Diese Debatte war so absehbar wie die nächste Trainerdiskussion auf Schalke. Wer im Koalitionsvertrag Rentenwohltaten verabredet, zur Finanzierung aber nur Aussagen für die nächsten vier Jahre macht, den holen die Folgen solch verantwortungsscheuer Politik eben schnell ein.

    Natürlich, Andrea Nahles hätte gar nicht über das Jahr 2018 reden müssen. Aber Nahles tut, was man von einer Rentenministerin erwarten kann und muss: Sie plant über den Tellerrand einer Legislaturperiode hinaus. (Notwendig wäre bei der Rente mehr...

  • Westfalenpost: Bundeswehr/Familie Hagen (ots) - Mit dem Streit um Drohnen, mit Diskussionen um Auslandseinsätze und den Problemen der Bundeswehrreform sind keine Orden mehr zu verdienen. Das weiß die neue Verteidigungsministerin - und eröffnet ein neues Schlachtfeld. Dienst und Familie müssen künftig besser vereinbar sein, fordert sie. Kinderbetreuung will sie ausbauen, Versetzungen reduzieren. Eine kluge Strategie, wie man sie von einer Querdenkerin wie Ursula von der Leyen wohl erwarten konnte. Dass sie auch beharrlich genug ist, solche Pläne durchzusetzen, hat mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Ursula von der Leyen und die Bundeswehr: Nicht x-beliebig Cottbus (ots) - Ursula von der Leyen und die Bundeswehr: Nicht x-beliebig Die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen kann nicht verhehlen, dass sie früher für das Familien- und dann für das Arbeitsressort zuständig gewesen ist. Mit einem Maßnahmenmix aus beiden Bereichen will sie nun den Soldatenberuf attraktiver machen und die Stimmung in der Truppe heben. Mehr Teilzeit, mehr Kinderbetreuung, eine verlässlichere Karriereplanung. Die Frage ist, ob der Job in der Truppe tatsächlich einer ist wie jeder andere. Sicher, mehr...

  • Weser-Kurier: Zum Regionalsiegel für Lebensmittel: Bremen (ots) - "Das hat den Verbrauchern noch gefehlt. Ein weiteres Siegel, das ein gutes Gewissen beim Kauf von Lebensmitteln garantieren soll. Als gebe es hierzulande nicht schon genügend unterschiedliche Kennzeichnungen, die so ziemlich alles schaffen außer Klarheit. Es gibt diverse Bio-Siegel, Verbands-Siegel und auch in der Sparte Herkunft gab der Kennzeichnungsmarkt schon einiges her, bevor die ehemalige Verbraucherministerin Ilse Aigner das "Regionalfenster" auf den Weg brachte. Das Siegel soll im Gegensatz zu den Ländersiegeln, mehr...

  • Das Erste, Montag, 13. Januar 2014, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 5.35 Uhr, Dieter Zetsche, Vorstandvorsitzender Daimler AG, Thema: Auto der Zukunft 7.10 Uhr, Frühstück mit Ursula von der Leyen, CDU, Bundesverteidigungsministerin 8.05 Uhr, Frühstück mit Ursula von der Leyen, CDU, Bundesverteidigungsministerin Pressekontakt: WDR Presse und Information, Annette Metzinger, Tel. 0221-220-7101 Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht