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Allg. Zeitung Mainz: Ein Vater / Kommentar zu Nelson Mandela

Geschrieben am 06-12-2013

Mainz (ots) - Maggie Thatcher nannte ihn einst einen Terroristen,
Ronald Reagan setzte ihn auf seine Liste der Verfemten. Fidel Castro
und Muammar al-Gaddafi seien seine Kampfgenossen, bekundete Nelson
Mandela einmal. Nein, sein Freiheitskampf war nicht der, den Mahatma
Gandhi führte oder Mutter Teresa. Das war ihm auch gar nicht möglich
in seiner Zeit, in einem politisch so komplizierten und hoch
explosiven Land. Doch ohne jeden Zweifel war Nelson Mandela ein
herausragender, mutiger Politiker, eine grandiose, charismatische
Persönlichkeit. Ein Retter und Volksheld, ein Märtyrer fast, nach 27
Jahren Haft. Womöglich kam das Ende der Apartheid deshalb, weil die
weiße Regierung wusste, dass der erste Präsident des African National
Congress (ANC) Mandela sein würde - ein Mann, der die Autorität
besaß, den Übergang auf die am wenigsten gefährliche, am wenigsten
gewaltträchtige Weise zu gestalten. Die Apartheid war ein
Unrechtssystem, geprägt von tief sitzendem Rassismus, vom Glauben an
die Überlegenheit der Weißen, vom Glauben an Herrenmenschentum. Wer
dies als Deutscher im Südafrika der Apartheidszeit so oder ein wenig
abgemildert formulierte, erhielt als Entgegnung lediglich
verklausulierte, jedoch unmissverständliche Andeutungen: Man solle
doch nicht allzu streng urteilen, wenn man aus einem Land komme, das
am Ende eines "tausendjährigen Reiches" Millionen von Toten
hinterlassen habe. Diese Art von Entgegnung: ein Schuldeingeständnis
der besonderen Art. Unter der Präsidentschaft Nelson Mandelas
wandelte sich sehr vieles zum Guten in Südafrika. Er war der
Leuchtturm, das Gute, der personifizierte Wille, alles zum Besten zu
richten auf einem Kontinent, der so reich ist an natürlichen
Lebensgrundlagen und an Kultur, und zugleich so voller
steinzeitlicher Gewaltbereitschaft und absurder Geisteshaltungen.
Mandela erlitt das Trauma vieler großer Führungspersönlichkeiten:
Diejenigen, die nach ihm kamen, waren und sind kleine Lichter,
Versager, ihren Aufgaben nicht gewachsen. Auf den Präsidenten Jacob
Zuma triff dies in noch weit dramatischere Weise zu als auf Mandelas
unmittelbaren Präsidenten-Nachfolger Thabo Mbeki. Zuma, auf
beängstigende Weise clownesk in der Selbstdarstellung, ist der
Vergewaltigung und der Bestechlichkeit verdächtig. Schlimmste
"Berühmtheit" weltweit erlangte sein Satz, zu duschen biete wirksamen
Schutz gegen eine HIV-Infektion. Südafrika zählt zu den 15
wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt, doch die ökonomische
Benachteiligung der nicht-weißen Bürger ist bei Weitem nicht
beseitigt. Aids ist nach wie vor ein immenses Problem, ebenso
Kriminalität, in Sonderheit Korruption. In Nelson Mandela haben
Südafrika und der ganze Kontinent vor allem einen Vater verloren,
eine moralische Instanz. Nicht nur Südafrika hat allen Grund, zu
trauern um Nelson Mandela.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de


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