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Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Atom-Abkommen mit Iran

Geschrieben am 24-11-2013

Rostock (ots) - Ein iranisches Sprichwort sagt, dass zwei Dinge
Merkmale der Dummheit sind: schweigen, wenn man reden soll - und
reden, wenn man schweigen soll. Die USA und der Iran haben dies
endlich verstanden. Nach 34 Jahren Funkstille auf höchster Ebene
hatten die Präsidenten beider Länder, Barack Obama und Hassan Ruhani,
miteinander telefoniert und den Grundstein für den nun vorliegenden
Atomvertrag gelegt. Zugleich bissen sie sich auf die Zunge, wenn es
um Maximalforderungen ging, die von Hardlinern auf beiden Seiten
immer wieder aufgewärmt wurden. Teheran weitete nach Ruhanis
Amtsantritt im August seine Urananreicherung nicht aus, Amerika
deutete indes ein Einlenken bei den Sanktionen an. Jetzt -
dreieinhalb Monate später - liegt das historische Abkommen vor, das
die Kriegstrommeln im Mittleren Osten langsam verstummen lassen
könnte. Der Iran legt Teile seines Atomprogramms auf Eis, ohne aufs
Recht der friedlichen Kernkraft-Nutzung zu verzichten. Im Gegenzug
werden einige Sanktionen gelockert. Sicher, der Boykott-Schwitzkasten
hat dem Mullah-Regime die Luft abgewürgt: Die Landeswährung Rial
sackte in den Keller, die Wirtschaft brach im letzten Jahr um fünf
Prozent ein. Andererseits gelang es dem Westen nicht, den Iran vom
globalen Ölhandel abzuschneiden. Vielmehr hatte Obama - gerade nach
den Syrien-Erfahrungen - genug von "roten Linien" und "Zeitfenstern",
die ihn in einen Kreislauf schwer beherrschbarer Handlungszwänge
bugsierten. Seine Regierung befürchtete sogar, dass eine Verschärfung
der Sanktionen die Hardliner in Teheran erneut stärken könnte. Ein
politischer Automatismus, der die hoch verschuldeten USA direkt in
einen neuen, unwägbaren Krieg geschickt hätte, wäre die Folge
gewesen. Israel und Saudi-Arabien hätten zwar applaudiert, doch
Amerika wäre Gefahr gelaufen, dass sich sein Machtverlust in der
Region beschleunigt hätte. Die geostrategischen Gewinner hießen
Russland und China. Jetzt liegt ein pragmatischer Kompromiss vor, der
beiden die Chance lässt, sich als Sieger darzustellen. Obama wie
Ruhani wissen, dass die Hälfte manchmal mehr als das Ganze ist.



Pressekontakt:
Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de


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