(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zulasten Dritter Schwarz-Rot einigt sich auf Reform der Kassenbeiträge

Geschrieben am 22-11-2013

Cottbus (ots) - Mit dem überraschend schnell gefundenen Kompromiss
bei der Finanzierung der künftigen Gesundheitskosten wirft die Union
einen Kernbestandteil ihres neoliberalen Gedankenguts über Bord. Auf
dem Leipziger Parteitag vor nunmehr zehn Jahren hatten sich die
Christdemokraten erstmals für einkommensunabhängige Kopfpauschalen
starkgemacht. Schon wegen der komplizierten Materie war das Projekt
später aber nur bruchstückhaft in die Tat umgesetzt worden. Seit
gestern ist es nun beerdigt. Der Zusatzbeitrag, den die Krankenkassen
erheben können, wenn sie mit dem Geld aus der zentralen
Verteilungsmaschine namens Gesundheitsfonds nicht auskommen, wird vom
Versicherten künftig nicht mehr durch einen festen Euro-Betrag, also
pauschal beglichen, sondern prozentual vom Lohn. Damit sind die
Kosten wieder gerechter zwischen guten und weniger guten Einkommen
verteilt. Ein Erfolg, den sich die SPD auf die Fahne schreiben kann.
Allerdings gibt es auch eine Kehrseite. Denn es bleibt bei der
Festschreibung des bisherigen Arbeitgeberanteils am allgemeinen
Krankenkassenbeitrag. So wollte es die Union im Interesse der
Wirtschaft. Im Klartext bedeutet das aber: Alle künftigen
Ausgabensteigerungen im Gesundheitswesen müssen einseitig von den
Arbeitnehmern geschultert werden. Vor diesem Hintergrund hat der
Erfolg der SPD dann doch einen sehr bitteren Beigeschmack. Ihr
Konzept der Bürgerversicherung, wonach die Finanzierung auf eine
möglichst breite Basis gestellt werden sollte, löst sich damit
jedenfalls in Luft auf. Sicher, viele Versicherte mögen jetzt
einwenden, was geht's mich an, ich zahle doch gar keine
Zusatzbeiträge. Das stimmt. Aber bei diesem schönen Zustand wird es
nicht mehr lange bleiben. Die durch den Gesundheitsfonds ungedeckten
Mehrkosten sind bereits absehbar. Und das sogar in zweistelliger
Milliardenhöhe. Wenn durch die Zusatzbeiträge wenigstens ein echter
Wettbewerb zwischen den Kassen um mehr Qualität und hochwertige
Angebote in Gang kommen würde. Doch genau das ist leider nicht zu
erwarten. Denn wenn der allgemeine Beitragssatz, wie gestern
ebenfalls beschlossen, deutlich sinkt, werden selbst jene Kassen
einen Extra-Obolus erheben müssen, die wegen ihrer prächtigen
Finanzlage bis eben noch Prämien ausgeschüttet haben. Ein
Zusatzbeitrag aber, der für alle Kassen ein bisschen mehr oder
weniger gilt, wird das Gesundheitssystem nicht revolutionieren. Am
besten wäre es gewesen, jede Kasse hätte die gesamte Beitragshöhe
fortan wieder allein für sich bestimmen können. So aber haben Union
und SPD am Ende zwar irgendwie ihr Gesicht gewahrt. So ist es eine
Einigung zulasten Dritter, nämlich der Versicherten.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

498547

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: CDU-Generalsekretär Gröhe begrüßt Schwarz-Grün in Hessen Düsseldorf (ots) - CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe hat das Vorhaben der hessischen CDU begrüßt, eine Koalition mit den Grünen einzugehen. "Das ist eine hessische Entscheidung. CDU und Grüne haben jetzt einen langen Weg vor sich", sagte Gröhe der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Gröhe betonte zugleich: "Ich begrüße es aber ausdrücklich, dass sie diesen Weg ausloten wollen." Auch Nordrhein-Westfalens CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann äußerte sich positiv: "Wenn sich eine schwarz-grüne Regierung mehr...

  • Rheinische Post: CDA-Chef Laumann erwartet Mindestlohn-Festlegung auf 8,50 Euro Düsseldorf (ots) - Der Chef der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Karl-Josef Laumann, erwartet, dass die Politik und nicht eine unabhängige Tarif-Kommission im ersten Schritt einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde festlegt. "Die SPD hat die 8,50 Euro zum Symbol gemacht. Jetzt sieht es so aus, dass die 8,50 Euro politisch vorgegeben werden und die Kommission erst dann einsteigt", sagte Laumann der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). "Der Mindestlohn ist akzeptiert, alle mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Röttgen: Koalitionsvertrag enthält Bekenntnis zum Regierungssitz Bonn Köln (ots) - Nach Angaben des CDU-Bundestagsabgeordneten und ehemaligen Bundesumweltministers Norbert Röttgen wird der Koalitionsvertrag ein Bekenntnis zum Regierungssitz Bonn enthalten. "Es wird im Koalitionsvertrag wie beim letzten Mal ein Bekenntnis zum Bonn-Berlin-Gesetz und auch zum UN-Sitz Bonn geben", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). "Das ist bereits geklärt." Röttgen widersprach anders lautenden Äußerungen des SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber. "Herr Kelber erfindet hier ein Problem, um hinterher mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Hessen Linkenchefin Kipping: Das wird für die Grünen eine Zerreißprobe Halle (ots) - Die Vorsitzende der Linkspartei, Katja Kipping, will nach der sich abzeichnenden Koalition von CDU und Grünen in Hessen um linke Grünen-Wähler kämpfen. "Schwarz-Grün wird für die Grünen eine Zerreißprobe", sagte sie der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe). "Sie werden links Wählerinnen und Wähler verlieren. Um die werden wir kämpfen." Kipping fügte hinzu: "Die Grünen gehören jetzt zum informellen Regierungsblock. Im Prinzip wird das Land in Bundestag und Bundesrat von einem schwarz-rot-grünen mehr...

  • Westfalen-Blatt: Mehr als 40 Privatbahnen liegen wegen überhöhter Stationsgebühren im Rechtsstreit mit der Deutschen Bahn. Bielefeld (ots) - Die Deutsche Bahn (DB) will in den nächsten Jahren die private Konkurrenz stärker zur Kasse bitten: Der Staatskonzern plant, die Preise für die Nutzung seiner Schienenstrecken und Bahnhöfe deutlich zu erhöhen. Das berichtet das Bielefelder Westfalen-Blatt (Samstags-Ausgabe). Länder und Verkehrsverbünde befürchten daher, dass in Zukunft weniger Nahverkehrszüge fahren, da das bisherige Fahrplanangebot nicht mehr bezahlt werden kann. Zudem müssten Reisende mit steigenden Preisen bei den Fahrkarten rechnen. Die Bahn mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht