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stern: Sprachwissenschaftler sehen "hohe Wahrscheinlichkeit" für Mit-Autorenschaft von Beate Zschäpe an NSU-Manifest

Geschrieben am 13-11-2013

Hamburg (ots) - Zwei von dem Hamburger Magazin stern beauftragte
Sprachwissenschaftler sehen "mit hoher Wahrscheinlichkeit" die im
NSU-Mordprozess angeklagte Beate Zschäpe als Co-Autorin des
NSU-Manifestes. Mit diesem Manifest beschäftigt sich kommende Woche
auch der Terror-Prozess am Landgericht München. Für ihr
forensisch-linguistisches Gutachten analysierten die beiden
Wissenschaftler unabhängig voneinander Sprache, Stil und
charakteristische Fehler in dem Manifest und in Briefen von Beate
Zschäpe und Uwe Mundlos und stellten zahlreiche Übereinstimmungen
fest. Wie der stern in seiner neuen Ausgabe berichtet, liegt daher
der Verdacht nahe, dass Zschäpe die Mordserie ideologisch mitgetragen
hat. Eine folgenreiche Erkenntnis: In dem Prozess müssen die Ankläger
beweisen, dass Zschäpe die Morde tatsächlich wollte.

Die beiden Sprachwissenschaftler baten den stern darum, ihre Namen
nicht zu nennen - aus Angst vor der rechtsradikalen Szene. In ihren
Gutachten argumentieren sie sowohl mit individuellen Fehlern in
Orthographie und Grammatik als auch mit Auffälligkeiten in Sprache
und Stil.

Im Einzelnen führen sie die von Beate Zschäpe gern gebrauchte
doppelte Verneinung an: "DER NSU WIRD NIEMALS DURCH EINE
KONTAKTADRESSE ODER NUMMER ERREICHBAR SEIN, WAS ABER NICHT BEDEUTET
DAS ER UNERREICHBAR IST." Sie verweisen auch auf Zschäpes
Lieblingsausdruck "GEGENÜBER" und die "HANDELT ES SICH"-Konstruktion
- beides taucht auch im Manifest auf. Und ihnen fielen "hyperkorrekte
Flexionssilben" auf: Beate Zschäpe schreibt "eines Einkaufes" und
nicht eines Einkaufs. Sie schreibt auch "solchen Ausmaßes" und
"dieses Balanceaktes". Im Manifest findet sich diese stilistische
Eigenart wieder: "KEINE PARTEI ODER VEREIN IST DIE GRUNDLAGE DES
NATIONALSOZIALISTISCHEN UNTERGRUNDES".

Auf Zschäpes Autorenschaft weisen, so analysieren die beiden
Wissenschaftler, auch falsch platzierte Leerzeichen hin, die
sogenannten Spatien. Beate Zschäpe lässt diese Spatien in ihrem Brief
vor oder nach Gedankenstrichen immer wieder weg. So heißt es, als sie
mit dem Empfänger Robin S. flirtet: "Meine winzige Vorstellung über
die Ausstattung des im Mittelfeld Deines Körpers befindlichen
'Anhanges' -landläufig auch als Gehirnverlust Grund betitelt-,
verschweige ich vorsorglich." Im Manifest heißt es einmal: "GIB DEIN
BESTES - WORTE SIND GENUG GEWECHSELT".

Linguistisch-forensische Gutachten gehören zum Standardwerkzeug
der Kriminaltechnik. Beim Bundeskriminalamt untersucht eine eigene
Abteilung Erpresser-, Droh- und Bekennerbriefe. Das Manifest, ein
Aufruf zu Radikalität und Konsequenz, wurde 2002 auf einer Festplatte
abgespeichert. Zu jener Zeit hatte der NSU bereits vier Menschen
umgebracht und mehrere Banken überfallen. Zschäpe, Mundlos und
Böhnhardt lebten damals seit vier Jahren im Untergrund.

Die Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern frei.



Pressekontakt:
stern-Redakteur Wigbert Löer, 040-3703-4341.


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