(Registrieren)

Weser-Kurier: Zur Rolle von US-Präsident Barack Obama in der NSA-Spähaffäre schreibt der Bremer WESER-KURIER:

Geschrieben am 25-10-2013

Bremen (ots) - Wenn er wissen wolle, was Angela Merkel denke, hat
Barack Obama neulich gesagt, greife er zum Telefonhörer und rufe sie
an. Das war im Sommer, als Edward Snowden die Sammelwut der NSA
bereits hinreichend belegt hatte und Mister President, ganz im
Einklang mit der Kanzlerin, die Wogen der Empörung zu glätten
versuchte. Es klang logisch. Wozu der ganze Geheimdienstwust, wenn es
doch so viel einfacher gehe, wollte der Amerikaner signalisieren.
Aber nun drängt sich Eindruck auf, als hätte der Mann nur geflunkert.
Noch ist nicht einmal ansatzweise geklärt, welche Rolle Obama bei der
Sache mit Merkels Handy spielte. War er selber im Bilde? Hat das
Weiße Haus der NSA die Mobilnummer der Deutschen gegeben, verbunden
mit dem Auftrag, sie zu belauschen? Oder handelte Keith Alexander,
Big Brother an der Spitze der Riesenbehörde, auf eigene Faust? Es ist
ein bisschen zu früh, schon jetzt an Obama-Porträts zu feilen, die
den Protagonisten als eiskalten Schurken skizzieren, der einer Angela
Merkel im Rosengarten die Freiheitsmedaille verleiht und großes
Freundschaftstheater spielt, nur um sie parallel dazu auszuhorchen.
Genauso verwegen wäre es, Obama als Opfer seiner Schlapphüte
hinzustellen, als einen Düpierten, der auslöffeln muss, was ihm die
Abhörfanatiker eingebrockt haben. Die Rolle des Präsidenten in der
Affäre? Im Moment kann man nur sagen: Genaues wissen wir nicht. Was
die Causa Merkel allerdings ohne Zweifel bedeutet, ist ein Ende
amerikanischer Scheinheiligkeit. Es klingt nur noch hohl, das Mantra
von den Anschlägen, die es mit Hilfe der Datenfischerei zu verhindern
gilt, weshalb es keine Alternative gebe zu weltweiter Überwachung.
Ja, offenbar sind Attentate vereitelt worden, auch wenn es sich
konkret nur schwer überprüfen lässt - ist ja schließlich geheim. Aber
was die NSA sonst noch so treibt, von schnöder Industriespionage bis
zum Ausschnüffeln europäischer Verhandlungspositionen vor
Freihandelsgesprächen, lässt sich beim besten Willen nicht unter der
Rubrik Terrorbekämpfung abbuchen. Der Kaiser hat keine Kleider mehr,
das zumindest steht einstweilen fest.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

493307

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Gegner, Feind, Koalitionspartner Zu den Schmuseverhandlungen zwischen Union und SPD Cottbus (ots) - Es sind die Bilder dieser Tage. Alexander Dobrindt und Hannelore Kraft fröhlich auf dem Balkon. Sigmar Gabriel, der Angela Merkel tief in die Augen blickt, beide lächeln. Sozialdemokratische Spitzenpolitiker betreten die CDU-Zentrale, ungezwungen, als seien sie dort zu Hause. Und nächsten Mittwoch werden die Christdemokraten im Gegenzug die große Statue Willy Brandts im Parteiheim der Genossen bewundern. Nicht, dass sie nicht freundlich sein dürften zueinander. Es gibt keinen Grund, sich der Sachlichkeit zu verweigern, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Grönland / Rohstoffe / Uran Osnabrück (ots) - Das gute Recht Man mag die Entscheidung bedauern, kann sie Grönland aber kaum verwehren: Wenn auf der arktischen Insel jetzt wieder im großen Stil Eisenerz und später auch Uran abgebaut werden, so gehen damit erhebliche Risiken für die sensible und weitgehend naturbelassene Umwelt dieses rauen Paradieses aus Fels, Wasser und Eis einher. Auf der anderen Seite steht die Chance, dass hier, wo es einstmals sogar hartgesottenen Wikingern zu unwirtlich war, so etwas wie Wohlstand Einzug hält. Zumindest einer, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Spähaffäre Osnabrück (ots) - Europa muss aufrüsten Der US-Lauschangriff hat Angela Merkel erschüttert. Das ist verständlich. Die Kanzlerin hat die Stasi-Methoden in der DDR erduldet, die USA während des Kalten Kriegs als Hort der Freiheit verehrt und sich stets gegen Anti-Amerika-Stimmungen gewandt. Das war ihr Weltbild, bis zum Abhörskandal. Präsident Barack Obama hatte Merkel noch in diesem Sommer versichert, dass sie nicht belauscht wurde. Jetzt steht Obama als ein Mann da, der seine Partner in Europa anlächelt und womöglich belügt, während mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu EU / Gipfel Osnabrück (ots) - Augen zu und nicht durch Auch wenn der Anblick Hunderter ertrunkener Flüchtlinge auf Lampedusa Europas Staats- und Regierungschefs schockiert haben dürfte: Der Eindruck hielt offensichtlich nicht lange genug vor, um beim EU-Gipfel für intensive Diskussionen über Europas Flüchtlingspolitik zu sorgen. Vielmehr schien es, als wollten die Staatenlenker das unliebsame Thema möglichst schnell abhaken. Statt über eine nötige Reform des Asylsystems beratschlagte man darüber, wie man Schleusern beikommen und die Grenzen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Konjunktur Osnabrück (ots) - Banger Blick nach Berlin Mit der Entwicklung der Wirtschaftslage hat der aktuelle Geschäftsklima-Index vermutlich ausnahmsweise nicht viel zu tun. Die Gründe dafür sind in der Politik zu suchen. Nach der Bundestagswahl blickt die Wirtschaft nach Berlin. Zentrale Fragen stehen dort zur Debatte: Wie teuer wird die Energiewende? Wann kommt der Mindestlohn? Was kostet die Euro-Rettung? Ein Blick auf die Personen, die den Koalitionsvertrag verhandeln, bestätigt aus Sicht der Wirtschaft schlimmste Befürchtungen: mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht