(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Abhöraffäre:

Geschrieben am 24-10-2013

Bielefeld (ots) - US-Präsident Barack Obama schlüpft bei den
Enthüllungen der Schnüffeleien seiner Geheimdienste in die Rolle des
Verständnisvollen. Als hätte er mit dem Treiben seiner Spione nichts
zu tun, räsoniert er öffentlich über die richtige Balance zwischen
Sicherheit und Privatsphäre. Herr Präsident, mit Verlaub, das ist
hier nicht die Alternative! Angela Merkel ist nicht Osama bin Laden,
Europäer sind keine Terroristen und Diplomaten bereiten Gespräche und
keine Anschläge vor. Die nüchterne Erkenntnis der Enthüllungen des
NSA-Whistleblowers Edward Snowden lautet: Die National Security
Agency kennt keine Freunde, sondern nur Ziele. Die deutsche Kanzlerin
war eines davon. Die US-Spione spitzeln hemmungslos die Verbündeten
aus, weil sich daraus politische und wirtschaftliche Vorteile ziehen
lassen. Dass dabei die Privatsphäre von Millionen Bürgern verletzt
wird, gehört zum Geschäft. Für das Treiben der NSA gibt es zwei große
Erklärungsmuster, die beide beunruhigend sind. Entweder handelt der
US-Geheimdienst auf eigene Faust. Dann wäre Obama ein ahnungsloser
Präsident, der seinen Sicherheitsapparat nicht im Griff hat. Oder die
Cyber-Armee marschiert auf Befehl des Commanders-in-Chief. In diesem
Fall erwiese sich Obama als skrupelloser Führer einer Supermacht, die
kalkuliert ihre Interessen durchsetzen will. Vieles spricht für
letztere Variante. Der Saubermann im Weißen Haus hat schmutzige
Finger. Schließlich erhält er jeden Tag die wichtigsten Erkenntnisse
seiner Dienste in der Briefing-Mappe vorgelegt. Darin finden sich
gewiss auch die Destillate aus den Lauschangriffen auf die
Spitzenpolitiker befreundeter Nationen. Solange diese naiv oder
wohlwollend glaubten, von der Sammelwut der NSA verschont zu bleiben,
gab es für Obama keinen Grund, seine Spione zurückzupfeifen. Jetzt
wird es dem Präsidenten peinlich, weil persönliches Vertrauen auf dem
Spiel steht. Hatte er seiner »Freundin« Angela noch im Sommer
versichert, er brauche keinen Geheimdienst, um zu erfahren, was die
Kanzlerin denke. Er rufe sie einfach an. Wirklich? Zweifel sind
angebracht. Statt heißer Empörung braucht es einen kühl-durchdachten
Plan, die eigenen Interessen besser zu schützen. Ein
Spionageverbots-Abkommen macht auf der politischen Ebene Sinn. Auch
müssen rechtliche und wirtschaftliche Hebel angesetzt werden, die die
Amerikaner dazu zwingen, die datenrechtlichen Spielregeln in Europa
zu befolgen. Benötigt werden auch Investitionen in die eigene
Sicherheit im Netz. Europa ist bedenklich abhängig von Software,
Hardware und anderer IT-Infrastruktur aus den USA, in die der
Geheimdienst Hintertüren eingebaut hat. Vor allem muss die
Gesundbeterei aufhören. Stattdessen müssen die Freunde darauf
bestehen, als solche behandelt zu werden. Solange es bei den üblichen
Erregungs-Ritualen bleibt, wird Obama keine Veranlassung haben, seine
Strategie aufzugeben.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

493082

weitere Artikel:
  • Landeszeitung Lüneburg: "Gewinner sind wieder die Großen" / Grünen-Fraktionschefin Rebecca Harms: Reform der EU-Agrarpolitik setzt die Ungerechtigkeit der Förderung fort Lüneburg (ots) - Wenn das EU-Parlamentsplenum im November grünes Licht gibt, ist die Reform der europäischen Agrarpolitik nach jahrelangen Verhandlungen in trockenen Tüchern. Die Reform soll die Bauern dazu bringen, umweltfreundlicher zu wirtschaften. So soll ein Teil der Zahlungen, die sie aus Brüsseler Töpfen erhalten, künftig an Umweltauflagen gebunden sein. Die ursprünglichen Ziele von EU-Kommissar Dacian Ciolos, sagt Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament, hat der Kompromiss aber stark verwässert. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Luftverkehr / Flughafen / Berlin Osnabrück (ots) - Der Sieger heißt Wowereit So kennt man Hartmut Mehdorn: Hemdsärmelig erledigte er schon seinen Job als Vorstandsvorsitzender bei Deutscher Bahn und Air Berlin. Genauso arbeitet er als Chef des umstrittenen Flughafens BER. Nun setzt Mehdorn seinen Technik-Chef Horst Amann vor die Tür, eine gute Entscheidung. Amann hat bereits zu viele Fehler gemacht. Auch will er die gesamte Flughafenanlage gleichzeitig in Betrieb nehmen, während Mehdorn auf einzelne Bauabschnitte setzt. Das scheint plausibel angesichts der Riesenprobleme mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu UNICEF / Kinderarmut Osnabrück (ots) - Netzwerk gegen den Notstand Ein wenig Hoffnung macht die UNICEF-Studie zur Kinderarmut in Deutschland durchaus: Der Staat hat Gesundheits- und Bildungsstandards von Mädchen und Jungen angehoben und ihre materielle Situation durchschnittlich verbessert. Es gibt also eine Sensibilität dafür, dass die jüngste Generation Chancen auf einen fairen Start ins Leben braucht. Das ist gut, auch weil es weltweit nicht die Regel ist, dass sich ein Gemeinwesen überhaupt um Zukunft und Perspektiven von Kindern schert. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Paschedag Osnabrück (ots) - Zäher Auftakt Es war ein quälend zäher Auftakt des Paschedag-Untersuchungsausschusses. Gut fünf Stunden lieferten sich Regierungslager und Opposition ein Gezerre um Akten und Zeugentermine, in der Sache selbst tat sich aber nichts Spannendes. Eines scheint klar: Wenn es CDU und FDP nicht gelingt, Rot-Grün mit neuen und harten Fakten in Bedrängnis zu bringen, läuft der U-Ausschuss schnell ins Leere. Mit den bislang im Raum stehenden Anwürfen lässt sich die Regierung jedenfalls nicht aus den Angeln heben. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Merkel / NSA Osnabrück (ots) - Das Handy des Anstoßes Die Empörung, die Regierungsvertreter über die mögliche Überwachung des Kanzlerinnenhandys durch US-Geheimdienstler äußern, ist richtig. Nur hätte man sie sich schon vor Monaten gewünscht. Stattdessen wurde abgebügelt, beschwichtigt, kleingeredet. So wischte Innenminister Friedrich, der sich jetzt über das "Ausschnüffeln von Freunden" beschwert, derartige Kritik noch vor wenigen Wochen mit dem selbst erfundenen "Supergrundrecht auf Sicherheit" vom Tisch. Und Kanzleramtsminister Pofalla, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht