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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Drohnenkrieg der USA

Geschrieben am 22-10-2013

Bielefeld (ots) - Malala Yousafzai steht kaum in Verdacht,
Sympathien für die Taliban oder El-Kaida zu haben. Vor einem Jahr
trachteten Extremisten nach dem Leben der 16-Jährigen, die sich in
ihrem Dorf im Nordwesten Pakistans für die Rechte von Mädchen stark
gemacht hatte. Mit viel Glück überlebte sie einen Kopfschuss.
US-Präsident Barack Obama lud Malala kürzlich ins Weiße Haus ein.
Genauso unerschrocken wie daheim forderte sie den mächtigsten Mann
der Welt auf, Drohnenangriffe auf Ziele in ihrer Heimat einzustellen.
Der Tod unschuldiger Zivilisten helfe nur den Terroristen. Damit
bringt Malala das zentrale Argument gegen den geheimen Drohnenkrieg
der USA auf den Punkt. Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty
International und Human Rights Watch unterlegen es nun mit zwei
brisanten Dokumentationen, die zeigen, wie wenig präzise die
angeblich so chirurgischen Schläge der Joystick-Krieger sind. Amnesty
berichtet vom Fall der 68-jährigen Mamana Bibi, die nahe Heimat
Malalas im Norden Waziristans beim Gemüsepflücken von einer Drohne
angegriffen wurde. Die Großmutter starb vor den Augen ihrer Enkel.
Als ihr Verwandte zur Hilfe eilten, schlug die Drohne ein zweites Mal
zu. Amnesty untersuchte 45 Angriffe in der schwer zugänglichen
Bergregion Pakistans, die in den Zeitraum zwischen Januar 2012 und
dem August dieses Jahres fallen. Dabei seien zivile Opfer bewusst in
Kauf genommen worden. Aus Sicht der Menschenrechtler ein klarer
Verstoß gegen das Völkerrecht und Grundlage für mögliche Ermittlungen
wegen Kriegsverbrechen. Human Rights Watch kommt bei seinen
Recherchen in Jemen zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Der Zeitpunkt der
Veröffentlichung der Berichte ist brisant, weil sich Pakistans
Ministerpräsident Nawaz Sharif zu Gesprächen mit Präsident Barack
Obama in Washington aufhält. Die Amerikaner rechtfertigen ihre
Kampagne bisher als Teil des »globalen Kriegs gegen den Terror«, für
den der amerikanische Kongress 2001 ziemlich umfassende Vollmachten
erteilt hatte. Dass die USA auf diesem Weg effektiv die
Führungsebene der El-Kaida ausgeschaltet haben, lässt sich nicht
bestreiten. Die Frage ist nur: zu welchem Preis? Die UNO geht seit
Beginn der weltweiten Drohnenkampagne von mindestens 400 getöteten
Zivilisten aus. Der Friedensnobelpreisträger im Weißen Haus sollte
darauf hören, was ihm die kleine Malala so couragiert gesagt hat.
Jenseits komplizierter Völkerrechtsfragen hat der Drohnenkrieg seinen
Grenznutzen längst überschritten. Es wird Zeit, die
Auseinandersetzung mit den Extremisten mit anderen Mitteln zu führen.
Das gilt übrigens auch für Berlin, das in Verdacht steht, den
Amerikanern bei der Zielauswahl zu helfen. Den moralischen
Zeigefinger Richtung Washington auszufahren, ohne der eigenen
Regierung auf die Finger zu klopfen, grenzt an Scheinheiligkeit.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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