(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Bischof Tebartz-van Elst

Geschrieben am 11-10-2013

Bielefeld (ots) - Ein Erste-Klasse-Flug ist nichts Verbotenes.
Auch nicht für einen Kirchenmann. Eine falsche Eidesstattliche
Versicherung darüber ist es schon. Und die wirft die Hamburger
Staatsanwaltschaft dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst
vor. Muss die rechtliche Bewertung des Falls auch der Justiz
überlassen bleiben, so ist der Schaden für den Limburger Bischof
nicht wiedergutzumachen - so oder so. Erster Klasse zu den Armen
Indiens sowie ein prächtiger Neubau des Amtssitzes für 31 Millionen
statt für 5,5 Millionen Euro: Eigentlich wollte Tebartz-van Elst das
den Gläubigen in seinem Bistum dieses Wochenende per Brief erklären.
Bis Freitagnachmittag der Rückzieher kam - ohne Erklärung. Dass die
Medien ihn falsch darstellen würden, hatte der Bischof dagegen schon
einmal vorab wissen lassen. Dabei geht es hier gar nicht zuerst um
eine vermeintlich verzerrte Darstellung der Medien, sondern um das
Selbstbild eines Kirchenmannes in herausragender Position. Wer von
einem Bischof reflexartig Selbstkasteiung und bittere Armut verlangt,
hat gewiss ein falsches Bild vom Glaubensdienst. Doch müssen es sich
die Kirche und ihre Würdenträger gefallen lassen, an besonderen
Maßstäben gemessen zu werden. Wie anders wollten sie sonst glaubhaft
machen, dass ihre Sache nicht nur von dieser Welt ist, sondern sie
übersteigt. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat für sich
persönlich und als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz in
erstaunlich deutlichen Worten gesagt, was er nun von seinem
Amtskollegen erwartet. Doch wird in Zollitschs mahnendem Appell an
Tebartz-van Elst, sich selbst zu prüfen und der Kirche in der Folge
den einen ihm noch möglichen Dienst zu erweisen, auch das Elend der
katholischen Kirche offenkundig. Denn zwischen einem Bischof und dem
lieben Gott ist nichts außer dem Papst. Und oft in der Vergangenheit
ist der Vatikan weit weg oder zumindest sehr nachsichtig gewesen. In
diesem Fall aber kann die Kurie nicht mehr lange schweigen. Längst
ist die Kluft zu groß zwischen der neuen Bescheidenheit, die Papst
Franziskus predigt und auch vorlebt, und dem Pomp und Protz seines
Bischofs in Limburg. Im Umgang mit Tebartz-van Elst steht für den
Pontifex nicht weniger als seine eigene Glaubwürdigkeit auf dem
Spiel. Und der erfolglose Besuch seines Sondergesandten vor Wochen
setzt Franziskus nun zusätzlich unter Druck. Im Zweifel wird er die
Sache im Alleingang lösen müssen. Andernfalls erhielten alle
Hoffnungen auf eine Neuausrichtung der katholischen Kirche allzu früh
einen herben Dämpfer. Zugleich ist eine grundsätzliche Lehre aus dem
Limburger Fall zu ziehen. Eine Kirche, die ihre Reformfähigkeit nur
an das Wirken ihres Oberhauptes knüpft, bleibt schwach angesichts der
Herausforderungen, die warten. Egal, wie charismatisch und aufrichtig
dieses Oberhaupt auch sein mag. Wenn Papst Franziskus seinen Weg
erfolgreich gehen will, wird er verantwortliche Helfer brauchen - an
allen Orten und auf allen Ebenen seiner Kirche.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

490755

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu US-Finanzstreit Osnabrück (ots) - Republikaner in der Defensive Unerträglich langsam bewegen sich die Konfliktparteien im US-Budgetstreit. Nun bieten die Republikaner Präsident Barack Obama eine Fristverlängerung von sechs Wochen bei der Schuldenobergrenze an. Das ist noch kein Durchbruch. Aber immerhin ein Lichtblick, der hoffen lässt. Der Vorstoß kommt nicht von ungefähr. Im Finanzstreit sind die Republikaner eindeutig in der Defensive. Die Tea Party, der radikale Flügel der Partei, trägt auch in der öffentlichen Wahrnehmung in den USA mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Schulvergleichstest Osnabrück (ots) - Von den Besten lernen Wer hätte das gedacht: Statt des bekannten Nord-Süd-Gefälles bei einem Schulvergleichstest gibt es in Deutschland dieses Mal krasse Ost-West-Unterschiede. Über die Gründe kann man lange spekulieren, doch erst eine gründliche Auswertung der Studie wird weiterhelfen. Sicher aber ist schon jetzt, dass ein klarer Zusammenhang zwischen dem Anteil von Migranten in einem Land und den Ergebnissen besteht. Hier bedarf es gerade in Zeiten des Fachkräftemangels einer vermehrten individuellen Förderung, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Sozialbeiträge Osnabrück (ots) - Schicksalhaft Mit der Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze muss die noch amtierende schwarz-gelbe Bundesregierung etwas vollziehen, das den künftigen Koalitionspartner der Union erfreuen dürfte - sei es ein roter oder ein grüner: Sie beschließt höhere Abgaben besser verdienender Arbeitnehmer an das Gemeinwesen. Das entspricht im Kern sozialpolitischen Vorstellungen der SPD und der Grünen. Vielen CDU- und FDP-Wählern dagegen wird es nicht gefallen - die siegreiche Angela Merkel kann insofern dankbar dafür mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Blitzmarathon Osnabrück (ots) - Wer langsam fährt ... Nein, es ging beim Blitzmarathon nicht um Repression, nicht um Schikane und auch nicht um Volkserziehergehabe, sondern schlicht darum, sich einen Tag an Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Wer wollte, konnte sich sogar darauf vorbereiten, wo genau er den Fuß vom Gas nimmt. Dass vielen selbst das offenbar schwerfällt, wie sich diversen Internetbeiträgen entnehmen ließ, stimmt bedenklich. Natürlich ist es legitim, darüber zu sinnieren, ob nicht ab diesem Freitag wieder das ganz alltägliche mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Friedensnobelpreis Osnabrück (ots) - Negativ-Nobelpreis für USA und Russland Die diesjährige Vergabe des Friedensnobelpreises an die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ist ein geschickter Schachzug des Komitees. Denn mit der Zubilligung ist eine ordentliche Portion Kritik verbunden. Und zwar nicht nur an Syrien, sondern auch an Russland - und vor allem der Weltmacht USA. Nur auf den ersten Blick hat es den Anschein, als hätte das Nobelkomitee mit Blick auf Syrien vor allem die brandaktuelle Entwicklung in dem Bürgerkriegsland mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht