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NABU: Strommasten sind noch immer Todesfalle für Vögel/Tschimpke: Viele Netzbetreiber sind Pflicht zur Umrüstung nicht nachgekommen - bessere Kontrollen der Länderministerien notwendig

Geschrieben am 09-10-2013

Berlin (ots) - Eine Umfrage des NABU bei den für Naturschutz
zuständigen Ministerien der Länder zeigt: Bundesweit sind
zehntausende Strommasten noch immer nicht ausreichend für Vögel
gesichert. Und das, obwohl mit Beginn des Jahres 2013 die gesetzliche
Frist für alle Netzbetreiber abgelaufen ist, ihre
Mittelspannungsmasten vogelsicher umzurüsten. "Ab diesem Jahr sollte
in Deutschland erstmals kein einziger Storch oder Rotmilan mehr an
einem Mittelspannungsmast sterben müssen. Doch die Realität sieht
anders aus: Auch in diesem Jahr werden wieder tausende Vögel Opfer
des Stromtods. Denn die Netzbetreiber sind ihren gesetzlichen
Verpflichtungen nicht ausreichend nachgekommen", kritisierte
NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Mittelspannungsmasten stellen für Vögel eine Gefahr dar, wenn sie
mit ihrem Körper stromführende Leitungen und Mastteile gleichzeitig
berühren. Dies kann beispielsweise beim Landeanflug der Fall sein.
Rund sechs Ampere Strom fließen dann ungehindert durch ihren Körper
und verursachen Verbrennungen und den sogenannten Stromtod. Besonders
Greifvögel, Störche und Eulen sind hiervon betroffen. "Es gibt klare
technische Vorgaben und erprobte Verfahren, um das Leben der Vögel zu
schützen. Viele Netzbetreiber nutzen diese jedoch nicht", so
Tschimpke. Dabei schreibe das Bundesnaturschutzgesetz nicht nur die
Entschärfung kritischer bestehender Masten vor, sondern auch den
vogelsicheren Neubau.

Wie die Umfrage des NABU zeigt, sind lediglich drei Bundesländer
den Anforderungen weitgehend nachgekommen. In Nordrhein-Westfalen,
Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg sind die meisten Masten bereits
frühzeitig nachgerüstet worden. Allerdings mangelt es auch hier an
ausreichenden Kontrollen, ob die alten Umrüstungen tatsächlich ihren
Zweck erfüllen. In anderen Ländern, wie etwa Rheinland-Pfalz, ist
derzeit jeder dritte Mast gar nicht gesichert. Zudem ließen einige
Länder große Wissenslücken zum Stand der Umrüstung erkennen. So
antworteten etwa Sachsen und Brandenburg ausgesprochen vage - nach
Ansicht des NABU ein Anzeichen für ein hohes Umrüstungsdefizit.
Nahezu keine Gefahr droht Vögeln in den drei Stadtstaaten sowie in
Schleswig-Holstein. Hier sorgen Erdkabel und vergleichsweise wenige
Freileitungen für ein sichereres Fliegen.

Übereinstimmend teilten die meisten Länder mit, zunächst in
EU-Vogelschutzgebieten mit den Umrüstungen begonnen und sie dort
abgeschlossen zu haben. Gleiches gilt für Gebiete, in denen
gefährdete Großvogelarten nachgewiesen sind. Auf diese Weise konnten
vor allem in Bayern, Thüringen, Schleswig-Holstein, Hessen und
Niedersachsen bedrohte Arten besser geschützt werden. Allerdings
zeigte sich, dass viele Netzbetreiber ihre Umrüstungen allein mit
diesem Schritt als ausreichend betrachten und nicht entschieden genug
ihre Masten flächendeckend entschärfen. Darüber hinaus setzen viele
Netzbetreiber weiterhin auf veraltete und als unwirksam erwiesene
Technik. "Die meisten Länder haben uns eine fristgemäße Umrüstung
gemeldet. Doch nur die wenigsten von ihnen fordern von den
Netzbetreibern auch die neuesten technischen Standards einzuhalten,
die der Verband der Elektrotechnik vorschreibt. Deshalb stehen
vielerorts noch Masten mit alter oder vollkommen untauglicher
Ausrüstung", so Eric Neuling, NABU-Experte für Stromnetze.

Der Grund ist: Die Qualität der Umrüstungen lässt sich anhand der
Meldungen der Netzbetreiber an die Bundesländer nicht überprüfen. So
berichten Vogelschützer immer wieder von falsch gesicherten Masten in
Schutzgebieten oder gänzlich ungesicherten außerhalb. Angesichts der
schleppendenden Entwicklung fordert der NABU von den Bundesländern,
die Kontrollen zu verschärfen. "Zehn Monate nach Ablauf der
gesetzlichen Frist ist es ein unhaltbarer Zustand, wenn weitere Vögel
sterben müssen, ehe ein nicht entschärfter Mast als kritisch
eingestuft wird. Jedes weitere Jahr Verzögerung bei der Umrüstung
zieht erhebliche Verluste für die Vogelwelt nach sich. Alle
untauglichen Masten müssen daher schnellstmöglich ausgetauscht werden
- notfalls mithilfe von neuen gesetzlichen Fristen oder Bußgeldern",
so Neuling.

Die gesamte Bilanz mit einem Überblick über den Stand der
Umrüstung in den einzelnen Bundesländern finden Sie unter
www.NABU.de/tiereundpflanzen/voegel/forschung/stromtod

Für Rückfragen:

Eric Neuling, NABU-Experte für Stromnetze und Naturschutz, Tel.
030-284984-1812



Pressekontakt:
NABU-Pressestelle, Telefon: 0 30.28 49 84-1510, -1722, -1952
Telefax: 0 30.28 49 84-2500, E-Mail: Presse@NABU.de
Redaktion: Kathrin Klinkusch, Annika Natus, Iris Barthel, Nicole
Flöper


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