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DER STANDARD-KOMMENTAR "Tauscht Bildung gegen Macht" von Lisa Aigner

Geschrieben am 08-10-2013

Die Piaac-Studie zeigt einmal mehr: In der Bildungspolitik
muss sich etwas ändern - Ausgabe vom 9.10.2013

Wien (ots) - Wieder einmal zeigt eine Studie, dass Österreicher
schlecht lesen können, dass Bildung weitergegeben wird und dass es
Migranten hierzulande besonders schwer haben. Die internationale
Bildungsstudie "Piaac", bei der Schlüsselkompetenzen der 16- bis
65-Jährigen getestet wurden, bestätigt nicht nur, was wir seit Jahren
wissen und worüber ebenso lange diskutiert wird. Vielmehr zeigt sie
auch, dass bereits die Bildungspolitik der 1970er-, 1980er- und
1990er-Jahre verfehlt war und dass auch die Weiterbildung am
Arbeitsplatz nur schlecht funktioniert. Wie viele Studien müssen in
Österreich noch präsentiert werden, bis tatsächlich eine große
Bildungsreform passiert? In der großen Koalition wurde in der
Vergangenheit hauptsächlich an kleinen Schrauben gedreht. Um nur ein
paar Beispiele zu nennen: Es gibt eine Neue Mittelschule, aber keine
Gesamtschule. Die Lehrerausbildung wurde zwar reformiert. Eine
gemeinsame Ausbildung aller Lehrer an einer Institution kann, muss
aber nicht passieren. Noch immer werden Pflichtschullehrer anders
ausgebildet als Gymnasiallehrer. Zur Verschlankung der
Schulverwaltung wurden gerade einmal die Bezirksschulräte
abgeschafft. Einer der größten Unterschiede zwischen den
skandinavischen Ländern, die in dieser Studie wieder einmal die
Besten sind, und Österreich ist nicht nur die vielzitierte und
umstrittene Gesamtschule. Die Lehrerausbildung und vor allem die
Lehrerauswahl ist eine andere. Österreich braucht bessere Lehrer, die
mit Freude an die Arbeit gehen und Zeit dafür haben, die Schüler
individuell zu fördern. Bei der Reform der Lehrerausbildung wurde
bereits ein Auswahlverfahren für künftige Lehrer beschlossen. Es
bleibt zu hoffen, dass dieses so angelegt wird, dass tatsächlich nur
die besten vor den Schülern in der Klasse landen. Die Piaac-Studie
hat auch gezeigt, dass Österreichs Frauen in allen Altersgruppen sehr
viel schlechter rechnen können als Männer. Der Unterschied zu den
anderen OECD-Ländern ist signifikant. Das ist ein Auftrag an die
Politik, die Förderung von Frauen stärker ins Zentrum zu rücken. Auch
hier sind Reformen in der Schule gefragt. Lehrer müssen so
ausgebildet werden, dass auch die Mädchen für Mathematik begeistert
werden. Es scheint immer noch die Annahme zu geben, dass das nicht
notwendig sei. Es wird Zeit, dass die Parteiinteressen aus der
Bildungspolitik verschwinden. Mit der großen Koalition herrscht in
der Bildungspolitik ein Gleichgewicht des Schreckens. Reformen werden
am Tauschbasar beschlossen. Das ist der Grund, warum es keine
geregelte Universitäten-Finanzierung und keine Gesamtschule gibt,
obwohl beides international üblich ist. Der nächste Bildungsminister
darf darum weder rot noch schwarz sein. Nur eine Person, die vom Erbe
des ewigen Bildungsstreites unbelastet ist und nicht auf die
Interessen der Parteifunktionäre schielen muss, kann die nötigen
Reformen umsetzen. Für ein Ende des Stillstands sollten sich SPÖ und
ÖVP in der nächsten Koalition eine Partei dazuholen. Das
Bildungsministerium sollte von den Grünen oder den Neos besetzt
werden. Sicher ist: Mit SPÖ und ÖVP wird sich auch in der nächsten
Regierung nur wenig in der Bildungspolitik ändern. Wenn Österreich
bei der nächsten Piaac-Studie in zehn Jahren besser abschneiden will,
sollten beide die Verantwortung für das Ministerium für die nächsten
fünf Jahre abgeben.

Rückfragehinweis:
Der Standard
Tel.: (01) 531 70 DW 445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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