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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Steinbrück kündigt Rückzug an Menschlicher Zug CARSTEN HEIL

Geschrieben am 27-09-2013

Bielefeld (ots) - Peer Steinbrück - nein - wirft nicht die Brocken
hin. Der 66-Jährige kündigt an, seine gelungene politische Karriere
geordnet zu beenden. Das ist das gute Recht eines letztlich
gescheiterten Kanzlerkandidaten im Rentenalter. Denn die mickerigen
zwei Prozent mehr für die SPD im Vergleich zur desaströsen
Bundestagswahl von 2009 sind kein Ruhmesblatt für ihn. Schon in den
letzten Wochen des Wahlkampfes wirkte Steinbrück zu entspannt, um
glaubwürdig vertreten zu können, dass er auch nach einer unglücklich
verlaufenen Kandidatur weiterkämpfen würde. Und er hat immer betont,
dass er nicht in ein Kabinett Merkel eintreten würde. Endlich bleibt
er sich wieder treu. Peer Steinbrück begibt sich mit dieser klaren
Entscheidung auf den Weg zurück zu sich selbst. Es reichte. Er, der
sich im Dienst für seine Partei in Wahrheit während des Wahlkampfes
verbogen und aufgerieben hat bis zur Unkenntlichkeit, sehnt sich nach
sich selbst. Das Verleugnen seiner Persönlichkeit - was Politik dem
Menschen in schweren Zeiten abverlangt - war schließlich sein Problem
im Rennen um das Kanzleramt. Aber: vorbei, Vergangenheit. Steinbrück
zeigt in diesem Zurückfinden zu sich selbst nicht Größe, sondern
Einsicht. Er klammert sich nicht mehr an irgendwelche Hoffnungen,
hält sich keine Hintertürchen offen. Ein belesener, gebildeter,
analytischer und gleichzeitig sehr emotionaler Mann wie Peer
Steinbrück kommt zu der Erkenntnis: Es ist genug. Dazu ist ihm
menschlich zu gratulieren. Das Leben ist mehr als Politik und Arbeit
und Leistung und Macht und Einfluss. Dass er dazu ausgerechnet den
SPD-Parteikonvent nutzt, dem er damit inhaltlich einen großen Teil
seines Wertes raubt, weil alle Welt nur über das Karriereende
Steinbrücks redet und nicht über Inhalte, ist nur Begleitmusik.
Steinbrück hat sogar noch den Durchhaltewillen bewiesen und die große
Koalition mit auf den Weg gebracht. Seine emotionale Rede am
Freitagabend auf dem Parteikonvent kann Wirkung in Richtung große
Koalition haben. Viele Politstrategen konnten sich vorstellen, dass
das von 2005 bis 2009 erfolgreiche Duo Merkel/Steinbrück (Letzterer
diesmal in der Rolle des SPD-Fraktionsvorsitzenden, weil er ja nicht
in die Regierung wollte) an die damalige große Koalition anknüpfen
könnte. Und dem Volk wäre das auch die liebste Lösung. Dazu wird es
nach Steinbrücks Ankündigung jedoch nicht mehr kommen. Doch auch das
gilt es zu bemerken: Die Gewichte innerhalb der SPD haben sich
verschoben. Wenn die Ablehnung der großen Koalition durch
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mehr ist als reine Taktik
(was auch im Willy-Brandt-Haus niemand wirklich weiß, wie zu hören
ist), um möglichst viel für die SPD herauszuholen, bleibt vieles
weiter offen. Die Fürsprecher einer großen Koalition haben mit
Steinbrück eine Stimme verloren. Steinbrück selbst hat die Freiheit
gewonnen. Sie ist ihm nach einem langen Wirken für NRW und
Deutschland zu gönnen.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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